Teuflisches Wandervergnügen
Was macht der Teufel eigentlich mit den ganzen sündigen Seelen?
Geht es nach einer alten Tiroler Legende, werden sie in den Kitzbüheler Alpen in ein Steinlabyrinth gesperrt. Um der Sache auf den Grund zu gehen, habe ich mir das dämonische Gefängnis bei einer Wanderung aus der Nähe angesehen. Dass die „Teufelsgasse“ nebenbei einer der schönsten Naturschauplätze der Region ist, ist ein beruhigender Trost für die verdammten Geister – und ein Segen für Wanderer!
Ein mystischer Weg
Den Aufstieg zur Teufelsgasse teile ich mir mit Local Guide Martina. 40 Minuten sind es in etwa vom Wanderparkplatz in Hinterberg (Kirchdorf) bis zum Eingang in die Teufelsgasse. „Die Teufelsgasse selbst ist ein mystischer Weg mit Felsen, Wälder und Schluchten“, verrät mir Martina. „Es wirkt wie ein Labyrinth. Daher auch die Legende: Früher sagten sich die Leute, dass der Teufel dort Seelen einsperrt, damit sie nicht mehr rausfinden.“
Zeit für ein Foto
Spannende Geschichte, denke ich mir. Ganz so „düster“ sind die Aussichten allerdings zunächst nicht. Eine breite Straße führt vom Parkplatz in Serpentinen im gemütlichen Tempo nach oben. Gegenüber, in nicht allzu weiter Ferne, türmen sich die Gipfel des Wilden Kaisers auf. Man könnte dort fast den Teufel persönlich vermuten, der den Einzug der verlorenen Seelen mit Argusaugen verfolgt.
Nach einer knappen Stunde stoßen wir auf eine Alm. Die weitläufigen Wiesen und Kühe sind die letzte „Hürde“ am Weg in die Teufelsgasse – und die perfekte Gelegenheit für eine kurze Fotopause inklusive Panorama-Blick auf den Wilden Kaiser.
Eine andere Welt
Von der Alm führt ein schmaler Trail durch Waldabschnitte zum Eingang der Teufelsgasse. Deutlich erkennbar sorgen zwei Felssäulen für ein natürliches Tor, das uns in eine andere Welt zu führen scheint. Riesige Steinformationen, moosbewachsene Schluchten und das Sonnenlicht, das sich in feinen Strahlen durch das Geäst kämpft machen schnell klar, warum dieser Naturschauplatz die Vorlage für Legenden ist.
Höllische Highlights
Die Route durch die Teufelsgasse kann – ganz entgegen dem Sinn des Teufels – als Rundweg angelegt werden. Dabei warten drei besondere Highlights auf Wanderer:
•Teufelskanzel
•Teufelsthron
•Teufelskreis
Die Teufelskanzel erreichen wir schon nach wenigen Minuten. Es ist eine natürliche Aussichtsplattform mit der Möglichkeit zur Rast und sich im Gipfelbuch zu verewigen. Von hier sind es wiederum nur wenige Meter zum Teufelsthron, bei dem mich außergewöhnliche Felsformationen und Ausblicke ins Tal erwarten. „Bald kommt hier eine geschnitzte Teufelsmaske hin. Das macht die Sage noch greifbarer“, so Martina.
Botschaften aus einer anderen Zeit
Der Weg führt weiter, die Schluchten werden größer. Nach ein paar Gehminuten erreichen wir den Teufelskreis. Der Eingang in den Mini-Rundweg ist gezeichnet mit Steingravuren. „Die Schnitzereien sind zum Teil aus dem Zweiten Weltkrieg“, erklärt Martina. Der schmale Eingang zum Teufelskreis leitet uns über einen großen Fels und tiefer hinein, in den Wald. Erst 2015 wurden die Wege in der Teufelsgasse saniert und erweitert, sagt mir Martina.
Zurück im Diesseits
Der Teufelskreis-Rundweg ist ein kurzweiliger Trail durch außergewöhnliche Gesteinsformationen und nimmt etwa zehn Minuten in Anspruch, ehe wir wieder am Ausgangspunkt landen. Unser nächstes Ziel: die Einkehr! Der Weg aus der Teufelsgasse passiert einen Panorama-Platz und geht über in einen Wanderweg zur Prostalm.
Die 400 Jahre alte Hütte ist die perfekte Gelegenheit, um die Wanderung Revue passieren zu lassen und bei einer Jause zu entspannen. Ein letzter Tipp von Martina: „Man kann sich auf der Prostalm ruhig Zeit lassen. Der Weg zurück ist einfacher, als es der Teufel einem weismachen will. Man muss wirklich kein Teufelskerl sein, um wieder rauszufinden.“