Naturmaler Franz Spiegl im Portrait
Licht & Schatten in der Kunst und im Leben
Seine Begabung für alles Bildhafte wurde schon in Kindertagen offenbart. In der Volksschule ist er mit der kunstvollen Verschönerung seiner Schulhefte positiv aufgefallen: „Als Belohnung winkte mir damals ein kleines Stück Schokolade für besonderen Fleiß“, erinnert sich Franz Spiegl an seine Kindheit im PillerseeTal. Das Talent für das Zeichnen und den Sinn für das Schöne hat er von seinem Vater geerbt, der als Buchdrucker tätig war. Mit Bleistiftskizzen hat es angefangen, später arbeitete Franz Spiegl mit Kohlestiften. In den 80er-Jahren entdeckte er den Ölspachtel für sich und schließlich die Acrylfarben. Seine Werke sind von dem Variantenreichtum der eingesetzten Materialien geprägt.
Mit seinem Schaffen bannt der Maler Franz Spiegl die Schönheiten der Natur auf Leinwand und Papier.
Die Natur als Vorlage
Thematisch bewegt sich der Maler aus dem PillerseeTal im Bereich klassischer Naturmotive. Er beschäftigt sich wiederkehrend mit Stimmungsbildern aus den Bergen. Als Vorlage dienen ihm häufig selbst aufgenommene Fotos. Eine klassische Kunstausbildung hat Franz Spiegl nicht genossen, doch ein Fernstudium vermittelte ihm die Techniken, die seine Werke bis heute ausmachen. Zuletzt konnte man sie 2016 bei einer Jubiläumsausstellung bestaunen: Zum 70. Geburtstag des Malers waren die Besitzer seiner Bilder eingeladen, ihre Gemälde für eine große Gesamtausstellung im Gemeindesaal St. Jakob in Haus im PillerseeTal zur Verfügung zu stellen. Viele sind dem Aufruf gefolgt – so konnte Franz Spiegl über 100 Bilder aus 50 Jahren zeigen.
Die Natur dient dem Maler als Inspirationsquelle für viele seiner Werke.
Zwischen Beruf und Berufung
In aller Bescheidenheit beschreibt er seinen Zugang zur Kunst: „Ich bin ein Hobbymaler, der versucht, die Natur zu kopieren.“ Beruflich hat sich Franz Spiegl in eine ganz andere Richtung orientiert. Der heute 74-Jährige ist in St. Jakob in Haus aufgewachsen und hat eine Lehre zum Bankkaufmann absolviert. Das Verhältnis zwischen Beruf und Berufung fasst der Künstler folgendermaßen zusammen: „Da der Hobbymaler kein Beruf ist, konnte ich gleich zwei mir wichtige Aufgaben erfüllen – einerseits die Arbeit in der Bank und zum Ausgleich die Malerei.“
Mit Bleistiftskizzen hat es angefangen, heute liebt der Maler Acrylfarben. Seine Werke sind vom Variantenreichtum der eingesetzten Materialien geprägt.
Helle Freude statt hoffnungsloser Finsternis
Franz Spiegl leidet seit über zwanzig Jahren an Parkinson. Die Krankheit äußert sich in vielen Varianten: „Besondere Merkmale sind das Zittern, die verschiedenen Bewegungseinschränkungen, die zunehmend gebückte Haltung und die leiser werdende Stimme“, berichtet der Maler aus seinem Leben mit dem Nervenleiden. Seine Frau Angela Spiegl unterstützt ihren Mann und umsorgt ihn, damit er weiterhin seiner Leidenschaft nachgehen kann: „Einige Kraftreserven sind mir noch geblieben. Somit habe ich die Chance, mein Hobby weiter zu pflegen“, freut sich Franz Spiegl. Seit Sommer 2019 lebt er im Sozialzentrum, wo man ihm auch extra einen Platz für seine kreative Tätigkeit zur Verfügung gestellt hat. Mit seinem Schaffen bannt der Maler die Schönheiten der Natur auf Leinwand oder Papier: Die Strahlen der Sonne. Die Silhouetten der Berge. Das Weiß der Schneefelder. Das Schwarz der Wälder. Franz Spiegl weiß Licht und Schatten abzubilden und selber auszuhalten: „Mein Ziel ist es Freude zu schenken, auch wenn die Mühen täglich größer werden“, verrät er sein unermüdliches Motiv.
Das Leiden und die Leidenschaft
Kommt das Wort „Leidenschaft“ tatsächlich von Leiden? Viele große Künstler, die große Werke schufen, litten an unheilbaren Krankheiten – sei es der Maler Claude Monet, der ein Augenleiden entwickelte oder der Komponist Ludwig von Beethoven, der seine Musik irgendwann nur noch im Kopf hören konnte. Es scheint fast so, als würden sich Kunst und Krankheit nicht ausschließen, als würde ein Hindernis den Willen zum Werk noch verstärken. Krankheiten prägen die Kunstgeschichte und die Geschichten der Künstler.
Den Zusammenhang zwischen Leiden und Leidenschaft kannte auch Beethoven, der bereits mit 28 Jahren schwerhörig war.
Tipp: Kunst im Jakobskreuz
Das größte begehbare Kreuz der Welt – das Jakobskreuz – verwandelt sich immer wieder in ein Atelier der besonderen Art. Mehrmals im Jahr stellen Künstlerinnen und Künstler dort ihre Werke aus. Die Termine und weitere Informationen zu den Vernissagen finden Sie auf der Website www.bergbahn-pillersee.com.
Im Jakobskreuz am Gipfel der Buchensteinwand finden immer wieder Vernissagen statt.