Mr. Biathlon Franz Berger und der Biathlon Sport in Hochfilzen
Franz Berger ist maßgeblich am Stellenwert des Biathlon-Sports in Österreich beteiligt – und auch, dass die WM 2017 in Hochfilzen statt fand.
Auf dem Weg zum Truppenübungsplatz (TÜPl) in Hochfilzen trifft man nicht nur Soldaten, sondern auch etliche Athleten des Sport-Leistungszentrums an. Im Stadion trainiert gerade eine Kindergruppe. Vizeleutnant Franz Berger wartet schon im Büro des Organisationskomitees. Ihm ist es zu verdanken, dass sich der Biathlon-Sport in Österreich so gut etabliert hat und dass diverse Großveranstaltungen in Hochfilzen stattfinden. Nicht umsonst wird er „Mr. Biathlon“ genannt.
Weiß Franz Berger denn, dass er diesen Beinamen hat? „Jå“, sagt er und lacht. Und dann erzählt er, wie eins zum anderen führte:
Biathlon – eine junge Sportart in Österreich
Obwohl Franz Berger diesen Sport nie ausübte, gefiel ihm Biathlon schon, als im Areal des TÜPl Hochfilzen 1973 erstmals eine österreichische Meisterschaft mit Großkaliber für die Exekutive ausgerichtet wurde. Der Vizeleutnant trat dem Heeressport-Verein bei und wurde schon bald Präsident des Vereins. Aufgrund eines Terminproblems einer anderen Nation durfte Hochfilzen einspringen und die erste Kleinkaliber-Biathlon-WM 1978 veranstalten. Zwei Jahre später wurde auch noch die Österreichische Meisterschaft am TÜPl durchgeführt. Doch weitere Veranstaltungen waren dort nicht mehr erwünscht, weil die militärische Ausbildung Vorrang hatte. Also führte der Heeressportverein diverse Biathlon-Meisterschaften und Weltcups vor allem im Wiesental in Hochfilzen durch. „Bis 1990 håmma so dahing’wurschtelt“, sagt Franz Berger, „doch eine weitere Austragung der Veranstaltungen war nicht mehr möglich, weil es dort zu wenig Platz gab, um die Infrastruktur auszubauen“.
In Hochfilzen wird’s keinen Biathlon mehr geben, hieß es. Das schmerzt, wenn jemand, so wie Franz Berger, komplett von etwas überzeugt ist. Er musste mit ansehen, wie der Weltcup den Gasteinern zugesprochen wurde. „Die haben gewittert, dass da ein Potenzial vorhanden ist und haben an Haufen Geld eing’setzt. Im Pillerseetal haben nur wenige dran geglaubt, dass das a gute Sache ist“, erzählt er. „Als die Gasteiner das Weltcup-Finale 1996 durchführen hätten sollen, waren’s - zum Glück für uns - a bisserl påtschert. Sie håb’n g’sågt, sie brauchen die ganzen Parkplätze für die Alpin-Skifahrer und können die nit für den Biathlon sperren“.
Als Franz Berger im März 1995 erfuhr, dass Bad Gastein den Weltcup zurückgibt, hatte er die Befürchtung, dass diese Veranstaltung ans Ausland abgegeben werden könnte. Doch das wollte er unbedingt verhindern. Er setzte sich beim ÖSV dafür ein, die Veranstaltung in Österreich zu halten und bekam prompt die Genehmigung für weitere Schritte von ÖSV-Präsident Schröcksnadel und ÖSV-Generalsekretär Dr. Klaus Leistner. Anschließend gab es ein Gespräch mit Oberst Schneider, dem damaligen TÜPl-Kommandanten. Berger wollte den jetzigen Standort ausbauen, um den Weltcup wieder nach Österreich beziehungsweise nach Hochfilzen zurückzuholen. Er bekam das Ok. Das Stadion wurde erweitert. Seit 1996 ist der Weltcup wieder in Hochfilzen beheimatet, und seitdem haben jährlich Weltcup-Veranstaltungen in der Pillerseetal-Gemeinde statt gefunden. Zusätzlich dazu wurde im Jahr 2000 die Junioren-WM sowie 2005 eine große WM ausgerichtet. Und jetzt ist der nächste große Schritt die im Weltmeisterschaft vom 8.-19. Februar 2017!
Bleibt noch Zeit fürs Privatleben?
Das alles klingt sehr arbeitsintensiv, und es drängt sich die Frage auf, ob das Privatleben da nicht auf der Strecke bleibt? Genau bei dieser Frage kommt Moni Berger herein, die schon ihre Jacke anhat und sich gerade verabschieden wollte. Sie ist die Frau von „Mr. Biathlon“ und ebenfalls im Organisationskomitee beschäftigt.„Jetzt geht’s gut“, sagt sie, „aber die Zeit wår zach, als Franz als Renndirektor das halbe Jahr nur international unterwegs war. Wir håben uns telefonisch abgestimmt und so bestimmte Dinge des Alltags gemanagt. Es wår für beide a Herausforderung“.
Ursprünglich wollte Franz Berger schon nach der WM 2005 etwas kürzer treten. Doch das Gegenteil war der Fall: Im Sommer nach dieser Großveranstaltung wurde er vom internationalen Verband gebeten, den Renndirektor zu übernehmen. „Aufgrund der persönlichen Beziehung, die ich zum Verband hatte, konnte ich fast nicht nein sagen“, erzählt er. „Die waren in einer gewissen Not, haben jemanden gebraucht, auf den sie sich verlassen können“. Also hat er für fünf Jahre zugesagt. „Des is åber leider nit so blieb’n“, lacht er. „Dann hat es geheißen, ich soll das bis 2012 machen, und dann die Olympischen Spiele 2014 auch noch, weil ich ja schon alles vorbereitet hatte“. Ganze neun Jahre lang blieb er schließlich Renndirektor. Doch nach den Olympischen Spielen 2014 war endgültig Schluss. In der Zwischenzeit hatte Hochfilzen schon die Biathlon-WM 2017 zugesprochen bekommen, wo Franz Berger maßgeblich daran beteiligt war. Er hatte die Leitung für dieses Projekt über und wollte daheim sein und das alles vorbereiten.
„Die ganze Organisation macht uns Spaß. Wenn es keinen Spaß mehr macht, dann mach’ma des nimmer. Des homma immer g’sågt“, bestätigen beide. Auch wenn die Freizeit oft sehr dürftig ausfällt, hat sich das Paar als Ausgleich dafür seine Rückzugsgebiete geschaffen. „Wir haben ein Haus und eine Hütte“ erzählt Moni, „das sind Orte, wo wir richtig abschalten können. Wir gehen auch mal eine Runde Walken oder Radfahren. Und wir suchen uns schöne Plätze, wo wir es uns gut gehen lassen“. Moni und Franz sind in zweiter Ehe verheiratet, ergänzen sich gut und machen einen sehr harmonischen Eindruck. Für beide ist das Endergebnis eines Projekts ausschlaggebend und ein großer Antriebsfaktor. Natürlich kommt es auch vor, dass einer der beiden einen Durchhänger hat, doch dann motiviert ihn der andere. „Das ist wichtig, denn herinnen im Stadion läuft es familiär ab,“ sagt Moni. „Wir machen das alles ja nicht alleine. Wir haben Mitarbeiter und freiwillige Mitarbeiter. Die sollen zufrieden sein und nicht nur das Gefühl haben, dass sie nur einen Job machen und dann Tschüss. Auch mit den Kunden und Zuschauern ein bisschen zu ratschen, das hat bei uns einen hohen Stellenwert. Beim Ticketverkauf am Telefon bekommen wir das immer wieder zu hören, und das freut uns natürlich“.
„Wir haben uns ein Vertrauen erarbeitet, ob das jetzt das Land Tirol ist, oder das Verteidigungsministerium“, erzählt Franz. „Sie helfen uns, weil sie wissen, dass sie sich verlassen können. Das steigert noch mehr den Ehrgeiz, die Sachen perfekt zu machen“.
Der nächste große Schritt – die Biathlon-WM vom 8.-19. Februar 2017
Die Infrastruktur im Stadion wird ausgebaut, um ein gut funktionierendes Zentrum für Training und Wettkämpfe zu schaffen. In Hochfilzen ist das Sport-Leistungszentrum des österreichischen Bundesheeres für Langlauf, Biathlon, Ski Alpin und einigen anderen Sportarten untergebracht. Durch den Ausbau haben die Athleten beste Trainings- und Entwicklungsmöglichkeiten. Dazu gehört zum Beispiel auch die Verlängerung der Skirollerbahn oder die Errichtung einer Indoor-Schießhalle mit Laufband, um bei Nullbedingungen, also ohne Wind, schießen zu können. Bis vor kurzem wurden viele Einrichtungen für Veranstaltungen nur temporär aufgestellt. Es wurden teure Container gemietet, die bestimmten Funktionen dienten. Nun soll der Servicebereich fixer Bestandteil des Stadions sein, wie Wachskabinen oder das Medienzentrum, das auch von den Soldaten oder der Dienststelle für den Truppenübungsplatz genutzt wird. Eine wichtige Maßnahme ist die Trennung der Zuschauer vom Verkehr. Deshalb wird eine zweite Zufahrtsstraße errichtet, zum Schutz für die tausenden Fans bei den Großveranstaltungen.
„Wenn ma was macht, soll man es g’scheit machen,
das geht dann nicht nur mit acht Stunden am Tag ab“, sagt der 59-Jährige. Franz ist Arbeit von Kind auf gewöhnt. Er ist mit seinen sieben Geschwistern auf dem Untertenn-Hof in Hochfilzen aufgewachsen, den sein Vater in den 60er-Jahren gekauft hatte. Der Vater arbeitete nebenbei als Munitionswächter beim Bundesheer. Zu Hause mussten alle mit anpacken und zusammen helfen. Die Eltern unterstützten ihre Kinder und waren für alles offen. Vielleicht ist gerade das der Grund dafür, dass alle Berger-Kinder etwas aus ihrem Leben gemacht haben und mit Beharrlichkeit ihr Ziel verfolgten.
Den Namen „Mr. Biathlon“ bekam Franz Berger, weil er österreichweit ein kleiner Guru war und nicht nur auf Hochfilzen geschaut hat. Er wollte mehr aus dem Biathlon-Sport machen und versuchte Landesverbände und Orte dafür zu gewinnen. Der Vizeleutnant war von Anfang an hartnäckig und wollte nicht von seinem Weg abweichen. Er hatte ein Ziel vor Augen, das er verfolgte. Obwohl nicht alle damit einverstanden waren, bekam er immer wieder Unterstützung von verschiedenen Institutionen und Leuten. Das motivierte ihn. „Man muss schon eine dicke Haut haben, sonst kommt man zu seinem Ziel nit hin. Wenn etwas größer wird, hat man dort und da auch Neider, das ist klar“, erzählt er.
Viele hätten es Franz Berger nicht zugetraut, dass er den Biathlon-Sport in Österreich zu dem macht, was er heute ist. Doch er hat sich nicht von seinem Weg abbringen lassen. „Wenn’s zum Wårten g’wesen is, oder ich mir gedacht hab, des kann i nit verstehen, dass ma då nein sagt, oder nicht hilft. Aber irgendwann ist dånn scho a Lichtl auftaucht, und es is schon wieder weiter g’ången“…
Franz Berger hat viel geleistet – für den Biathlon-Sport, für Hochfilzen, für das ganze Pillerseetal. "Rauhe Schale, unglaublich weicher Kern – das trifft auf ihn zu“, verrät seine Frau Moni….
TEXT: RENATE NOCKER 2015 / FOTOS: OK BIATHLON HOCHFILZEN; SMPR.AT; GEPA pictures