Wo die wilden Kerle touren

Eine Skitour bei Nacht ist ein besonderes Erlebnis

Der Schnee knirscht unter meinen Skischuhen, die Luft glitzert vor Kälte im Schein der Stirnlampe. Ich sehe ein wenig aus wie ein Höhlenforscher mit meiner Montur aus Skihose, Rucksack und dicken Handschuhen, aber bei einer Nachtskitour muss man sich (nicht nur als Frosthenne) eben den Gegebenheiten anpassen.

Wo die wilden Kerle touren

In the Moonlight Shadow

Ich stehe mit meinem Freund Andi bei der Talstation Harschbichl. Die Pisten die sich vor uns erstrecken sind noch bis 22:00 geöffnet, bevor sich die fleißigen Pistenmaschinenfahrer an die Arbeit machen, um den Gästen auch am kommenden Tag wieder die Basis für einen unvergesslichen Skitag zu sichern. Das Klicken der Bindung ist unser Startsignal, und es geht endlich los!

Für einen Hobbysportler wie mich ist es am Anfang gar nicht mal so einfach, den richtigen Rhythmus zu finden. Besser ist es langsam zu starten, damit sich die Lunge an die kalte Luft gewöhnen kann. Ungewohnt ist auch die Stille und Dunkelheit – denn wo sich untertags unzählige Skifahrer tummeln, hört man jetzt nur die eigenen Schritte. Doch bald ist man „drin“ und es macht einfach nur Spaß. Die frische Luft, die Ruhe – einfach herrlich. Wir folgen dem beschilderten Abendpistenverlauf und mir fällt auf, dass sich neben den Tourengehern auch Schneeschuhspuren ihre Bahnen gen Gipfel ziehen. Für Nicht-Skifahrer eine tolle Idee! Manche schnallen sich ihr Snowboard auf den Rücken und boarden dann einfach runter.

Bei Hochfeld auf ca. 1.200m Höhe biegen wir auf einen schmalen Waldweg ab. Dieser schlängelt sich entlang der Mountain-Cart Strecke. Mit den verschneiten Bäumen am Wegrand ist dies eine schöne Alternative zum sonst eher steilen Pistenabschnitt.

I am on the top … of St. Johann!

Wo die wilden Kerle touren

Wir kommen bald knapp unterhalb der Mittelstation raus. Die blinkende Dachbeleuchtung scheint uns anzufeuern. Da werden wir von flotteren Tourengehern überholt. Manche meinen, der Weg zum Harschbichl wäre an den Pistenabenden die reinste Autobahn – so mancher würde diese Strecke bis zu 3x aufsteigen, und das mit ungeheurer Geschwindigkeit. Der Rekord liegt übrigens bei 36 Minuten für die Distanz zwischen Tal- und Bergstation!

Wir lassen diese wilden Kerle passieren und machen uns bereit für den heutigen Endspurt. Endlich, die Umrisse der Angerer Alm – wir haben es fast geschafft!
Ich muss kurz verschnaufen, bevor ich die Felle von den Skiern lösen und im Rucksack verstauen kann. Beim Blick ins Tal funkeln mir die Lichter der Häuser und Straßenlaternen in St. Johann entgegen, und lassen den Ort winzig wirken. Ich freue ich mich riesig über den tollen Aufstieg – und auf ein heißes Getränk in der Hütte.

Bei der Abfahrt muss man sich nochmal gut konzentrieren. Im Schein der Stirnlampen sieht man die Unebenheiten des Hanges oft nur im letzten Moment. Besser ist es, die Piste in Etappen abzufahren, so kann man dazwischen wieder kurz Kraft tanken.

Unten angekommen fällt es mir schwer zu glauben, wie schnell man die fleißig erarbeiteten Pistenmeter runtergeflitzt ist. Meine Wangen brennen, im Haar hängen Eiszapfen – es war ein super Erlebnis!

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Viktoria

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