...oh' kommet doch all'!

Zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall.

Jeder kennt aus Kindheitstagen das bekannte Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet“.

Im PillerseeTal sowie in den gesamten Kitzbüheler Alpen lebt auch heute noch der Brauch "des Krippei aufstellens". Seit ich denken kann, wurde bei uns zuhause immer schon zur Vorweihnachtszeit bei Oma und Opa, bei Onkel und Tante und eigentlich bei allen Freunden "s' Krippei" vom Dachboden geholt und aufgestellt. Maria und Josef, Ochs und Esel, die Hirten mit den Schafen, die Hl. Dreikönige - alle fanden wieder ihren Platz in der Krippe. Nur das Jesus Kind musste noch ein bisschen warten, es darf erst am Hl. Abend in die Krippe.

Eigentlich habe ich ja schon eine wunderschöne Krippe, welche mein Mann in einem Kurs beim Krippenbauverein Fieberbrunn gebaut hat. Leider haben wir damals einen gravierenden Fehler gemacht - den Platz für die Krippe haben wir nicht genau bemessen. So kam es wie es kommen musste - die Krippe war einfach zu groß für den ihr zugedachten Platz.
Deshalb wollte ich dann schon letztes Jahr einen kleinere Krippe bauen, aber wie so oft, hatte ich keine Zeit.

Kurz zur Geschichte...

Maria und Josef sind auf der Suche nach einer Herberge. Da beide unter ärmsten Verhältnissen leben, ist kein Wirt bereit, ihnen eine Unterkunft zu geben. Die beiden finden dann Unterschlupf in einem Stall, welchen sie neben einer Herberge entdeckten. In dieser Heiligen Nacht wird Jesus Christus geboren auf Heu und Stroh neben Ochs und Esel.

Vermutlich ist das traditionelle Aufbauen von Weihnachtskrippen dem Heiligen Franz von Assisi zu verdanken. Denn dieser stellte die Weihnachtsgeschichte nachweislich erstmals im Jahr 1223 mit lebenden Personen und Tieren nach.

Im 17. Jahrhundert begannen die im Südtiroler Grödental ansässigen Bergbauern damit, während der Winterzeit Krippen aus Holz zu schnitzen. Sie fertigten die Heilige Familie und ergänzten ihre Holzfiguren mit unzähligen Holztieren und Krippenställen. Auf diese Weise gelangten die Weihnachtskrippen nach und nach in viele private Haushalte, wo sie bis heute die großen und kleinen Krippensammler erfreuen.

Weihnachtszeit ohne Weihnachtskrippe - geht gar nicht!

Für dieses Jahr im Herbst hätte ich mich zu einem Krippenbaukurs in Fieberbrunn angemeldet und dann kam dieses kleine, fiese Virus. Die Kurse beim Krippenverein Fieberbrunn wurden für diesen Herbst abgesagt. Nun musste ich mir was anderes überlegen. So kam mir der Gedanke, dass ich eigentlich meinen Papa fragen könnte - er ist Krippenbaumeister in Fieberbrunn - ob er mit mir gemeinsam eine kleine Weihnachtskrippe baut.


In jedes Heim gehört eine Krippe, so mein Onkel Harald Wechselberger - Krippenbaumeister beim Krippenverein Fieberbrunn.

Krippe selber bauen - keine Kunst

Jeder kann eine Krippe selber bauen, man muss nur das Interesse mitbringen. Ein bisschen handwerkliches Geschick und Geduld sind sicher von Vorteil. Bevor man loslegt, muss man natürlich an einiges Denken. Man braucht die richtigen Materialien, das richtige Werkzeug und was ganz wichtig ist, man sollte vorher wissen, welche Art von Krippe man bauen möchte - soll es eine heimatliche Krippe (mein Favorit) oder eine orientalische Krippe werden. Ganz wichtig ist noch, wo soll die Krippe stehen und wie groß darf sie sein.

Mein Tipp: Die Krippenvereine bieten im Herbst Krippenbaukurse an. Hier wird euch von Profis bei der Gestaltung der Krippe geholfen und die Geselligkeit kommt auch nicht zu kurz. Zum Abschluss gibt es dann noch ein Goria Wasser (=Schnäpschen).

Bodenplatte wird genau zugeschnitten

Als erstes schneidet Papa die Bodenplatte der Krippe zu. Wir haben vorher genau geschaut, wo die Krippe stehen soll und dann abgemessen.

Es geht ans Gelände machen

Mit Hilfe von Papa wird das Gelände gebaut - er ist halt doch der Profi!

Die Krippe wird gefasst - oder wie ich sage, sie wird angepinselt

Wenn man im Krippenbau vom „Fassen“ spricht, meint man damit das „Bemalen“ der Krippe und der Krippenlandschaft. Dieser Arbeitsschritt des Krippenfassens ist ein sehr wichtiger. Denn erst durch eine gute farbliche Gestaltung der Weihnachtskrippe kommt die Gesamtwirkung stimmungsvoll zur Geltung. Man sollte das Fassen mit wenig verschiedenen Farben vornehmen, Felsen und Landschaft in einem anderen Ton als Gebäude fassen und die Intensität der Farben von vorne nach hinten abnehmen lassen.

Hier ist es gut, wenn dir ein Profi vom Krippenverein hilft. Das mit den Farben kann sonst ganz schön "schief" gehen. Gemeinsam haben wir das ganz gut hinbekommen.

Stall bzw. Krippe ist fertig

Zuerst schneidet man Weichfaserplatten in der richtigen Größe zu. Mit einem Cuttermesser werden Fenster und Türen ausgearbeitet und zusammengeleimt. Alles was mit Weichfaserplatten hergestellt wird dann mit Krippenmörtel verputzen! Wichtig: Vorher muss man aber die Platten mit Leimwasser einstreichen, sonst bröckelt der Putz wieder ab. Wir haben relativ viel Holz genommen, daher benötigten wir nicht viele Platten. Da meine Krippe eine heimatliche Krippe ist, haben wir das Dach geschindelt.


Die Krippenlandschaft

Papa hat eine Sonderschicht eingelegt und eine tolle Krippenlandschaft gestaltet. Er hat viele kleine Details eingearbeitet. So ist ein kleiner Bachlauf, div. Wege, Bäume im Hintergrund und ein Holzstapel hinter der Hütte entstanden.

Krippe aufrichten – Ruhe kehrt ein

Das „Krippe aufstellen“ ist für mich jedes Jahr wieder etwas Besonderes. Weihnachten wird für mich und meine Familie mit diesem Brauch eingeläutet. Es ist für uns immer eine schöne Art, Ruhe in die hektische Zeit zu bringen. Meine Lieben freuen sich schon, wenn sie nach Hause kommen, Weihrauchduft erfüllt die Wohnung und die Krippe steht an ihrem Platz.

...und jetzt ist sie an ihrem Platz - meine Weihnachtskrippe

Ein großes Dankeschön an meinen Papa für seine Unterstützung.

Na, Lust bekommen? - Das würde mich freuen. Im PillerseeTal kann man bei zwei Krippenbauvereinen seine eigene Krippe bauen.

Wünsche euch eine wunderschöne Adventszeit und ein schönes Weihnachtsfest.
Schaut auf euch und bleibt gesund!

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mountainlady_marion

03.12.2020 - 00:00

Ich bin im PillerseeTal geboren und aufgewachsen. Schon als Kind begeisterten mich die Berge des PillerseeTals und der Kitzbüheler Alpen. Im Winter bin ich gerne auf den Skipisten oder auf der Langlaufloipe unterwegs und im Sommer erklimme ich unsere Gipfel.
Meine zweite Leidenschaft ist das Kochen! Ich liebe es Neues auszuprobieren und Omas traditionelle Gerichte wiederzuentdecken ...
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