Landliebe statt Großstadtdschungel
Seinen Kindern zuliebe zog Andreas Franze mit Sack und Pack von Berlin nach St. Johann in Tirol, seiner ehemaligen Heimat. Weil hier ein anderes Aufwachsen möglich ist, als in der Großstadt. Eines, wo Freiräume zählen und die Natur als Spielplatz völlig ausreicht.
Seine Kindheit würde Andreas Franze wohl als normal und unaufgeregt bezeichnen. „Ich bin in St. Johann in Tirol geboren, absolvierte eine klassische Schulausbildung und entschied mich anschließend, für mein Studium nach Innsbruck zu ziehen.“ Ein Studienjahr im Ausland – in den USA – brachte die entscheidende Wende in seinem Leben. „Dort lernte ich meine jetzige Frau kennen, eine gebürtige Großstadtfrau aus Berlin.“ Schnell war der Entschluss gefasst, dem Landleben Auf Wiedersehen zu sagen und die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland mit einem herzlichen „Servus“ zu begrüßen. Die Frage nach der eigenen Familiengründung ließ nicht lange auf sich warten und das Babyglück war den beiden hold. Mit den Kindern trat plötzlich eine andere Frage ans Tageslicht, die erste Zweifel am gewählten Lebensmittelpunkt säte. „Ich will nicht sagen, das Berlin nicht lebenswert ist, aber das Gefühl von Freiheit fehlte und damit verbunden ein gewisser Freiraum. In Berlin kann ich meine Kinder nicht sorglos zum Spielen vor die Haustüre schicken. Die Angebote, die es gibt, finden dort alle in einem pädagogisierten Rahmen mit absolut notwendigen Regeln statt, aber die Möglichkeit, alleine in den Wald zu gehen, um dort stundenlang an einem Baumhaus zu bauen, das war für unsere Kinder dort nicht möglich.“
Der Ruf der Heimat
Eine Entscheidung musste her, Überlegungen für einen neuen Wohnort folgten, inklusive „Testwohnen“ in anderen Städten. Schließlich fuhr man über die Sommermonate nach Tirol und wusste eines Tages: „Das ist es. Hier wollen wir unsere Kinder aufwachsen sehen.“ Ein Entschluss, den keiner bis heute nur eine einzige Sekunde lang bereut hat. „Das Leben gestaltet sich wesentlich unkomplizierter. In der Stadt herrscht ständig ein gewisser Stress und Lärmpegel, am Land läuft ein kurzer Einkauf oder ein kleiner Spaziergang viel entspannter ab.“ In Berlin war Andreas seit dem Umzug nie mehr: „Das ist wohl auch ein Zeichen, dass wir den richtigen Schritt gegangen sind.“ Für ihn fühlt sich die Rückkehr richtig an.
Die Geschwindigkeit des Kindseins
Heute spielen seine Kinder oft den ganzen Tag am Flussufer der Ache in St. Johann in Tirol. Zeitdruck gibt es keinen, man richtet sich ausschließlich nach dem Rhythmus der Natur und den Jahreszeiten. „Die Freiheit, draußen an der frischen Luft sein zu können, ohne dass etwas nach bestimmten Regeln funktionieren muss, dies haben wir uns geschaffen. Nun können unsere Kinder die eigene Geschwindigkeit des Heranwachsens einfach sorglos leben.“
Im Winter locken Skifahren, Langlaufen und Rodeln, im Sommer sind es Wanderungen, Radtouren oder unbeschwerte Stunden am Wasser, die die Familie genießt. Es braucht oft nicht viel, um Kinderherzen glücklich zu machen. Dazu reichen oft schon ein paar Äste und Steine und schon wird die Kreativität angeregt und aus den vorhandenen Materialien der Natur ein Staudamm gebaut. „Kinder dürfen auch mal scheitern. Die Natur ist dafür der beste Lehrmeister. Dann startet man eben einen zweiten Versuch. Solche Erfahrungen zu sammeln ist Teil der Entwicklung.“ Dank der Natur wird die Sensorik geschärft: „Und sei es nur der Geruch einer Almwiese im Sommer oder die leichte Brise eines erfrischenden Herbstwindes, das Gefühl für die eigene Umwelt wird am Land spielerisch in den Alltag integriert.“
Loslassen, um Freiheit zu spüren
Diese Sehnsuchtsgefühle sind es, die laut Andreas viele Urlauber immer wieder nach Tirol zurückkehren lassen. „Natürlich vermarkten wir diese Geborgenheitsromantik in einem gewissen Maß. Wenn auf dem Werbeplakat ein Pärchen sehnsuchtsvoll beim Sonnenuntergang in den Bergen in die Ferne blickt, dann wird bewusst ein Kontrast zum Alltag geschaffen. Das Gefühl verspricht Entschleunigung. Und das darf es, weil die Gäste genau das bei uns finden. Weil es echt ist und nicht gekünstelt. Weil hier niemand Klischees erfüllt, nur weil sie so im Prospekt beschrieben sind. Das Authentische, was uns auszeichnet, das spürt der Gast letztlich.“