Einblicke in die Pferdezucht Wörgötter
Edle Optik, starker Charakter
Wolfgang und Christoph Wörgötter teilen eine gemeinsame Leidenschaft: Auf ihrem Hof in St. Ulrich am Pillersee züchten sie mit viel Engagement Warmblüter. Wir haben dem Vater-Sohn-Gespann und seinen edlen Vierbeinern einen Besuch abgestattet und uns einen Einblick in die Pferdezucht geben lassen.
„Es zahlt sich aus, neue Wege einzuschlagen und den Schritt zu wagen, eigene Träume zu verwirklichen“, erzählt Christoph Wörgötter, während er seiner Jungstute Amira über den Rücken streicht. „Auch in unserer Region muss eine Landwirtschaft nicht unbedingt nur aus Milchkühen, Schweinen und Hennen bestehen, sondern kann eben auch mit einem Stall voller Pferde betrieben werden. Das bringt Vielfalt“, erklärt er.
Dressurzucht mit Tradition
Dass es sich im Leben lohnt, an seinen Zielen festzuhalten, lebte schon sein Großvater Thomas vor. Er war es, der im Jahr 1978 einen Pferdestall in St. Ulrich am Pillersee errichtete und im Anschluss Warmblutpferde samt einer ersten Zuchtstute erwarb. „Mit diesen Rassen kann man sehr gut arbeiten. Die Tiere sind anmutig, verlässlich, intelligent, ausdauernd, muskulös und fleißig“, zeigt sich Christoph, der heute gemeinsam mit seinem Vater Wolfgang die Pferdezucht am Hof betreibt, überzeugt.
Eine Tradition, die Vater und Sohn verbindet
Während Wolfgang hauptberuflich bei der Tiwag in St. Johann in Tirol im Einsatz ist, arbeitet Sohn Christoph als Amtsleiter in der Gemeinde St. Ulrich am Pillersee und agiert zudem als Obmann des Tiroler Pferdezuchtverbandes und darüber hinaus noch als Vizeobmann der Arbeitsgemeinschaft Warmblutzucht Österreich, kurz AWÖ. Die Landwirtschaft wurde schon immer im Nebenerwerb geführt, da das finanzielle Risiko ansonsten zu groß wäre. Schließlich kann jederzeit etwas passieren – ein Fohlen stirbt, eine Stute verletzt sich – dann wäre der finanzielle Verlust unmittelbar existenzgefährdend.
So ist es ein wunderbares Hobby, bei dem die beiden zur Ruhe kommen „müssen“, wie uns Christoph erklärt: „Egal wie hektisch ein Arbeitstag auch verläuft, im Stall muss man gelassen auf die Tiere zugehen. Sie spüren ganz genau, wie die Menschen, die sie betreuen, sich fühlen. Wenn man den Pferden angespannt gegenübersteht, wird es schwierig, mit ihnen zu arbeiten.“
Dürfen wir vorstellen: Zuchtstute Arzizona
Arizona heißt die Zuchtstute von Wolfgang. Die Namen der weiblichen Pferde beginnen immer mit demselben Anfangsbuchstaben der Mutterstute. Das derzeit erfolgreichste Pferd aus ihrer Zucht heißt Amira. Sie wurde 2018 geboren und hat im Bundeschampionat sogar den zweiten Platz und somit den Vizechampionatstitel in den Stall Wörgötter geholt. „Im Alter von drei Jahren haben wir begonnen, sie langsam anzureiten. Wie einfach oder kompliziert sich dieser Prozess gestaltet, hängt immer vom Pferd ab. Manche sind einfach zu handhaben, andere wehren sich. Das lässt sich schwer vorhersagen und erfordert viel Feingefühl sowie jede Menge Zeit“, erklärt Christoph.
Herkunft und sportliche Erfolge sind ausschlaggebend
Am Hof werden alle Tiere auch als Sportpferde eingesetzt. Bis jetzt gab es immer nur eine Zuchtstute, ab sofort sollen allerdings keine Tiere mehr verkauft und die Zahl der Warmblüter am Hof somit erhöht werden. Während Wolfgang die anmutige Amira an der Longe durch den Schnee traben lässt, gibt er Einblicke in die Pferdezucht: „Die Herkunft spielt immer eine große Rolle und wird gemeinsam mit den Turniererfolgen genau dokumentiert. In Kennerkreisen sind die sportlichen Erfolge der Tiere für die Bekanntheit und das Image einer Pferdezucht ausschlaggebend.“ Umgekehrt nehmen Züchter aber auch die möglichen Käufer genau unter die Lupe, um sicherzustellen, dass es den Pferden weiterhin gut geht.
Zusammenarbeit mit dem Strasserwirt
Familie Wörgötter, die eine Dressurzucht betreibt, arbeitet gern und viel mit dem Strasserwirt, einer Springpferdezucht, zusammen. Wolfgang und Christoph übernehmen die Jungzucht ihres Kollegen, da Fohlen am besten zu zweit aufgezogen werden. Im Gegenzug dürfen sie die Reithalle beim Strasserwirt für das Training benützen. Bei Veranstaltungen wird darüber hinaus selbstverständlich auch zusammengeholfen. So ergänzen sich die beiden Pferdezuchten wunderbar und sind eine Bereicherung für St. Ulrich am Pillersee. An Turniertagen kommen bis zu 400 Teilnehmer zum Strasserwirt.
Pferderassen einfach erklärt
Hast du gewusst, dass Kaltblüter, Warmblüter und Vollblüter für das Temperament der jeweiligen Rasse stehen?
Kaltblüter, Warmblüter und Vollblüter
- Kaltblüter sind schwer und haben ein ruhiges Wesen. Sie wurden früher oft als Arbeitspferde in der Landwirtschaft eingesetzt.
- Vollblüter hingegen sind temperamentvolle Pferderassen, die auf das edle Araberpferd zurückgehen. Ihr schlanker Körperbau macht sie schnell und damit zu idealen Rennpferden.
- Warmblüter, wie sie auch in St. Ulrich am Pillersee gezüchtet werden, sind Mischwesen. Sie haben ihren Ursprung im Kaltblut, wiegen aber deutlich weniger und sind wendiger als ihre schweren Artgenossen. Das liegt daran, dass sie mit Vollblutrassen gekreuzt wurden. Die aktiven und leistungsbereiten Tiere lassen sich in jedem Bereich einsetzen.
4 Fakten rund um die Dressur
Am Wörgötter-Hof in St. Ulrich am Pillersee werden ausschließlich Dressurpferde gezüchtet. Doch was ist Dressurreiten eigentlich und woher kommt diese Disziplin?
Wir klären auf:
- Definition: Die Dressur ist eine Disziplin im Pferdesport, bei der die natürlichen Bewegungen des Pferdes durch gymnastische Übungen gefördert werden sollen. Die Gesunderhaltung des Pferdes steht dabei im Mittelpunkt. Im Wettkampf besteht das Ziel darin, durch minimale Signale des Reiters (Hilfen) eine perfekte Ausführung der Aufgaben (Lektionen) zu bewirken.
- Geschichte: Bis zum Barock war die Dressurausbildung eher Mittel zum Zweck: Aus dem Pferd sollte ein gehorsamer Gefährte für den Kampf geformt werden. Ende des 19. Jahrhunderts folgte die Anerkennung als Sportart. Sie entwickelte sich aus dem Vergleich zwischen Offizieren und war anfangs – wie viele reitsportliche Disziplinen – auch nur diesen vorbehalten. 1912 ging die erste Dressurprüfung bei den Olympischen Spielen in Stockholm „über den Platz“.
- Klassen: Dressurprüfungen werden in verschiedene Schwierigkeitsgrade unterteilt: E (Einstieg), A (Anfänger), L (leicht), M (mittelschwer), S (schwer), Intermediaire I und II sowie Grand Prix St. George.
- Lektionen: Bei Turnieren gilt es, eine bestimmte Anzahl an Lektionen in einer festgelegten Reihenfolge zu absolvieren. Je nach Schwierigkeit der Klasse differieren die auszuführenden Aufgaben.
Auf vier Hufen durchs PillerseeTal
Du möchtest persönlich Bekanntschaft mit den Einhufern machen und direkt auf dem Rücken der edlen Tieren Platz nehmen? Das Landhotel Strasserwirt bietet ganzjährig professionellen Reitunterricht an. Ihren Höhepunkt finden die Reitstunden bei Ausritten in die wundervolle PillerseeTaler Naturlandschaft.