Auf dem Holzweg
Seit Georg Mühlegger als kleiner Junge seinem Großvater in dessen Holzwerkstatt über die Schulter schauen durfte, war für ihn klar: Diesem Material werde auch er sein Berufsleben widmen. Ein Holzweg, der sich sehen lassen kann. Daraus entstanden ist das Atelier Arti.
Der Duft frischen Holzes fasziniert Georg Mühlegger bis heute. Für ihn strahlt dieser Geruch Kraft, Ehrlichkeit und Natürlichkeit aus. Seit Lebzeiten. Denn früh war für den gebürtigen Tiroler klar, dass er in dieselbe Kerbe wie sein Großvaters schlagen werde. Nach dem Abschluss der Bildhauerschule in Elbigenalp folgte gleich der erste große Erfolg, welcher Georg von einem Tag auf den anderen in alle Radio- und TV-Sender Österreichs brachte: „Ich gewann den Bildhauerwettbewerb für ein Monument der amerikanischen Popband New Kids on the Block. Das war ein wegweisender Moment.“ Der internationale Ruf als Bildhauer war somit früh gelegt, 2001 gründete Georg schließlich seine eigene Bildhauerwerkstätte Atelier Arti in Hopfgarten im Brixental.
Faszination Holz
„Täglich bin ich von dem Werkstoff Holz neu fasziniert. Dass man etwas, was frei in der Natur wächst, so formen kann, wie beispielsweise eine 300 Jahre alte Truhe, die nach wie vor in voller Schönheit einen Raum schmückt, das hat für mich etwas Großes.“ Die Freude an der Arbeit spürt man bei Georg in jedem Handgriff: „Wenn ich morgens in meine Firma fahre, stimmt mich das glücklich und ich komme abends zufrieden nach Hause. Dieses Gefühl kann man sich nicht kaufen, diese Zufriedenheit muss sich ein jeder selbst schaffen.“ Wer als Gast oder Einheimischer in den Tiroler Bergen oder am neuen KAT Walk unterwegs ist, wird überall die Werke von Georg Mühlegger zu sehen bekommen. Zahlreiche Naturspielplätze wurden von ihm entworfen, wie etwa der Erlebnispark Hexenwasser in Söll, welcher den Staatspreis für Tourismus 2003, den „The Alps Award“ 2013 und den Österreichischen Tourismus-Innovationspreis 2016 gewann. Aber auch besondere Aussichtsplätze, Kunstinszenierungen und Wellnessliegen am Weges- und Bergesrand laden zum Erholen, Sinnieren und Entspannen ein. „Wenn ich dann in meinem Emailpostfach ab und an eine Nachricht finde, dass sich ein Wanderer bedankt, weil die Relax-Liege, auf der er Rast suchte, so bequem war, ist das für mich der größte Lohn. Dann bekomme ich Gänsehaut.“ Das wichtigste ist für ihn jedoch, mit der Bergwelt sorgsam umzugehen: „Man muss nicht übertreiben. Reduktion ist manchmal mehr, dafür zählt umso mehr eine hochwertige Gestaltung.“
Auszeit in den Bergen und am Wasser
Seine Freizeit verbringt Georg Mühlegger auf seinem E-Bike in den Tiroler Bergen oder am Segelschiff am Meer. Beides bringt den Bildhauer dazu, dass er seine Batterien wieder aufladen kann und mit neuem Tatendrang zu Werke schreitet: „Ich bin definitiv kein Draufgänger, sondern der Genießer-Typ. Um geben zu können, muss ein jeder nehmen. Ich hole mir meine Energie aus der Natur. Auf der Alm sitzen, einen guten Käse essen, ein Glas Milch dazu, das stärkt Seele und Geist.“
Zeit für sich nehmen
Generell ist Georg kein Freund der heutigen Schnelllebigkeit und der Digitalisierung: „Die Arbeit am Computer hat mich nie interessiert, ich bin froh, wenn ich mit meinem Smartphone halbwegs zurechtkomme. Diese ständige Erreichbarkeit erzeugt immensen Druck. Ich denke, unsere Vorfahren haben das besser gemacht, sich mehr Zeit gelassen. Wir sind in ein Schwungrad hineingewachsen, dessen Rad sich tunlichst langsamer drehen sollte, ansonsten wird es uns irgendwann rausschleudern. Der Körper schickt die Warnsignale ohnehin voraus, die Menschen müssen wieder lernen, darauf zu hören.“ Und sich vielleicht öfter mal einfach an den Wegesrand auf eine Liege oder Bank – gefertigt von Georgs geschickten Händen - setzen, sich selbst aus der Spur nehmen und die Gedanken schweifen lassen. Um weiter zu sehen. Und um letztlich erholter zurückzukehren. Für die gesunde Zukunft der eigenen Seele.