Der Aberglaube
Wenn wir das Wort Aberglaube hören, fallen uns auf Anhieb zahlreiche Dinge ein, die überwiegend negativ besetzt sind. Zum Beispiel eine schwarze Katze von links nach rechts laufend (oder doch anders rum?), Freitag der 13. oder einfach nur die Zahl 13.
In unserem Kulturkreis gibt es aber auch zahlreiche Überlieferungen quer durch alle Jahreszeiten, die bei nicht einhalten, Unglück bringen sollen. Aber keine Angst, es gibt auch den positiven Aberglauben. :)
Hoffnungsträger, oder Vertrauen in alte Riten?
Von einigen möchte ich euch hier erzählen, die meisten dieser „Gebote“ hat mich meine verstorbene Großmutter gelehrt. Obwohl sie eine zutiefst gläubige Person war - vor allem der Glaube an die „Himmemuater Maria“ war sehr groß, hat sie aber doch immer strikt diese alten Bräuche befolgt, die an sich nichts mit ihrer Religion zu tun hatten.
So zum Beispiel bringt es Unglück, wenn man in der Nacht vor oder am Tag nach einer Rauhnacht (24.12., 31.12. und 05.01.) Wäsche trocknet (besonders nicht am Balkon). Ebenfalls, so der Glaube, soll eine arme Seele im Raum sein, wenn ein Messer am Rücken liegt und die Klinge nach oben zeigt. Oder gar Messer und Gabel überkreuzt, dann geht der Teufel ums Haus.
Besondere Beachtung finden diese Überlieferungen auch im Bereich der bäuerlichen Tierhaltung. So bringt es zum Beispiel Unglück, wenn die Almtiere (Kühe, Schafe, Ziegen, Schweine, …) an einem Knödeltag (Dienstag oder Donnerstag) auf- oder abgetrieben werden. Laut Überlieferung werden die Tiere frühzeitig Bestandteil des Knödels, wenn man dieses ungeschriebene Gesetz bricht.
In unserem Kulturkreis war auch der Aberglaube verbreitet, dass wenn ein Verstorbener übers Wochenende aufgebahrt wird, ihm gleich drei Personen aus der Gemeinde/Region nachfolgen werden. Somit kam es dazu, dass die Bestattungen meist ziemlich zügig abgehalten wurden.
Aber wie oben schon angekündigt, gibt es auch den positiven Aberglauben.
Wie schon im Artikel „Wenn die Kühe auf die Alm gehen“ erwähnt, wird im August der „Weichbuschen“ gebunden. Hierbei werden verschiedene Kräuter gesammelt und zu einem schönen, großen Strauß gesteckt. An den Rauhnächten und am Tag des Almauftriebs bekommen die Tiere am Bauernhof eine Hand voll von den gerebelten Kräutern zu fressen. Diese Kräuter sollen die Tiere stärken. Vielerorts wird ein Teil der Kräuter gleich zum Räuchern verwendet, um die bösen Geister aus den Räumlichkeiten zu vertreiben. Aber zu den Rauhnächten werde ich noch einen eigenen Beitrag verfassen.
Am Palmsonntag werden in der römisch katholischen Kirche Palmbuschen geweiht. Diese bestehen überwiegend aus Palmkätzchen, (das sind Zweige von Weidenbäumen mit ihren Blüten) und aus Zweigen vom Buchsbaum. Die Palmbuschen werden nach der Weihe daheim im Herrgottswinkel, neben der Wetterkerze, aufbewahrt. Wenn dann im Sommer die Zeit der schweren Gewitter kommt, nimmt man von dem geweihten Buschen einen Zweig und entzündet diesen im Herd. Natürlich wird die Wetterkerze auch angezündet, damit Gott großes Unheil abwendet.
Es gibt bestimmt noch unzählige, weitere Geschichten zum Thema Aberglaube, auch ich selber kenne noch einige. Leider wird dieses Wissen zunehmend verloren gehen. In der „aufgeklärten“ Welt ist man auf diese „Hoffnungsträger“ nicht mehr angewiesen, sie stammen meist alle aus dem bäuerlichen, ländlichen Leben. Was kümmert es einen Stadtbewohner an welchem Wochentag die Kühe von der Alm abgetrieben werden? Bestimmt nicht viel! Mit diesem Artikel bekommen vielleicht einige Leser, auch aus dem ländlichen Raum, wieder eine Idee davon, welche große Rolle die Hoffnung im Leben unserer Vorfahren spielte. Denn in meinen Augen ist die Hoffnung der zentrale Bestandteil des Aberglaubens.