Je höher ich aufsteige, umso mehr komme ich runter

auf Skitour in der Kelchsau

In der Stadt wuselt es nicht nur auf den Straßen, sondern auch in meinem Kopf. Und so schön es auch manchmal ist, in der Anonymität unterzutauchen, so oft überfordert es auch all meine Sinnesorgane. In den Ohren der Lärm von allen Seiten, all diese Geräusche kommen irgendwo nur gedämpft bei mir an. Die Augen streifen vorbeikommende Menschen und Autos flüchtig, der Blick bleibt nicht hängen. Der Kreislauf ist heruntergefahren, nur wenige Minusgrade wirken bitterkalt. Die frische Luft sperren wir raus, und nehmen dafür stickigen Heizungsgeruch in Kauf. Die Gedanken springen von Einem zum Nächsten, auf einer endlos erscheinenden Liste voller To-Do's.

Die Stadt kann belebend wirken. Ein Raum wo viele interessante Menschen gut nebeneinander herleben, die oft so rein gar nichts gemeinsam haben. Ganz anders am Berg: Dort fühlen wir uns wie eine große Community, als würde uns diese Leidenschaft ganz klar verbinden und einander ähnlich machen. Aber wie so oft, braucht es die Gegensätze im Leben.

Damit die Stadt in ihrer Lautstärke und Lebendigkeit mich nicht erdrückt, suche ich den Kontrast am Berg... oder war's vielleicht anders herum? Ich gehe so lange, bis meine Gedanken ihre Sprunghaftigkeit verlieren, und je höher ich bin – umso mehr komme ich runter. Es scheint, als ob die Einfachheit und Klarheit der Natur Ordnung schafft in meinem Kopf.

Mit der Kelchsau verbinde ich meine ersten Skitourenerinnerungen. Nach kurzer Autofahrt befindet man sich fern vom dörflichen und touristischen Trubel in einem Tal, wo die Tourenmöglichkeiten unbegrenzt erscheinen. Ob im Langen oder im Kurzen Grund - Gipfel und Hänge in allen Expositionen und Steilheiten vereinfachen für Hochwinter sowie Frühling die Planung und garantieren (sofern das Know-How stimmt) guten Schnee. Allein ist man dort nur selten. Ein Tourenparadies wie dieses bleibt im Facebookzeitalter nicht lange geheim. Jedoch ist das Gebiet so weitläufig und die Hänge so zahlreich, dass die Erler-Brenn Hütte oder die Neue Bramberger Hütte zwar oftmals voll mit Skitourengehern sind, man sich während des Tages aber oft nur von Weitem sieht. Im Kurzen Grund gibt es rund um die Neue Bamberger Hütte zahlreiche lohnende Skitourenziele, zum Beispiel: Den Schafsiedel, Salzachgeier, Kröndlhorn oder Tristkopf. Eine Übernachtung auf der urigen Hütte ist also eine Empfehlung! Im Langen Grund ist die Pallspitze besonders reizvoll, da sie spannende Abfahrtsvarianten in verschiedene Täler bietet. Der Torhelm ist ein Tipp für besonders Ausdauernde und meist bis ins Frühjahr mit Ski machbar. Eure Wunschtourenliste hat sich soeben verlängert? Gut so, der Winter ist (hoffentlich) lang!

Und wieder bestätigt sich mir: Gegensätze würzen das Leben! In der gigantischen Bergwelt fühl ich mich klein und die Perspektive rückt wieder an ihren richtigen Platz. Verbringe ich viele Stunden in Kälte, Wind und Schnee, weiß ich einen warmen Ofen und eine heiße Tasse Kaffee erst richtig zu schätzen. Nach einem einsamen Tag in der Natur freue ich mich auf einen geselligen Hüttenabend oder die wuselige Stadt. Das Eine hat ohne dem Anderen wenig Reiz und verliert mit der Zeit an Bedeutung. Diese Regel scheint so offensichtlich und doch muss ich sie mir sie oftmals aufs Neue in Erinnerung rufen. Sei es, wenn es heißt, besonders früh für eine Bergtour aufzustehen und man eigentlich lieber im warmen Bett bliebe, oder eben auch mal an einem freien Tag nicht schon wieder eine große Tour zu erzwingen, da der Körper eigentlich zu müde ist. Unsere Kitzbüheler Alpen sind voller Kontraste: mal sanft, mal rauh, mal spannend, mal gemütlich.

Tourentipps und Infos zu aktuellen Verhältnissen findet ihr zum Beispiel auf www.tourenwelt.at oder www.hohe-salve.com.

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Lena

24.01.2020 - 00:00

Dahoam ist kein Ort, dahoam ist ein Gefühl. In den Bergen fühle ich mich zu Hause.
Die Kitzbüheler Alpen sind für mich so vielseitig wie kaum eine andere Bergwelt. Mal sanft, mal rau, mal entspannt, mal aufregend. Zu keiner Jahreszeit fehlt es einem an Ideen, draußen etwas zu erleben. Und ich frage mich so oft, gibt es ein schöneres dahoam?
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