Helm auf und durch!

Ich wollte mich an die Hüttenbank lehnen, die Zehenspitzen in den Bach strecken und im Gastgarten einen Espresso trinken. Ich hab von saftigen Almen geträumt, wollte von herzhaften Hüttenjausen schwärmen und vor glitzernden Gipfelkreuzen in die Kamera strahlen. Tja. Man kann bekanntlich nicht alles haben. Aber drei Tage Regen – das kann man schon mal haben.

Jetzt kann ich weder vom imposanten Bergpanorama am KAT Bike schwadronieren noch sonnengeküsste Selfies präsentieren.

Aber ich könnte von den Farnen berichten, die am Wegesrand Spalier stehen, während der Wald dahinter zwischen zwei Regenschauern Luft holt und dicke Nebelschwaden ausatmet. Ich könnte von den unzähligen Bächen schwärmen, die sich kraftvoll in einem Wasserfall ergießen oder tröpfchenweise aus Felslöchern plätschern.

Ich könnt von der Goldammer trällern, die hoch oben auf den Kalksteinalmen zwischen den Kühen flattert und ihr Knallgelb in diesen Regentag zaubert. Ganz zu schweigen von der Rehgeiß, die glaubte, bei Regen den flowigen Harschbichltrail bei St. Johann für sich allein zu haben …

Begegnungen am Wegesrand

Ich könnte auch von Pete von "Bike Nature" erzählen, der mir, am Trailende angekommen, nicht nur mein völlig verschlammtes Bike waschen lässt, sondern auch einen Kaffee aus der Teamküche kredenzt (kann ja in kein Kaffeehaus, so wie ich aussehe). Oder von Christina, die am Ende ihres ersten Arbeitstages als Masseurin im Penzinghof ihre Knöchel in meine Faszien pressen darf. Sportmassage nennt man die Prozedur. An dieser Stelle Danke, Christina – der Schmerz des Abends hat sich schon am nächsten Morgen ausgezahlt.

Hab ich Herrn Eder, den Seniorchef vom Hotel Alte Post in Fieberbrunn, schon erwähnt? Er chauffierte mich vorbei an Zug- und Straßensperre über die sieben Berge wieder zurück nach Hopfgarten, während im Tiroler Unterland aufgrund der immensen Regenfälle "Land unter" herrschte.

Oder ich erzähl von Michi vom Kitzbüheler Alpen Marketing, die mich zu dieser Aktion überhaupt erst eingeladen hat und mit mir das Wichtigste überhaupt auf die Karte kritzelt: … wo es den besten Kuchen gibt.

Kulinarische Verwöhnung

Der riesige Marillenfleck auf der Klooalm am Aschauer Höhenweg reicht fast bis an den Tellerrand. Er ist oben knusprig und innen saftig und schmeckt am besten, wenn Jacke, Hose und Handschuhe währenddessen am Kachelofen trocknen. Kulinarisch erwähnenswert wär da auch das Schweinsbackerl im Reitlwirt, das sich zwischen Karotten-Ingwer-Suppe und Apfelstrudel ganz mürb in den Magen legt. Nach diesem Essen nicht schwimmen! – Heute also Infrarotkabine. Die Entscheidung fällt schwer, denn ein wahrer Genuss für geschundene Körper und baumelnde Seele sind auch die zahllosen Outdoor-, Indoor-, und Infinity-Pools der 4-Stern-Hotels, wo man am Ende des Tages ohne Navi fast die Orientierung verliert.

Apropos Navi. Selbst bei einer Sichtweite von wenigen Metern ist die KAT Bike Strecke ausgezeichnet beschildert, ein Navi also fast überflüssig. Fast, denn ich könnte von meiner Abkürzung am zweiten Tag berichten: Regen und Kälte haben mich mürbe gemacht – noch mürber übrigens als die Entenbrust im Sportresort Hohe Salve. Dank des morgendlichen Biker-Tipps am Weg zur Wiegalm, der KAT Bike Karte und des Höhenmessers meines Garmin-Navis fand ich ganz einfach den Einstieg in den Abstieg. Ich konnte die empfohlene Schlechtwetter-Abkürzung in Angriff nehmen und mühelos auf die Strecke der KAT Bike E-njoy ins Tal wechseln. – Ein gutes Gefühl zu wissen, dass man im Falle von Pannen, Sperren oder miesem Wetter jederzeit rasch vom Berg runterrollen kann. Und das übrigens nicht nur auf Forststraßen, sondern zum Beispiel am Wiegalmtrail, am Harschbichltrail, dem Fleckalmtrail oder dem Hahnenkammtrail.

Soll ich noch die fiesen Steigungen erwähnen? Die Güterwege vom Talboden weg sind nämlich kompromisslos steil in den Hang asphaltiert, während die höheren Forstwege etwas flacher sind, bevor die Almböden endlich Erholung und an klaren Tagen bestimmt herrliche Fernsicht bieten.

Dann, wenn die Sonne scheint, dann komme ich wieder! Dann streck' die Zehen nicht zum Waschen sondern zum Abkühlen in den Bach, lehn mich an die Hüttenbank und blinzle, weil mir endlich Sonnenstrahlen statt Regentropfen ins Auge fallen.

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