Eine Geschichte von einem, der ganz anders ist.
Sepp Kahn schreibt Geschichten, die das Leben schreibt – am liebsten in der Einsamkeit. Auf seiner Alm, wo er so arbeitet, wie man es immer gemacht hat.
Sepp Kahn auf seiner Alm © Peter Vonier
Dass der Bergbauer Sepp seinen eigenen Kopf hat, das haben auch seine Leut' gespürt. Und dass er das auch kundtut, das ist mittlerweile ringsum bekannt. Denn der Almliterat weiß so manches über den Fortschritt, die Bauernschaft und die Leute im Allgemeinen zu berichten. "Ich bin so altmodisch, dass ich schon wieder modern bin," stellt der Altbauer fest. In Tirol gibt es rund 2.300 bewirtschaftete Almen. Doch während viele Bergbauern den Tag herbeisehnen, an dem ein ausgebauter Traktorweg direkt vor die Almtür führt, verzichtet Sepp Kahn sogar auf Elektrizität. "Es ist gut so, wie es ist", sagt er. Und wir sind davon überzeugt, dass er das wirklich so meint.
Mit der Hand aufs Papier
Aber natürlich ist so ein Almleben nicht immer ganz einfach. Man hat ja auch etwas zu tun. Rund 100 Tage im Jahr lebt der 65-jährige auf seinen beiden Almen auf der Sonnseite des Lärchenbergs im Windautal. Versorgt Kühe, Schweine und Ziegen. Mäht die auch für Kraxel-Kühe zu steilen Wiesen per Hand mit der Sense. Käst in der Saison 300 Kilogramm Bergkäse und stampft an die 100 Kilogramm Butter. Zeit für sich und seine Gedanken findet er hier oben dennoch. Und Zeit zum Niederschreiben auch. Nach wie vor mit der Hand aufs Papier, denn einen Computer besitzt der Sepp nicht, nur einen batteriebetriebenen Radio. Man läge jetzt aber falsch in der Annahme, dass Sepp Kahn in seiner heilen Welt auf 1.600 Meter nichts von Fortschritt, Entwicklung und Globalisierung mitbekommen hätte. Er hat allerdings – und das kann man wohl so sagen – einen übergeordneten Blickwinkel. Sieht die Dinge vielleicht anders und geht in seinen Gedichten mit Agrararchitektur, der Politik und dem Tourismus hart ins Gericht.
Vom Bauer zum Literaten
Dabei hat alles ganz anders angefangen: Mit siebzehn musste er als ältester Sohn nach dem Tod des Vaters sein Erbe antreten und den Oslhof in Itter übernehmen. "Ich war immer gern Bauer und hab’ die Arbeit gemocht." Wie es aber vom Landwirt zum Literaten kam, das ist eine andere Geschichte: "Da bin ich einmal im Stall gestanden und hab’ den Schwalben im Schwalbennest zugesehen, in diesen Moment sind mir ein paar Zeilen dazu eingefallen. Die habe ich dann aufgeschrieben." Die blauen Augen des Vollbärtigen leuchten bei der Erinnerung an alte Zeiten. Fast 35 Jahre sind seitdem vergangen und Sepp ist noch keines Weges des Schreibens müde geworden. Im Gegenteil: Neben unzähligen Mundartgedichten, die mittlerweile auch als Buchbände erhältlich sind, verfasst der Bergbauer Theaterstücke und wagt sich an Kriminalromane. "Die mögen die Weiberleut' besonders gern," grinst er. Denn die Bücher sind nicht nur im Buchhandel, sondern auch bei ihm auf der Alm erhältlich, so wie seine Butter und sein Käse. Letzteres sollte man allerdings vorbestellen, denn der "Kas" vom Sepp ist gefragt.
Lärchenbergalm Sepp Kahn © Peter Vonier
Von Wanderern und Zukunftsvisionen
Ab und zu, im Moment durch den KatWalk wieder öfter, kommt dann doch wer beim Sepp auf der Lärchenberg Alm vorbei. Und er, wenn er gerade Zeit hat, freut sich über die Gesellschaft. "Da gibt’s die erste Wandergruppe, die sind meistens gestresst, wollen weiter und haben keine Zeit. Sie wollen ja die Ersten bleiben. Die zweite Gruppe ist ganz anders. Das sieht man schon, wie sie schauen, sie sehen und spüren die Natur. Die nehmen sich dann Zeit und setzen sich zu mir auf's Bankerl." Und dann gibt es für alle eine Jause. Ein selbstgemachtes Muas mit Preiselbeeremarmelade, einen Speck, Milch, Butter und selbstverständlich den Almkäse. Und ein Schnapserl darf dabei auch nicht fehlen. "Da erfahre ich immer die neuesten Dinge aus dem Tal oder von weiter her." Das ist neben den Besuchen und seiner Frau, die er "nie so ganz ausschließen kann" eine willkommene Abwechslung für den Almliteraten. Eigentlich hat er ja wirklich alles hier oben. Ob er einen Wunsch hat, wollen wir wissen? "Mei, ich nehme es, wie es kommt. Glücklich bin ich ja sowieso schon", lacht er. "Wichtig ist mir, dass es der Familie gut geht und, dass alle untereinander auskommen. Vielleicht zusammen mit den Enkelkindern noch einen Stall für die Geisen bauen." Seine Blicke schweifen nachdenklich über die Alm auf die umliegenden Berge ins Tal.
Die Almgenossen von Sepp Kahn © Peter Vonier
Wenn die dritte Gruppe, die meist viel zu erschöpft ist, ihn überhaupt zu grüßen, beim Sepp vorüberzieht, kehrt wieder Ruhe auf der 300 Jahre alten Lärchenbergalm ein. Bevor der Tag zu Ende geht, nimmt er die mit Quellwasser angetriebene Vakuum-Melkmaschine in Betrieb, holt Holz für den Ofen und zieht sich mit Kerze und Papier zurück, um eine neue Geschichte zu schreiben. Eine, die vielleicht von den heutigen Eindrücken und Erlebnissen erzählt.
Zuhören. Spüren.
Das große Ganze sehen.
Eine Welt sichtbar machen.
Für und mit Menschen aus der Region.
www.katietropper.com Mehr Details
Andre De taey
Antworten
Wir sind fro entwas von ein einwoner vom Itter zu lesen. Wir sind fiele malen im urlaub gekommen im Hopfgarten.Letztes jahr verbleben wir bei Frau Decker vom der Tischlerei im itter. Fiele Gruchen im Itter an der Sepp .Frida und Andreund bes wiedeshen einmal.