Waldbaden = auf Schatzsuche gehen
Gehst mit Waldbaden? Brauch ich da einen Bikini?
Um diese Frage gleich vorab zu beantworten: Für ein Waldbad mit mir braucht es kein Badezeug und auch kein Badewetter. Waldbaden geht immer!
Waldbaden ist in den Wald gehen und sich einen Kick für die Gesundheit holen. Entspannen, durchatmen, besser schlafen und die Stimmung aufhellen – all das lässt sich mit Waldbaden (Shinrin Yoku) erreichen. Es ist dabei nicht ausschlaggebend, sich auf besondere Art und Weise im Wald zu bewegen – es geht um das bewusste Erleben des Waldes, der herrlichen Luft, der Farben und sanften Geräuschkulisse.
Der Wald rund um die Einsiedelei in St. Johann in Tirol hat mich immer schon angezogen. Deshalb starte ich mein Waldbad beim Bauernhof Saubichl – dort gibt es ein nettes Gatterl, das für mich den Eintritt in den Wald symbolisiert. Durch dieses Gatterl hindurch getreten, stehe ich mitten im Wald und kann diese etwas andere Luft schon spüren und riechen. Ja spüren – für mich fühlt sich das an wie Samt auf meiner Haut. Weich und irgendwie belebend – und jeder wird das wohl anders empfinden.
Körperlich bin ich angekommen. Fürs richtige Dasein braucht es dann einige tiefe, bewusste Atemzüge tief in den Bauch – gerne mit geschlossenen Augen. Mit dem gewundenen Wurzelwerk unter meinen Füßen, geht das Erden meistens ganz einfach.
Und dann mache ich mich auf den Weg zu meinem ersten Unterschlupf. Weil beim Waldbaden der Weg das Ziel ist, gebe ich mich dem sinnlichen Erlebnis hin und genieße den Duft der Nadeln, des Waldbodens, der Pflanzen – und der verändert sich ständig. Sonne, Feuchtigkeit, Temperatur – das alles sorgt für eine vielfältige Geruchskulisse. Außerdem halte ich die Augen offen, weil ich die Besonderheiten nicht verpassen möchte, die mir jedes Mal begegnen. Einige davon brauche ich dann auch noch auf meinem Weg.
Bewusstes Erleben hat im Alltag oft so wenig Platz. Weil ich das hier aber in vollen Zügen genießen möchte, nehme ich schließlich unter dieser alten Fichte, deren lange Äste mich wie ein Schutzhaus umgeben, Platz und atme. In einem bestimmten Rhythmus – der mich ganz zu mir bringt – und mich für diesen Moment ganz hier sein lässt. Danach stellt sich einfach Ruhe in mir ein, ich bleibe noch ein bisschen sitzen und lasse die verschiedensten Grüntöne um mich herum wirken. Bis zu meinem nächsten Platzerl sind es ein paar Schritte, die mich am Waldrand entlang durch blühendes Gelände führen. Da lausche ich dem Vogelgezwitscher, schnuppere eine herbe Brise Thymianduft oder stecke mir eine fruchtige Beere zwischen die Zähne. Glockenblumen, Farn, Minze und vieles mehr säumt meinen Weg. Die Terpene, die die Bäume mir schenken, pushen mein Immunsystem ohne mein Zutun.
Dann heißt es Schuhe aus und einfach mal wieder Kind sein. Zuerst müssen die Füße geweckt werden. Das geht am besten mit einer feinen Massage. Wenn ich in Gesellschaft waldbade, führen wir uns gegenseitig durch das Gelände. Das macht Spaß und jeder übernimmt einmal die Führung. So manches Kind hat bei dieser Gelegenheit das erste Mal einen Grashüpfer in natura gesehen und diesen von seiner Hand ins satte Grün springen lassen. Das sind dann die wahren Glücksmomente – für uns alle.
Waldbaden heißt auf Schatzsuche gehen … und Wunderbares in und um sich zu entdecken. Meine Schätze sind oft ein besonderes Farnblatt, ein Stein oder eine fein duftende Blüte, ein Zapfen oder eine Beere. Die nehme ich mit zu der großen Buche und dort betrachte, rieche und betaste ich das alles eingehend. Besonders intensiv ist das Erleben, wenn jemand anders mir seine Fundstücke sanft über den Unterarm streicht oder mich daran riechen lässt. Da wird ein Farn zu einer sanften Feder und ein kleines Blümchen zu einer Geruchsexplosion, die ich ihr gar nie zugetraut hätte.
Zum Abschluss suche ich mir dann mein Plätzchen, meinen Baum und meditiere oder setze mich einfach zu ihm. Manchmal habe ich Fragen und egal, wer oder was mir die Antwort schenkt, ich freue mich darüber und bin dankbar, ohne Suchen so viel Wertvolles gefunden zu haben.
johann schauberger
Antworten
liebe frau dunja ess muss nicht immer ein wald sein.auch ein einsamer baum genügt.vor jahren habe ich eine tausend jahre alte linde besucht die seit vielen hundert jahren alle meine vorfahren gut gekannt haben.das gefühl diesen baum zu streicheln und mit ihm über die ureltern zu sprechen kann ich dir gar nicht beschreiben.leider hat ein jahr darauf ein blitzschlag dieses naturwunder gefällt.aus dem unteren teilen wurde eine kapelle gebaut die viel besucht ist.aber der bezug zu meinen vorfahren ist immer in mir.hans