Bienenlehrpfad in St. Ulrich am Pillersee

Bienenglück

Um in der Natur überleben zu können, brauchen uns die fleißigen Tierchen genauso, wie wir sie brauchen. Eine, die sich für dieses Bewusstsein einsetzt, ist Imkerin Helene Wörter aus St. Ulrich am Pillersee.

blog-helene-woerter© Philipp Huber

Wenn es im Bienenstock unruhig ist arbeitet Helene Wörter in Arbeitskleidung und mit Smoker.

An einem heißen Tag im August besuchen wir Helene Wörter in St. Ulrich am Pillersee. Wir treffen sie am Parkplatz zum Bienenlehrpfad, ungefähr 15 Gehminuten vom See entfernt und spazieren gemeinsam zu einem ihrer fünfzehn Bienenstände. Während wir über den Waldweg wandern, erfahren wir, dass sie bereits seit dem Jahr 1997 als Imkerin tätig ist. „Angefangen hat alles damit, dass sich mein Mann einen kleinen Grund gekauft hat, um darauf einen Obstanger anzulegen. Schnell war mir klar, dass Bienen hervorragend zu Obstbäumen passen und ich die Chance ergreifen würde, mit dem Imkern zu beginnen“, wirft die Nuaracherin mit uns gemeinsam einen Blick in die Vergangenheit. Sie hat damals, mit 40 Jahren, noch einmal die Schulbank gedrückt und besuchte die Imkerschule in Imst. Unterschiedliche Kurse waren zu absolvieren, bis schließlich die Ausbildung zur Facharbeiterin abgeschlossen war. Seither ist sie leidenschaftliche Imkerin und als solche auch eines von mehr als 40 Mitgliedern des Bienenzuchtvereins im PillerseeTal. „Dieser erstreckt sich über die Gemeinden St. Ulrich am Pillersee, St. Jakob in Haus und Fieberbrunn und gemeinsam betreuen wir rund 350 Bienenstöcke“, wartet die Insiderin mit ein paar interessanten Fakten auf. Dieser Verbund steht auch hinter der Gestaltung des Bienenlehrpfads, an der Helene maßgeblich beteiligt war. Laufend bietet sie dort Führungen für Groß und Klein an, um ihr wertvolles Wissen über die fleißigen Tierchen, die in unser aller Leben eine so wichtige Rolle spielen, weiterzugeben.

ERSTE BIENENJAHRHÄLFTE

Zu erzählen gibt es wahrlich viel. Helene begleitet den Naturkreislauf der arbeitsamen Insekten seit Jahren und weiß genau, wann welche Schritte notwendig sind, um die Bienen zu unterstützen. Im Winter gibt es für Imker nicht sehr viel zu tun. „Es reicht, im Februar und März bei den Bienenvölkern vorbeizuschauen, um zu kontrollieren, ob die Volkstärke in Ordnung ist, ob kein Ast auf dem Bienenstock liegt und kein Räuber, wie zum Beispiel ein Marder, bei den Tierchen sein Unwesen treibt“, erklärt uns Helene und meint weiter: „Spätestens im Mai geht die Arbeit der Bienen dann aber richtig los. Meine Aufgabe ist dann hauptsächlich die Kontrolle, ob die Tiere ausreichend Platz haben. Wäre dies nicht der Fall, würde schnell das gesamte Volk abwandern.“ Auf die Bienenstände kommt in dieser Zeit dann ein Honigraum, also ein Bereich, in dem sich größere Bienenwaben befinden, in welche die Honigbienen ihre Vorräte anlegen können. Die Völker wachsen, weil die Königin sehr viele Eier legt – teilweise bis zu 1000 am Tag. Außerdem müssen immer wieder Mittelwände, in welche die Brut gelegt wird, nachgehängt werden, um genug Platz für das wachsende Volk zu schaffen. Gefüttert wird in dieser Phase nicht, sonst würde man in die Natur eingreifen und die Bienenprodukte verfälschen.

blog-biene-auf-blume© Philipp Huber

Die Bienen suchen sich im Frühjahr ihr Futter in der Natur.

ZWEITE BIENENJAHRHÄLFTE

Um den 25. Juli wird die so genannte Schleuderung durchgeführt. Das heißt, der Honigraum wird abgenommen und unmittelbar danach die erste Futtergabe aufgesetzt. Diese besteht aus drei bis vier Kilogramm Zucker, vermischt mit Wasser und beruhigt die Bienen, die sich, sobald der Honigraum weg ist, auf Futtersuche begeben. Wichtig ist zu diesem Zeitpunkt auch eine Varroamilbenbehandlung, wofür Helene einen Ameisendispenzer verwendet. Die Varroamilbe wurde in den 1980er Jahren eingeschleppt und ist seither ein Problem, auf das Imker jährlich achten müssen. Einen Teil ihrer Bienenstöcke bringt Helene im August von St. Ulrich am Pillersee auf eine Alm, wo sie den Spätsommer noch genießen können und so lange bleiben, bis es schneit. In diesen Monaten kontrolliert die Imkerin immer wieder, ob die ‚Varroabehandlung‘ erfolgreich war. Ende August oder Anfang September findet noch die letzte Restfütterung vor dem Winter statt. Insgesamt haben die Tiere nun zwischen fünfzehn und zwanzig Kilogramm Zucker erhalten. Im Herbst schaut Helene nur noch ab und zu vorbei, ob bei den Stöcken alles in Ordnung ist. „Als Imkerin sehe ich das auf den ersten Blick“, lässt sie uns wissen. Vor Weihnachten beendet die Königin die ‚Brutlage‘ schließlich endgültig und zieht sich zurück. „Die Stöcke werden nun nicht mehr so häufig geöffnet. Dafür ist es zu kalt. Ich kümmere mich noch um Milben oder Schädlinge an den Völkern und höre ansonsten lediglich hinein, ob alles okay ist“, so die Imkerin. Im Jänner beginnt die Königin bereits wieder mit dem Brüten und der Kreislauf beginnt von Neuem.

blog-honigbienen© Philipp Huber

Bei der Schleuderung wird der Honigraum abgenommen und unmittelbar danach die erste Futtergabe aufgesetzt.

HONIGGENUSS

Wer genießt nicht gerne das süße Gold der Natur, das uns die Honigbienen schenken? Bis es so weit ist, dass wir den Honig in unseren Tee rühren oder auf das Brot streichen können, passiert in der Natur so einiges: In der kalten Jahreszeit gibt es weit weniger Bienen als im Sommer, dennoch überwintert ein ganzes Volk. Im Frühjahr ziehen also nicht einzelne Bienen los, um sich zu vermehren, so wie das bei anderen Insekten der Fall ist. Es startet bereits ein ganzer Schwarm und genau diese Vielzahl der Tiere ist der Grund, warum die Bienen so wichtig für die Bestäubung der Pflanzen sind. Die Tiere sammeln schließlich Nektar, Pollen und Honigtau und bringen es in die Waben im Stock. Wenn sie es dort abgeben, ist alles mit den körpereigenen Stoffen der Bienen, den Enzymen, angereichert, was das Endprodukt so wertvoll macht. Sind die Waben vollgefüllt, werden sie mit Wachs versiegelt. „Wir Imker holen diese Wabenplatten schließlich aus dem Stock, entfernen die Wachsschicht und drehen die Platte in einer Honigschleuder, bis das süße Gold herausfließt

blog-bienen-imkerin© Philipp Huber

Volle Konzentration beim Anzünden des Rauchwürfels, den es für den Smoker braucht.

IMKERPFLICHTEN

Neben den vielen Aufgaben, die Imker das ganze Jahr über zu erfüllen haben, damit es ihren Bienenstöcken gut geht, gibt es noch einen tieferen Sinn dieser Arbeit. Vom Bienensterben hat man in den letzten Jahren viel gehört. Dass dieses unbedingt zu verhindern gilt, ist dank der großen medialen Aufmerksamkeit dieses Themas ins Bewusstsein der Menschen gelangt. „Der Einsatz aller Imker ist dafür besonders wertvoll“ bestätigt Helene, „denn sie schauen auf ihre Völker und darauf, dass sie wachsen.“ Schlimm steht es um die Bienen vor allem in Regionen, in denen auf weitläufigen Feldern Pestizide zum Einsatz kommen. Das PillerseeTal ist dagegen sehr naturbelassen und den Bienen geht es genauso wie anderen Insektenarten zum Glück sehr gut. Nichtsdestotrotz ist es sinnvoll, wenn wir Menschen bewusst auf die Natur und unsere Umwelt schauen, um den Bienen Gutes zu tun und ihr Überleben zu sichern.

blog-bienenhaus© Philipp Huber

Der Einsatz aller Imker ist besonders wertvoll, denn sie schauen auf ihre Völker und darauf, dass sie wachsen.

Schon gewusst?

Bei Helene kommt immer wieder ein Smoker oder Raucher zum Einsatz, wenn sie ihre Bienen besucht. Dieser ermöglicht ein ruhiges Arbeiten und oft findet man sogar die Königin. Das Gerät funktioniert, indem ein Zündwürfel angezündet wird, der Rauch bildet. Dieser wird in den Stock geblasen, wodurch die Bienen „denken“ es würde brennen. Als Reaktion darauf saugen sie sich mit Futter an und ziehen sich zurück. Ist für das Räuchern keine Zeit und Helene merkt, dass die Bienen unruhig sind, setzt sie ihren Imkerhut auf. Im Grunde sind die Tiere zwar sehr friedlich, sie reagieren allerdings aggressiv auf sehr starke Gerüche wie Schweiß, Parfüm oder Haarspray sowie auf Wetterumschwünge.

blog-bienen-smoker© Philipp Huber

Der Smoker ermöglicht Imkern ein ruhiges Arbeiten. Oft findet man dadurch sogar die Königin.

AUF DEN SPUREN DES BIENENLEHRPFADS

Gesäumt von interessanten Infotafeln findet man zwischen dem Pillersee und der Öfenschlucht den Bienenlehrpfad in St. Ulrich am Pillersee. Der schattige Weg ist ein idealer Ausflugstipp für den Sommer, bei dem man zahlreiche wissenswerte Fakten über die emsigen Insekten erfährt.

Daten & Fakten

  • Start: Wanderparkplatz Adolari in St. Ulrich am Pillersee
  • Parkplatz: gebührenpflichtig
  • Streckenlänge: 0,5 km
  • Gehzeit: ½ Stunde
  • Schwierigkeit: leicht (nicht kinderwagentauglich)
  • Kinder- und familientauglich
  • 16 spannende Schautafeln

Hier geht's zum Bienenquiz

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Sabine

Sabine

Ich bin feiberufliche Texterin aus Wattens und bin als freie Redakteurin für unterschiedliche Formate und Unternehmen tätig und begeistere mich für Themen aller Art. Im PillerseeTal war ich schon oft auf Geschichtensuche, habe viele interessante Persönlichkeiten getroffen und es war für mich stets eine Bereicherung, über deren Leidenschaften zu schreiben. Mehr Details

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