Regionalität und Nachhaltigkeit im PillerseeTal
Im Rhythmus der Natur
Regionalität und Nachhaltigkeit – zwei Entwicklungen unserer Zeit, die im PillerseeTal schon längst zur Realität geworden sind. Welche Rolle Nachhaltigkeit und Regionalität in der Region spielen, verraten wir im Beitrag.
Dass wir nicht so weitermachen können wie bisher, ist uns allen bewusst. Wachsendes Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeit als treibender Wirtschaftsfaktor und die Klimakrise als Basis einer neuen globalen Identität unterstreichen den Wandel in unserer Gesellschaft. Getreu den Worten Mahatma Gandhis „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“ übernimmt das PillerseeTal gemeinsam mit dem Leukental Verantwortung. Als Klimawandelanpassungsregion Regio3 zeigen die beiden Tourismusdestinationen, wie sich die Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie auf regionaler Ebene umsetzen lässt. Konkret geht es darum, die großen Herausforderungen unserer Zeit wie Klimawandel, soziale Ungleichheiten oder Erschöpfung natürlicher Ressourcen zu bewältigen.
Der bewusste Umgang mit natürlichen Ressourcen ist im PillerseeTal längst nicht nur ein Trend, sondern gelebte Praxis.
Initiativen mit Zukunftspotenzial
Bereits jetzt bildet das PillerseeTal mit seinen authentischen Angeboten sowie der Rückbesinnung auf grundlegende Werte die ideale Grundlage, um einen besonders naturnahen und nachhaltigen Urlaub in unverwechselbarer Kulisse zu erleben. Wohin die Reise in der Zukunft gehen soll, erläutert Katrin Pühringer, Verantwortliche für die nachhaltige Produktentwicklung im Tourismusverband: „Wir haben uns hohe Ziele gesetzt. Das Thema Nachhaltigkeit soll künftig bei jedem einzelnen Projekt mitschwingen – sowohl was laufende als auch neue Maßnahmen betrifft.“ Ein Vorhaben besteht darin, auf lange Sicht alle Veranstaltungen in den fünf Orten des Tales als sogenannte „Green Events“ umzusetzen. Das heißt, dass bei der Durchführung auf klimafreundliche Maßnahmen geachtet wird. Dazu zählen zum Beispiel die Verwendung von Mehrwegbechern, die Möglichkeit einer autofreien Anreise sowie ein kulinarisches Angebot, welches vegane, saisonale und regionale Gerichte vorsieht. Um den regionalen Genuss noch intensiver zu fördern, sollen zudem Kooperationen mit Direktvermarktern und Produzenten in den Fokus gerückt werden.
Nachhaltige Mobilität
Umweltschonender Urlaub beginnt bereits bei der Anreise: Die Vielzahl an bahnfreundlichen Unterkünften ist ein weiteres Beispiel, wie im PillerseeTal Nachhaltigkeit praktiziert wird. „Schon jetzt ermöglichen wir unseren Gästen eine möglichst entspannte An- und Abreise per Bahn sowie Bus“, gibt Katrin Pühringer einen Einblick. Auch vor Ort braucht man kein eigenes Auto, um mobil zu sein. Dank einer Kooperation mit den Österreichischen Bundesbahnen können mit der Gästekarte alle Nahverkehrszüge zwischen Wörgl und Hochfilzen kostenlos genutzt werden. Außerdem sind die Regio Busse im PillerseeTal sowie nach Kitzbühel, Ellmau und Lofer für Gäste des PillerseeTals in der Gästekarte inkludiert. Das Team des Tourismusverbandes treibt aber nicht nur eine nachhaltige Entwicklung der Destination voran, sondern lässt auch den eigenen ökologischen Fußabdruck nicht außer Acht. Vom Emissionsausstoß der Dienstfahrzeuge über den Stromverbrauch bis hin zur Papierverwendung wird die CO2-Bilanz des täglichen Tuns im Tourismusverband evaluiert und im Anschluss verbessert. „Wir möchten demonstrieren, dass jeder und jede einen Beitrag leisten kann“, so Pühringer
Die Vielzahl an bahnfreundlichen Unterkünften sowie eine Kooperation mit den ÖBB, welche die kostenlose Nutzung aller Nahverkehrszüge zwischen Wörgl und Hochfilzen garantiert, sorgt dafür, dass man kein eigenes Auto für einen entspannten Aufenthalt im PillerseeTal braucht.
Landwirtschaft und Tourismus im Einklang
Ein Bereich, in dem Regionalität und Nachhaltigkeit naturgemäß eine große Rolle spielen, ist die Landwirtschaft. Aber wie kann das Zusammenspiel zwischen Tourismus und bäuerlichen Betrieben funktionieren? Mit dieser Frage befasst sich Maria Pirnbacher seit einigen Jahren eingehend. Als Bäuerin vom Petererhof in St. Ulrich am Pillersee kennt sie das Leben auf einem bewirtschafteten Hof und die damit einhergehenden Herausforderungen nur zu gut. Während das Zusammenwirken an einigen Berührungspunkten bereits einwandfrei funktioniere – man denke an Angebote wie Urlaub am Bauernhof – gebe es an anderen Stellen noch einiges zu tun, wie Maria Pirnbacher erklärt: „Tourismus und Landwirtschaft brauchen einander. Bis zur gewünschten Symbiose haben wir aber noch einen weiten Weg vor uns. Wir müssen die Stärken des jeweils anderen viel besser nutzen.“ So können Touristiker Landwirten bei der Vermarktung unter die Arme greifen und im Gegenzug deren Expertise hinsichtlich landwirtschaftlicher Themen in Anspruch nehmen.
Maria Pirnbacher, Bäuerin vom Petererhof, beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie das Zusammenspiel zwischen Tourismus und Landwirtschaft funktionieren kann.
Wirtschaften für die nächste Generation
Auf ihrem Hof, den sie zusammen mit ihrem Mann betreibt und welcher bereits seit 1992 das Bio-Siegel trägt, wird seit jeher viel Wert auf eine nachhaltige Bewirtschaftung gelegt. „Meiner Meinung nach sollte es in der Landwirtschaft selbstverständlich sein, umweltverträglich zu wirtschaften – einerseits, was das Tierwohl angeht und andererseits, um die Natur nicht über ihre Ressourcen hinauszubeanspruchen. Meine Optimalvorstellung
wäre eine Zukunft, in der es dafür keine Regelungen oder Gesetze mehr braucht und wir alle stattdessen begreifen, dass es unser Auftrag ist, im Sinne der Umwelt zu handeln“, so die Mutter von drei Buben. Maria versteht die Rolle der Landwirte vor allem als Wegbereiter: „Das Schöne am Bauerndasein ist die innige Verbindung mit der Natur. Wir bemerken sofort, wenn beispielsweise klimatische Veränderungen vonstattengehen, die Auswirkungen auf die Vegetation mit sich bringen. Daher gehören wir zu den Ersten in der Gesellschaft, die den richtigen Weg einschlagen müssen.“
Neben Milch und Molkereiprodukten wird am Petererhof in St. Ulrich am Pillersee, welcher bereits seit 1992 Bio zertifiziert ist, auch Fleisch aus der eigenen Landwirtschaft erzeugt.
Regionaler Genuss soll in den Mittelpunkt rücken
Insbesondere in einem Zweig sieht Maria großes Zukunftspotenzial: regionale Lebensmittelproduktion. Neben Milch und Molkereiprodukten wie Butter, Joghurt oder Frischkäse wird am Petererhof Fleisch aus der eigenen Landwirtschaft verarbeitet und vertrieben. Und der Bäuerin gehen die Ideen nicht aus: Nächsten Sommer soll auch der Hanfanbau Einzug auf ihrem Hof in St. Ulrich am Pillersee halten. Maria Pirnbacher hat es sich zum Auftrag gemacht, uns allen die Bedeutung der heimischen Landwirtschaft und lokalen Erzeugnisse ins Bewusstsein zu rufen. „Wenn ich ein qualitativ hochwertiges Produkt erzeuge, dann hat das seinen Preis. Ich finde es erschreckend, dass Nahrungsmittel, die 1.000 Kilometer reisen, teilweise günstiger sind als Erzeugnisse aus der Region“, führt uns Maria die Realität vor Augen. Der Zusammenschluss von regionalen Gastronomiebetrieben unter dem Namen "KochArt" sowie der monatlich stattfindende Markt Hoangascht – ehemals Markttage – sind nur zwei Initiativen, welche den regionalen Genuss im PillerseeTal in den Mittelpunkt stellen. „Darüber hinaus dient der virtuellen Marktplatz, heimischen Produzenten und Direktvermarktern als Bühne und Unterstützung im Marketing“, gibt Katrin Pühringer einen Einblick.
Echt regional
Wie die Direktvermarktung auf ihrem „Naturhof Burgwies“ in Fieberbrunn funktioniert, erklärt Christine Pletzenauer im Video.
Hier geht’s zu allen Direktvermarktern in der Region.
Vom umtriebigen Hofleben in die Sommerfrische
Aber zurück zum Petererhof und zu einem weiteren Touchpoint, an dem das harmonische Zusammenspiel zwischen Landwirtschaft und Tourismus gefragt ist. Sobald die ersten warmen Sonnenstrahlen die heiße Jahreszeit ankündigen, verlegen die rund 50 Milchkühe und ebenso viele Jungtiere ihr Zuhause für einige Monate auf die Alm. Ein alljährliches Highlight für die Tiere, wie Maria Pirnbacher erzählt: „Im Frühjahr können es unsere Kühe kaum erwarten, in die Sommerfrische zu fahren, im Herbst kommen sie aber auch wieder gerne heim.“ Kein Wunder, bietet der Almsommer doch zahlreiche „Zuckerl“ für die Vierbeiner: von saftigen Bergwiesen über viel Sonne, frische Luft und gemäßigte Temperaturen bis hin zu einem gesundheitsfördernden Konditionstraining. Gleichzeitig trägt eine intakte Almwirtschaft auch zur hohen Qualität der tierischen Produkte bei und ist maßgeblich für den Erhalt der vielfältigen Kulturlandschaft auf den Bergen verantwortlich. „Wenn keine Tiere auf der Alm sind, werden die Weiden nicht abgegrast. Dies wiederum hätte große Auswirkungen auf die Vegetation. Nur Dank unserer Kultivierung werden die Wiesen von Baumwuchs freigehalten, wodurch die vielen unterschiedlichen Pflanzenarten einen geeigneten Lebensraum finden“, so die Landschaftsexpertin.
Eine intakte Almwirtschaft trägt zur hohen Qualität der tierischen Produkte bei und ist maßgeblich für den Erhalt der vielfältigen Kulturlandschaft auf den Bergen verantwortlich.
Markt Hoangascht im PillerseeTal
Wer in den Genuss von regionalen Leckereien wie frischem Obst oder Gemüse, Schnäpsen, hausgemachten Marmeladen, Butter oder Bauernbroten kommen möchte, hat jeden dritten Freitag im Monat die beste Chance dazu. Der Markt Hoangascht in Fieberbrunn, St. Ulrich am Pillersee und Waidring lädt zudem mit Workshop-Angeboten für Groß und Klein sowie musikalischer Umrahmung zum Bummeln ein.
Jeden dritten Freitag im Monat – jeweils von 10 bis 19 Uhr – geht der Markt Hoangascht in verschiedenen Orten im PillerseeTal über die Bühne
Umweltzeichen für die Region
Das österreichische Umweltzeichen ist ein unabhängiges Gütesiegel für Umwelt und Qualität. Die Auszeichnung wird an Betriebe verliehen, die sich besonders um Nachhaltigkeit bemühen. Aktuell werden Produkte und Dienstleistungen aus verschiedenen Branchen zertifiziert – auch Hotellerie und Gastronomie. Wer das Umweltzeichen von der Republik Österreich erhalten möchte, muss strenge Richtlinien erfüllen. Diese werden von einem Gremium aus Umweltexperten erstellt und alle vier Jahre überarbeitet. Betrachtet wird dabei der gesamte „Lebenszyklus“ einer Leistung – beginnend beim Rohstoff- und Energieverbrauch über die erwarteten Emissionen bis hin zu Verpackung, Vertrieb und Transport. Seit Kurzem können sich auch Regionen mit dem Umweltzeichen auszeichnen lassen. Das PillerseeTal möchte alles dafür tun, um sich dieses Siegel in den nächsten Jahren zu verdienen.