Eine „mahlerische“ Zukunft
Die Wieshofer Mühle ist eine der wenigen noch vollkommen in Privatbesitz geführten Mühlen Österreichs. Verantwortlich dafür ist Lukas Krainz, der gemeinsam mit seiner Schwester Caroline das Familienerbe mit Fleiß und Stolz hochhält.
Klappern tut sie schon lange, die Wieshofer Mühle in St. Johann in Tirol. Deren Geschichte reicht weit in die Vergangenheit zurück. Schon im 12. Jahrhundert wurde hier kostbares Mehl gemahlen. Im Jahr 1857 ging das Unternehmen schließlich in den Familienbesitz der Wieshofers über. Seit 2010 leitet Lukas Krainz, Sohn von Werner Krainz, der wiederum der Neffe des kinderlosen Johann Wieshofer war, das Unternehmen. So weit, so kompliziert. Doch auch die Übernahme gestaltete sich für den jungen Betriebsnachfolger alles andere als einfach, wie Lukas rückblickend berichtet: „Die familiäre Situation war schwierig, zudem standen die wirtschaftlichen Zahlen nicht gerade im grünen Bereich.“ Zum Glück war er – als studierter Betriebswirt – mit seinen Fachkenntnissen zur rechten Zeit am rechten Fleck.
Zwei Geschwister. Eine Leidenschaft.
„Wir machen keinen Hehl daraus, dass das österreichweite Mühlensterben unserem Betrieb sehr stark zugesetzt hat. Nach erfolgtem EU-Beitritt 1995 existierten zur Jahrtausendwende in ganz Tirol nur mehr zwei Mühlen. Nie zuvor galt es sich so intensiv durch innovative Ideen, hochwertige Produkte und bestem Service am Markt unersetzlich zu machen.“ Doch Lukas gab nicht auf, sondern holte sich mit seiner Schwester Caroline eine große Stütze für die Buchhaltung ins Unternehmen. Gemeinsam entschied man sich gegen das Jammern und krempelte stattdessen entschlossen die Arme hoch. Die Arbeitsstunden, die seitdem in den Erhalt der Wieshofer Mühle geflossen sind, die zählen Lukas und Caroline schon lange nicht mehr. Gelohnt hat es sich in jedem Fall, wie heute beide stolz behaupten können.
Mehl ist nicht gleich Mehl
In der Wieshofer Mühle fließen jahrelange Tradition, modernste Technologie, Nachhaltigkeit und persönliche Betreuung nahtlos ineinander, die Produktpalette ist von regionaler Qualität geprägt: „Wir verarbeiten Weizen und Roggen zu Mehl, Vollkornprodukten, Kleie, Weizenkeimen, naturbelassenen Mehlen und BIO-Mehl für Traditionsbäcker, große Bäckereien, Gastronomie, Großabnehmer und den kleinen Privatkunden. Im Mischfutterwerk erzeugen wir maßgeschneiderte Qualitätsprodukte für große wie kleine Nutztiere.“ Der Rohstoff, das wertvolle Korn, kommt dabei ausschließlich aus Österreich. Transparenz und nachvollziehbare, kurze Transportwege stehen im Vordergrund. „Mehl ist nicht gleich Mehl. Wir haben ursprünglich mit 5 Sorten angefangen, heute liegen wir bei 30 verschiedenen Typen.“ Ohne ein perfektes, eingespieltes Team wäre diese Servicequalität nicht machbar. „Bei uns ziehen alle an einem Strang, die Räder laufen perfekt ineinander, jeder denkt mit und holt aus seinem Bereich das beste heraus.“
Nachhaltigkeit in allen Bereichen
Das Thema der Nachhaltigkeit ist für Lukas essenziell: „Ich befasse mit sehr viel mit Getreideanbau. Beliebig austauschbare Ware zusammenmischen, das kann schließlich jeder. Wir verstehen uns hingegen als Handwerker, legen Wert auf das Besondere, das Einzigartige und wollen keine billige Massenware produzieren.“ Um in allen Bereichen effizient zu arbeiten, wurde in den letzten Jahren stark in neue Energieformen investiert: Geheizt wird mittels Biomasseanlage, Strom liefert das eigene Wasserkraftwerk, eine Photovoltaik-Anlage ist gerade im Entstehen. Für eine „mahlerische“ Zukunft ist man also bestens vorbereitet in der Wieshofer Mühle.