Mit dem PistenBully durch Schnee und Eis
Volle Kraft voraus im PillerseeTal
An einem eiskalten Tag im Januar bringt mich die Gondelbahn direkt ins Skigebiet Waidring Steinplatte - Winklmoosalm, wo mich PistenBully-Fahrer Andreas Grünbach an der Bergstation bereits erwartet. Hinter ihm erkenne ich schon das schwere Gerät, mit dem wir in wenigen Minuten die Steilhänge der Steinplatte erklimmen werden. Schon heißt es: "Bitte einsteigen!" und ich weiß nicht, ob ich mich freuen oder fürchten soll.
Allein in der atemberaubenden Berglandschaft
Normalerweise sieht man sie nicht. Sie arbeiten, wenn die Lifte geschlossen und die Skifahrer die Pisten verlassen haben. Sichtbar ist nur das Ergebnis ihrer Arbeit: Frühmorgens, wenn die Pisten mit schnurgeraden Linien überzogen in einem unverwechselbaren Hellblau daliegen. Diesen besonderen Moment in der Natur kann auch PistenBully-Fahrer Andreas Grünbacher von Zeit zu Zeit genießen: "Manchmal arbeiten wir von fünf Uhr früh bis ungefähr neun Uhr, sodass wir fertig sind, wenn die ersten Skifahrer kommen. Wenn dann die Sonne aufgeht und man ganz allein hier oben ist - das ist immer wieder ein besonderer Moment."
Normalerweise aber beginnt der Dienst der Pistenraupenfahrer am späten Nachmittag, wenn die letzten Skifahrer den Einkehrschwung üben und die Berge in Goldluft getaucht dastehen. Wir treffen uns um kurz nach sechzehn Uhr, um im Licht der letzten Sonnenstrahlen die ersten Pisten gemeinsam zu präparieren. Im Cockpit des PistenBullys ist es erstaunlich ruhig: Wir haben insgesamt 510 Pferdestärken unter dem Hintern, die uns mit 20 km/h hinauf auf den Plattenkogel bringen. Es ist der höchste Punkt des Skigebiets Waidring Steinplatte - Winklmoosalm, doch wir haben keine Zeit, um das Bergpanorama zu genießen.
Mit 600 Pferdestärken in 45 Grad Gefälle
Mit geübten Handgriffen sichert Andreas Grünbacher seinen zwölf Tonnen schweren PistenBully mit einem fingerdicken Stahlseil. Ruhig lenkt er den brummenden Bully über die Geländekante - für einen kurzen Moment glaube ich zu fallen und klammere mich an den Sitz. So rollen wir den 45 Grad steilen Südhang hinab. "Diese Piste könnte man auch ohne Seil befahren", erklärt der Leiter der Abteilung „Pistenbearbeitung“ und ergänzt: "Am Seil nimmt man beim Hinunterfahren weniger Schnee mit, in die Gegenrichtung kann man dafür größere Mengen aufnehmen."
Nach einem Wendemanöver am Ende der Piste geht es wieder steil bergauf. Die Schaufel taucht in den Schnee ein und vor der Pistenraupe rollt eine gewaltige Schneewelle dahin. So werden Unebenheiten ausgeglichen - das schwere Gerät hinterlässt schnurgerade Linien auf der Piste: "Wir arbeiten immer von der Seite zur Mitte hin, so bekommen wir eine besonders ebene Piste", erklärt Andreas. Er ist seit 32 Jahren bei den Bergbahnen Steinplatte beschäftigt. Die Pistenfahrzeuge haben sich in den vergangenen dreißig Jahren stark weiterentwickelt.
Technischer Fortschritt mit echtem Mehrwert
"Als ich angefangen habe, hatten wir Pistenraupen mit 200 PS. Heute fahren wir Geräte mit über 500 PS", erklärt Andreas Grünbacher. Noch eine Neuerung erleichtert die Arbeit der Pistenraupenfahrer ganz entscheidend. Die PistenBullys sind mit einem Schneemessgerät ausgestattet: "Auf dem Bildschirm erkennen wir genau, wie dick die Schneedecke ist. So sorgen wir für die gleichmäßige Verteilung der Schneemenge." Ich werfe einen Blick auf den Bordcomputer und sehe Flecken in Blau, Grün und Rot - die roten Stellen werden mit besonderer Sorgfalt bearbeitet.
Das Bestreben der Pistenraupenfahrer ist es, das bestmögliche Ergebnis für die Skifahrer zu erzielen. Dabei arbeiten sie mit vollem Einsatz und im Einklang mit der Natur. Andreas Grünbacher ist Landwirt im Nebenerwerb und erklärt, wie sich Bergbahnen und Bergbauern die Hand geben: "Gegeneinander geht es nicht. Seit wir Beschneiungsanlagen haben, halten sich die Flurschäden in Grenzen. Die Bauern verdienen an der Verpachtung und die Bergbahnen profitieren von der Almwirtschaft, weil die Pisten sonst zuwachsen würden." Im Sommer verwandeln sich die Pisten in ein grüne Almlandschaften. Im Winter merkt man davon wenig.
Im Team unterwegs für bestens präparierte Pistenkilometer
Wir ziehen eine Runde nach der anderen, es geht hinauf und hinab, in gleichbleibendem Tempo, nach einer speziellen Choreographie. Andreas Grünbacher ist alleine unterwegs, die weniger steilen Pisten aber werden im Team präpariert. Dann fahren mehrere Pistenraupen nebeneinanderher, um die Pisten mit einer einzigen Fahrt fertig zu stellen: "Insgesamt sind neun Pistenraupenfahrer bei den Bergbahnen angestellt, diese steuern sechs PistenBullys, vier davon arbeiten immer im Team", berichtet der Abteilungsleiter. Das beste Ergebnis erzielen sie, wenn sie abends arbeiten: "Dann kann der Schnee über Nacht aushärten." Wenn Andreas Grünbacher von seinem Arbeitsalltag spricht, dann ist ihm anzumerken, dass seine Faszination für das PistenBullyfahren auch nach 32 Jahren in diesem Beruf nicht nachgelassen hat: "Gegen Ende der Saison hat man die Nase voll, das stimmt schon. Aber nach einem langen Sommer kann man es kaum erwarten, bis es wieder losgeht", erklärt PistenBully-Fahrer Andreas Grünbacher. Seine Arbeit verlangt nach höchster Konzentration und Präzision, durch die tägliche Veränderung der Witterungsverhältnisse ist kein Tag wie der andere.
Die vom Aussterben bedrohte Buckelpiste
Die Pistenraupen im Skigebiet Waidring Steinplatte - Winklmoosalm sind durchschnittlich acht Stunden pro Tag auf der Piste, genauso lang braucht der Schnee, um auszuhärten. Die Pisten werden abends präpariert und frieren über Nacht fest. Bei hohen Niederschlägen und Temperaturen aber wird die Präparation schwieriger: Oft bildet sich dann die berühmt-berüchtigte Buckelpiste. Sie ist vom Aussterben bedroht, weil die Pistenraupenfahrer natürlich alles versuchen, um ihr entgegen zu wirken. Manche Skifahrer betrachten die Buckelpiste aber als Königsdisziplin. Einen Buckelhang zu befahren, verlangt nach skifahrerischem Können und der richtigen Taktik.
Die Sonne ist untergegangen im PillerseeTal und der Südhang des Plattenkogels fertig präpariert. Andreas Grünbacher fährt uns in die Nähe der Bergstation - einer seiner Kollegen wird uns mit dem Ski-Doo ins Tal bringen.
Die Nacht müssen sich die PistenBully-Fahrer alleine um die Ohren schlagen. So wie jeden Tag - damit die Skifahrer am nächsten Morgen 45 bestens präparierte Pistenkilometer im Skigebiet Steinplatte-Winkelmoosalm vorfinden.