Die wichtigen Aufgaben der Jäger im Winter
Sie stillen den Hunger der PillerseeTaler Wildtiere
Wir treffen Reinhard Köck, den Gemeindejäger von Hochfilzen, an einem frostigen Tag im Januar. Die Sonne scheint nebelverhangen vom Himmel, doch auf wärmende Sonnenstrahlen warten wir vergebens. In der Eiseskälte zeigt sich der Winterwald von seiner schönsten Seite: Die Schneekristalle glitzern und die Äste der Bäume beugen sich unter der Last einer dicken Schneedecke. Wir passieren eine Langlaufloipe und schlagen einen Weg ein, der durch den vielen Schnee gar nicht mehr als solcher zu erkennen ist.
Unterwegs zur Futterstelle im Winterwald
Ohne Schneeschuhe wären wir an diesem Punkt verloren. Es ist meine erste Wanderung auf den übergroßen Steighilfen und ich finde Gefallen an dieser langsamen Art der Bewegung. In unserem Fall ist aber nicht der Weg das Ziel, sondern ganz eindeutig das Ziel selbst: Reinhard Köck betreut zwei Futterstellen – eine in Fieberbrunn, die nur mit Skiern zu erreichen ist und eine zweite in Hochfilzen, der man sich auf Schneeschuhen nähern muss. Je nach Witterung besucht er die Futterstellen mindestens einmal pro Woche. Heute dürfen wir ihn begleiten.
"Ich verbinde diese Aufgabe gerne mit etwas Bewegung. Nach einem Tag im Büro freue ich mich auf einen Ausflug in den Wald", berichtet der passionierte Jäger, der eigentlich als Innenarchitekt tätig ist. Die Jagdpacht hat er unter tragischen Umständen von seinem Vater übernommen: Eines Tages kam dieser auf dem Weg zur Futterstelle unter eine Lawine und konnte nur mehr tot geborgen werden. Sein Sohn führt die Familientradition fort.
Die wichtigsten Aufgaben des Jägers im Winter
- Eine artgerechte Fütterung
- dient der Vermeidung von Wildschäden
- und der Jäger erfüllt seine Hegepflicht
Naherholungsgebiet oder Rückzugsort für die Wildtiere?
Inzwischen hat sich der Naturliebhaber mit seiner Tätigkeit angefreundet, er sieht sich als Vermittler zwischen Mensch und Tier. "Die Wohlfahrtswirkung des Waldes ist in Österreich gesetzlich festgeschrieben, jeder Mensch darf in den Wald gehen. Wenn jeder Einzelne achtsam ist, dann haben alle Platz", ist Reinhard Köck überzeugt. Obwohl er Verständnis hat für Freerider und andere Freizeitfanaten, fordert er Rücksichtnahme: "Ich bin der Meinung, dass diese Leute auch eine Holschuld haben. Sie müssen sich informieren, welche Regeln im Wald gelten, denn das Wild ist im Winter sehr anfällig für Störungen", erläutert der Jäger.
Seine Futterplätze hat er mit großen Tafeln gekennzeichnet. Trotzdem fahren einige Unbelehrbare immer wieder mit den Skiern hindurch. Und genauso auch durch das Unterholz, das den Wildtieren einen letzten Rückzugsort bietet. "Eine Gämse fährt im Winter ihren Stoffwechsel auf ein Mindestmaß herunter. Sie darf in diesem Ruhemodus nicht zu oft gestört werden. Wenn das Tier mehrmals flüchten muss, dann kann das zum Erschöpfungstod führen", berichtet Reinhard Köck aus seiner langjährigen Erfahrung.
Pssst... nicht aufwecken! Wie du Störungen vermeidest.
- Bleib beim Spaziergang durch den Winterwald auf den Wegen.
- Lass die Wildtiere in den frühen Morgen- und Abendstunden allein.
- Vermeide unnötigen Lärm und leine deinen Hund unbedingt an.
- Nicht füttern! Abfälle können für die Wildtiere lebensgefährlich sein.
Besonders harte Winter machen den Tieren zu schaffen
Aus der Ferne erkennen wir die Futterstelle. Mit stetem Schritt arbeiten wir uns weiter vor. Trotz der Schneeschuhe sinken wir ein – der frische Pulverschnee gibt unter unseren Füßen nach. Gerade in dieser Zeit sind die Wildtiere auf die Notfütterung angewiesen. Im Tal sind die Wiesen von Straßen durchzogen, weiter oben die Wälder von Forstwegen. Um ungestört zu bleiben, müssen sich die Wildtiere in immer abgelegenere Gebiete zurückziehen.
Im Winter finden sie oft kein mageres Blatt mehr, um sich zu ernähren: "Früher konnten die Tiere dorthin wandern, wo heute wir Menschen sind. Deshalb ist es mittlerweile die Aufgabe des Menschen, die Tiere durch den Winter zu bringen", erklärt Reinhard Köck. Inzwischen sind wir bei der Futterstelle angekommen. Er öffnet eine Holzhütte – aus rohen Brettern gezimmert – und beginnt mit seiner eigentlichen Arbeit.
So wird der Hunger der Wildtiere gestillt
Zuerst befreit er die Futterstelle von Schnee – in manchen Jahren muss er die Tröge regelrecht ausgraben. Besonders harte Winter machen auch den Tieren zu schaffen, wie Reinhard Köck berichtet: "Nach schneereichen Wintern zählen wir circa 30 Prozent weniger Wildtiere. Die Abschusspläne werden trotzdem nicht angepasst, weil die Tiere von der Forstwirtschaft als Schädling angesehen werden". Als Gemeindejäger haftet er für Wildschäden - ein Grund mehr, den Hunger der Wildtiere im Winter zu stillen.
Das Grünfutter für die Wildtiere hat Reinhard Köck bereits im Sommer an Ort und Stelle eingelagert. Er legt besonders großen Wert auf die artgerechte Fütterung der Tiere und rät Passanten davon ab, den Tieren anderes Futter bereit zu stellen. "Hirsche brauchen fasriges Heu aus dem ersten Schnitt, Rehe hingegen mögen blättriges Heu aus der zweiten Ernte", erklärt Reinhard Köck, der das Heu im Frühsommer behutsam schneidet. Zusätzlich erhalten die Tiere eine kleine Menge Körner, um ihnen alle nötigen Nährstoffe zukommen zu lassen. So kommen sie gut durch den Winter - beschützt und behütet von ihrem Jäger.
Nicht nur in Hochfilzen sind die Gemeindejäger im Winter mit der Wildtierfütterung beschäftigt, sondern auch in anderen Gemeinden des PillerseeTales. Wir haben auch den Hegemeister von Waidring Harald Massinger zur Wildtierfütterung begleitet. In Fieberbrunn wiederum trifft man auf andere Tiere im Winterwald: Bei einer Lama-Wanderung spaziert man mit den felligen Freunden an der Leine durch die idyllische Winterlandschaft. Mit Birgit Schwaiger kann man sich auf Spurensuche im Winterwald mit anschließendem Räucherworkshop in Fieberbrunn begeben.
Auf unserem Blog bärig.tirol findet Ihr noch viele andere interessante und informative Geschichten aus dem PillerseeTal.