NIHILS: Die Elektropopband im Porträt

Von Waidring auf die große Bühne

Die dreiköpfige Elektropopband NIHILS katapultierte sich von ihrem Selfmade-Studio in
Waidring in die internationale Musikwelt. Wir haben das Dreiergespann in seinem neuen
Zuhause in Berlin erreicht und mit den Künstlern über ihr Musikerdasein, aktuelle Releases sowie über die besondere Verbindung zu ihrer (alten) Heimat – dem PillerseeTal – gesprochen.

Set My Sail“, „Help Our Souls“, „Put You Back Together“ – die Hitliste der NIHILS ist lang. Innerhalb kürzester Zeit haben sie es geschafft, internationale Aufmerksamkeit zu erlangen.
Jahrelang galten die Jungs aus dem PillerseeTal als große österreichische Nachwuchshoffnung in der Indie-Pop-Szene. Inzwischen spielen elektronische Beats die Hauptrolle in ihren Tracks.

Homebase Waidring

Dass die Kindergartenfreunde Florian Nothegger, Ramon Riezouw und Thomas Lackner irgendwann einmal die internationale Musikszene aufmischen werden, haben damals wohl die wenigsten geahnt. Obwohl sich das musikalische Talent schon früh abzeichnete, wie uns die drei Wahlberliner erzählen: „Wir sind zusammen in Waidring aufgewachsen, haben gemeinsam Klavier gelernt, schnell eigene Songs geschrieben und 2006 beschlossen, eine Band zu gründen.“ Die ersten Gigs auf Geburtstagsfeiern folgten. 15 Jahre später wurde ihre Tanz-Hymne „Help Our Souls“ bereits über eine Million Mal auf YouTube angeklickt – eine Interpretation des Hits, der Urban Contact Remix, hat über 11 Millionen Aufrufen.

Die Waidringer Ramon Riezouw, Thomas Lackner und Florian Nothegger erobern als NIHILS die internationale Musikwelt.

Wie alles begann

Erste Erfahrungen im Musikbusiness sammelten die Jungs durch die Unterstützung von Peter Neubauer, der sie in seinem Tonstudio in St. Ulrich am Pillersee in die Kunst des Produzierens und Recordens einführte. Richtig Fahrt aufgenommen hat ihre Karriere dann im eigenen Proberaum in Waidring, wo die NIHILS jahrelang an ihrem Erfolg tüftelten. „Das war in den alten Umkleidekabinen des Fußballclubs, welche uns die Gemeinde zu guten Konditionen vermietet hat“, gibt Thomas einen Einblick.

Anfangszeit im eigenen Proberaum

Tag für Tag trafen sich die Jugendlichen dort und gingen ihrer Leidenschaft nach: Musik machen. „Wenn du 15 bist und deinen eigenen Raum hast, wo du machen kannst, was du willst, ist das einfach cool“, schwelgt Flo in Erinnerungen. Schnell wurde das einfache Probelokal zu einem semiprofessionellen Selfmade-Studio: „Für die damaligen Verhältnisse haben wir uns ein echt gutes Studio eingerichtet. Wir haben dort sogar unsere ersten Songs selbst aufgenommen. ‚Lovers On The Run‘ oder ‚Help Our Souls‘ sind komplett in diesem Raum entstanden, erzählen die gebürtigen PillerseeTaler.

Die Kunst des Musik-Produzierens und Recordens erlernten die drei Künstler im PillerseeTal.

On Stage

Danach gingen die NIHILS beharrlich einen Karriere-Schritt nach dem anderen, durften auf dem bekannten South by Southwest Festival im texanischen Austin performen und Shows für Weltstars wie 30 Seconds to Mars supporten. „The Wombats, Foals, Metronomy, Phoenix – der Moment, wenn du plötzlich mit deinen Jugend-Idolen auf der Bühne stehst, fühlt sich unglaublich an“, schwärmen die Multiinstrumentalisten, die ursprünglich als Viererformation gestartet haben. Dominik Brunner schlug 2018 andere Wege ein.

Vom Indie-Quartett zum Elektro-Trio

Während die NIHILS anfangs noch ihren Vorbildern am Indie-Pop-Himmel nacheiferten, ließen sie sich in den letzten Jahren genug Zeit, um an ihrem Sound zu feilen und ihren ganz eigenen Stil weiterzuentwickeln. Viel experimentieren, das Erlernen des Produzenten-Einmaleins und der Umzug nach Berlin führten schließlich dazu, dass das Trio eine 180-Grad-Wende einschlug: „Unser Sound hat sich sehr verändert. Früher traten wir als klassische Bandformation mit Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug auf. Jetzt fahren wir viel mehr die elektronische Schiene“, so „Ex-Gitarrist“ Flo.

„Wir sind als Menschen gereift, haben uns gewandelt und mit uns auch unsere Musik“, beschreibt Thomas ihren ganz persönlichen Findungsprozess.Thomas

Beats, die unter die Haut gehen

Kunst inspiriert. Ein Blick in den Instagram-Channel der Künstler zeigt, dass sich auch die NIHILS dieser Inspirationsquelle bedienen. Im Gespräch legt Flo den kreativen Workflow der Band so dar: „Man nimmt visuelle Eindrücke von Gemälden oder anderen Kunstwerken quasi als Gepäck mit, aber in dem Moment, in dem wir Musik machen, inspirieren wir uns gegenseitig am meisten. Es ist, als ob man einen Ball in der Luft hin- und herwirft.“ Thematisch beschäftigen sich die NIHILS in ihrer Musik mit dem aktuellen Weltgeschehen, setzen sich mit profunden Fragen auseinander oder verpacken ihre ganz persönlichen Emotionen darin. „Wir bieten vielleicht nicht immer ‚easy listening‘, aber wenn man unsere Songs öfter hört, bringen sie schon sehr viel Tiefe mit sich“, beschreiben die drei Ausnahmetalente ihren Stil.

Ein Blick auf die Covers der neuesten NIHILS-Tracks gibt einen Vorgeschmack auf das, was die Ohren erwartet: Elektronische Beats. Covers von links nach rechts: I Won’t Be, Halfmoon, Back To The Start.

Neue Alben im Zeichen elektronischer Popmusik

Tiefgründig sind auch die zwei neuesten EPs (Abkürzung für „Extended Play“; eine Veröffentlichung, die zwischen Single und Album einzuordnen ist) der Gruppe: „AM/PM Pt. 1“ und „AM/PM Pt. 2“. Es sind Oden an den Neuanfang – Nummern, die mit energetischen Vibes und sphärischen Synthies auf einem massiven Beat gefüllt, erahnen lassen, wie die Zukunft in einer besseren Welt auszusehen hat. „Um die einzelnen Songs zu verstehen, ist grundsätzlich die Entstehung dieser EP wichtig“, erklärt Flo und führt weiter aus: „Während des Lockdowns haben wir uns immer freitags getroffen, um Mucke zu machen und uns auszuprobieren. Irgendwann sind wir auf das Thema andere Planeten, Weltraum und Erforschen gestoßen. Da es auf unserem aktuell nicht so cool ist, würde man vielleicht gerade lieber einen anderen Planeten erkunden. Wir fanden es spannend, uns Wunschszenarien und neue Welten auszudenken und diese Gedanken in unsere Musik zu transferieren.“

Songs für den Morgen und für den Abend

Trotz der fast schon dramatischen Thematik schwingt in den Songs eine optimistische Grundstimmung mit: „Die vergangene Zeit hat auch etwas sehr Positives bewirkt: Die Menschen rudern zurück zum Ursprünglichen und erkennen, was ihnen wirklich wichtig ist“, fasst Flo die tiefere Bedeutung ihrer neuen Veröffentlichungen in Worte und meint weiter: „Wie oft geschehen so große gesellschaftliche Ereignisse, bei denen jeder im gleichen Boot sitzt? Es ist schön, als Musiker etwas zu transportieren, das jeder versteht.“ Es sind Songs, die zwischen melancholischem Downtempo-Pop und tiefgängigen Elektro-Beats kreisen. Sounds, die man – wie der Name verrät – morgens gerne zum Aufstehen hört (AM) oder denen man abends bei einem Feierabendgetränk lauscht (PM).

Zwischen Natureinklang und Großstadtvibes

Obwohl die Wahlberliner gänzlich in ihrer neuen Heimat angekommen sind, haben sie den Bezug zu ihren Wurzeln keinesfalls verloren, wie Flo klarmacht: „Ich glaube, wenn man an so einem schönen Fleckerl groß wird, trägt man eine innige Verbindung zur Natur in sich. Hie und da zieht es einen einfach irgendwo rauf.“ So ergibt es sich wohl von selbst, dass bei Heimataufenthalten neben Zeit mit der Familie und Freunden verschiedene Bergabenteuer auf dem Programm stehen.

Lieblingsplatzerl im PillerseeTal

Ob die Alm der Oma in Fieberbrunn, die Schmidt-Zabierow-Hütte in den Loferer Steinbergen oder der von Waidring aus gut erreichbare Brunnkopf – Lieblingsplatzerl im PillerseeTal haben die drei Musiker so einige. Im Winter findet man die Künstler auch gerne auf den Pisten der Waidringer Steinplatte oder beim Skitourengehen im freien Gelände. „Sport machen, unterwegs sein, Fußball spielen – wir haben generell sehr viel gemeinsam im PillerseeTal erlebt. Nicht unbedingt als Band, sondern als Freunde. Das hat uns geprägt“, erinnert sich Drummer Thomas. Auf die Frage, wie oft sie ihrem alten Zuhause einen Besuch abstatten, entgegnen die bodenständigen Chartstürmer verschmitzt: „Wenn du unsere Eltern fragst: zu wenig oft.“ Dann hoffen wir einmal, dass das nächste Wiedersehen schon bald stattfindet.

Bei Heimatbesuchen darf vor allem ein Programmpunkt nicht fehlen: Viel Zeit auf den Bergen und in der Natur.

Lust auf eine Hörprobe?

Für alle, die nun endlich etwas von den NIHILS hören wollen, haben wir hier eine kleine Diskografie zusammengestellt:

• Set My Sail (2011)
• Lovers On The Run (2014)
• Help Our Souls (2014)
• Not A Man Of Violence (2015)
• Put You Back Together (2016)
• Breathing (2017)
• Dreaming (2017)
• I Won‘t Be (2021)
• Back To The Start (2021)

Alle Songs zum Anhören gibt’s auf dem YouTube-Kanal der NIHILS oder auf ihrem Spotify-Account. Informationen rund um die nächsten Auftritte der Band sowie weitere News findet ihr außerdem auf nihils.com oder auf ihrem Instagram-Channel nihilsmusic.

Teile es mit deinen Freunden

Linda

20.06.2022 - 00:00

Als waschechte Tirolerin liebe ich alles, was unser wundervolles Fleckchen Erde so besonders macht: Die atemberaubende Bergwelt, die einzigartigen Traditionen und all die spannenden Geschichten, die sich dahinter verbergen. Darüber zu schreiben zählt zu meinen großen Leidenschaften. Besonders in den Bann ziehen mich „bärige“ Geschichten aus dem PillerseeTal. Mehr Details

Beiträge

Finde weitere Geschichten zu folgenden Themen

Weitere Artikel

Bergseele mit Fernweh

Bergseele mit Fernweh

Karin zog es für längere Zeit in die Ferne. Doch als sie zurückkam entdeckte sie ihre Heimat aus einer neuen Perspektive wieder. Heute führt sie gemeinsam mit ihrem Mann die Bikeacademy in St. Johann in Tirol. Mehr

Glück ab, Gut Land!

Glück ab, Gut Land!

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Was Reinhard Mey von Motoren und Maschinen singt, das findet ganz im Stillen und in ehrfürchtigem Andenken an längst vergangene Zeiten alljährlich im Brixental statt. Mehr

Keine neue Geschichte mehr verpassen?

Damit du keine Story mehr verpasst, kannst du dich gerne hier im Newsletter-Formular von bärig.tirol eintragen.