Das Einmaleins des PillerseeTaler Dialekts
PillerseeTalerisch für Anfänger
Die Sprache ist ein interessantes Phänomen. Sie prägt unsere Kultur und bildet einen wesentlichen Teil unserer Identität. Vor allem in Tirol ist das so eine Sache mit den Dialekten. Selbst kleine Entfernungen machen große Unterschiede aus. Wer das PillerseeTal zum ersten Mal besucht, wird schnell bemerken: Hier hat sich eine besonders liebliche Form des Tirolerischen entwickelt. Dass der Dialekt der „Dosigen“ (Einheimischen) mindestens genauso liebenswert ist wie die Leute dahinter, bestätigt auch der Mundartexperte Hans Jakob Schroll: „Den PillerseeTaler Dialekt zeichnet seine Herzlichkeit aus. Der liebliche Klang unterscheidet ihn auch von anderen Variationen innerhalb Tirols, welche sich oftmals härter anhören.“ Nichtsdestotrotz gehört die PillerseeTaler Sprachvarietät wie fast alle Tiroler Dialekte zum „Oberdeutschen“ – genauer betrachtet spricht man hierzulande also „Alpenbairisch“.
Mundart-Experte Hans Jakob Schroll kennt den PillerseeTaler Dialekt wie kaum ein anderer.
Hans Jakob Schroll: Ein Kenner der PillerseeTaler Sprachvarietät
Hans Jakob Schroll kennt die PillerseeTaler Mundart wie kaum ein anderer. Seit 15 Jahren sammelt der Fieberbrunner Mundartausdrücke, Redewendungen und Sprüche, um diesen bedeutenden Teil der regionalen Kultur für die nächsten Generationen zu erhalten. Ein Blick auf sein prall gefülltes Bücherregal verrät: Hier ist ein Literaturfan am Werk. Auch wenn der belesene und geschichtlich versierte PillerseeTaler schon immer einen besonderen Draht zur Sprache sowie zum heimischen Dialekt verspürte, konnte sich der gelernte Kaufmann erst im Ruhestand vollkommen seiner Leidenschaft widmen. Aber bereits während seines Berufslebens diente sein Lebensmittelgeschäft als Plattform für sein sprachliches Interesse – anfangs allerdings unbewusst, wie Hans Jakob Schroll erzählt: „Ich habe einfach mit den Menschen gesprochen. So versorgten mich meine Kundinnen – früher erledigten ja vor allem Frauen die Einkäufe – regelmäßig mit interessanten Dialektwörtern. Nach einiger Zeit begann ich, Notizen zu machen und auf diese Weise fing meine Sammlung zu wachsen an.“ Veröffentlichungen in regionalen Magazinen folgten.
Besonderheiten der PillerseeTaler Mundart
Spezielle Varietäten lassen die Ausdruckweise der PillerseeTaler sanft und fein klingen. Folgende Charakteristika verleihen der regionalen Sprachvariante ihre Eigenart:
• Vermehrte Endung auf „ei“ - Beispiele: „Dianei“ = Mädchen; „Schissei“ = Schüssel; „Kriagei“ = Krug
• Abwandlung der Silbe „er“ in „ea“ - Beispiele: „Stean“ = Stern; „Mea“ = Meer; „Bea“ = Bär
• Verwendung von „u“ statt „o“ - Beispiele: „Sun“ = Sonne; „Mun“ = Mond; „Dunna“ = Donner
• Verzicht auf die Aussprache von „r“ oder „l“ - Beispiel: „Oim“ statt Alm
• Charakteristisches Tiroler „k“ - wird als „chk“ ausgesprochen
Flurnamen im PillerseeTal: Orte mit Wiedererkennungswert
Neben dem Dialekt gibt es noch eine mündliche Tradition, die Hans Jakob Schroll besonders am Herzen liegt: Flurnamen. Seit jeher dienen diese Bezeichnungen von geografischen Einheiten wie Feldern, Bergen oder Wäldern ebenso wie Hofnamen in Tirol als wichtige Orientierungshilfe. Sie erleichtern nicht nur die Kommunikation zwischen Einheimischen, sondern spiegeln auch sprachliche Entwicklungen wider. Im Zuge eines Projekts, welches in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Bildungsforum vonstattenging und das etwa 120.000 alte Flurnamen im ganzen Bundesland erfasste, kümmerte sich Hans Jakob Schroll um die Erhebung in seiner Heimatgemeinde. Keine leichte Aufgabe, wie er erklärt: „Da die Überlieferung großteils mündlich erfolgte, haben sich falsche Schreib- und Ausdrucksweisen ergeben.“ Das Ergebnis: Allein in Fieberbrunn konnte der Dialektliebhaber 600 Flurnamen ausfindig machen. 2018 wurden die dokumentierten Flurnamen sogar ins immaterielle UNESCO-Kulturerbe aufgenommen.
Aber damit nicht genug. Wer noch einen Schritt weitergeht, erkennt, dass auch weit verbreitete Familiennamen aus dem PillerseeTal ihren Ursprung in landschaftlichen Gegebenheiten haben. So entwickelte sich aus „Pletzen“ – ein überlieferter Ausdruck für einen Lawinenstrich – wohl „Pletzenauer“. „Krinn“ – ein Ort, wo viele vom Wind gefällte Bäume liegen – bildet die Basis für den Namen „Krimbacher“.
Die regionale Sprache im Wandel der Zeit
Wie die Sprache im Allgemeinen befinden sich insbesondere Dialekte im ständigen Wandlungsprozess. So hat der Mundartexperte in den letzten Jahrzehnten auch im PillerseeTal eine Veränderung wahrgenommen. Der wachsende Einfluss der Standardsprache, Anglizismen und andere Modewörter würde die regionale Sprachvarietät zunehmend verändern. Während jüngere Generationen heutzutage durch soziale und digitale Medien einen bedeutenden Vorsprung hätten, galt es für den jungen Hans Jakob Schroll erst einmal Hochdeutsch zu lernen. „Als ich in die Schule kam, musste ich feststellen, dass die ‚Pfoad‘ eigentlich Hemd genannt wird“, veranschaulicht er die sprachlichen Besonderheiten schmunzelnd an einem Beispiel. Für die Zukunft wünscht sich der waschechte PillerseeTaler, dass sich auch junge Menschen mit Dialekten auseinandersetzen und dem sprachlichen Kulturerhalt mehr Aufmerksamkeit schenken.
PillerseeTaler Mundart zum Schmunzeln
Du verstehst in Gesprächen mit Einheimischen nur Bahnhof? Dann werden dich die folgenden Redewendungen amüsieren. Wir haben in Hans Jakob Schrolls Phrasen-Sammlung gekramt und besondere Fundstücke zusammengetragen.
„I bin nit auf da Brennsuppn dahea gschwumma.“
Ich bin nicht naiv, sondern kenne mich aus.
„Du bist um d'murfè woitan brinzig.“
Du hast noch Essensreste in deinem Gesicht.
„De Resi is a schwanzige Gsoiin.“
Resi ist eine arbeitsame Frau.
„Da Hons is a rachitischa Loda.“
Hans ist ein dürrer Mann.
„Asch(t)leng oder visch(t)leng?“
Rückwärts oder vorwärts?
„Hardigatti!“
Ausruf der Ungeduld, wenn etwas nicht gelingen will.
„Wos geits?“
Was gibt’s?
Crashkurs gefällig?
Als waschechte Tirolerin liebe ich alles, was unser wundervolles Fleckchen Erde so besonders macht: Die atemberaubende Bergwelt, die einzigartigen Traditionen und all die spannenden Geschichten, die sich dahinter verbergen. Darüber zu schreiben zählt zu meinen großen Leidenschaften. Besonders in den Bann ziehen mich „bärige“ Geschichten aus dem PillerseeTal. Mehr Details
Anna Manuela Kraus
Antworten
Es war Zufall,dass ich die Mundartsprache mir anhörte, es war Neugierde, ob ich meinen Wortschatz schon verloren hatte? Ich bin nämlich im Fieberbrunn aufgewachsen, und seit meinem 19 Lebensjahr bin ich im München. Ich wünsche mir das dieser Dialekt nie verloren geht! Hier in München gibt es auch immer weniger Dialekt,schon als ich hierherzog, wurde meistens Hochdeutsch geredet.Leider! Für mich ist dieser" Dialekt ",Heimat! Ein Glücksgefühl berührt mein Herz bei heimatlichen Sprache! Pfiate !