Mit jedem neuen Gipfel entdeckt man neue Möglichkeiten, so dass einem das Tourenangebot eigentlich nicht ausgeht.
Tage wie diese
Auf Skitour im Bilderbuchwinter
Das Klischee geht so: Vom leuchtend blauen Himmel strahlt die Sonne, die Bäume tief verschneit, durch den unberührten Pulverschnee zieht ein Skitourengeher seine Spur Richtung Gipfel. Und bei der Abfahrt staubt der makellose Pulverschnee. Und die Realität? Ein leuchtend blauer Himmel strahlt mit der Sonne um die Wette, selbst die kleinste Fichtennadel ist weiß verziert, beim Spuren durch den tiefen Neuschnee sinke ich bis übers Knie ein und bei der Abfahrt in einer hellen Schneewolke schwebe ich regelrecht durch den fluffig leichten Pulverschnee und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Für so einen Champagne Powder fliegen andere nach Nordamerika, dabei gibt es den quasi direkt vor der Haustüre, in den Kitzbüheler Alpen.
Recherche in der Kelchsau
Der Januar 2017 hat es allen gezeigt. Nach sonnigem Start kam der sehnlichst erwartete Schnee in großen Mengen – und dann die Kälte samt Sonnenschein. Oder anders gesagt: Ein Winter wie aus dem Bilderbuch. Genau die richtigen Voraussetzungen, um auf Recherche zu gehen. Es geht um Tourentipps für Magazine und Onlineportale und natürlich auch um schöne Winterbilder. Das Ziel diesmal: Kelchsau mit seinem großen Tourengebiet im Kurzen und Langen Grund. Vor zwei Jahren war ich für eine Reportage in der Alpenvereinszeitschrift Panorama über eine Skidurchquerung der Kitzbüheler Alpen vor Ort und kenne daher schon einige lohnende Skitouren. Andererseits ist es aber so: Mit jedem neuen Gipfel entdeckt man neue Möglichkeiten, so dass einem das Tourenangebot eigentlich nicht ausgeht.
Eiskalt, aber ein Wintermärchen
Und so spure ich an einem eisig kalten, wenngleich traumhaft schönen Hochwintertag von der Erla-Brennhütte durch den metertiefen Schnee hinauf Richtung Bärentalkopf. Ein überaus lohnendes Ziel mit grandiosen Abfahrtshängen, das schon lange auf meiner To-Do-Liste stand. Zumindest seit ich das erste Mal aus dem Langen Grund auf den Schafsiedel gegangen bin und von dort sehnsüchtig hinübergeschaut habe auf diese XXL-Hänge, die so viel Platz bieten, dass man auch nach einer längeren Schönwetterperiode noch unverspurtes Terrain findet. Beim Aufstieg zeigt sich der Winter in seiner ganzen Schönheit: Die jungen Fichten verstecken sich unter riesigen Mützen aus Schnee, die Äste der großen Bäume schwer beladen, die Nadeln zieren feinste Eiskristalle und sobald ich vom Schatten in die Sonne wechsle, glitzert die Schneedecke wie eine riesige Swarovski-Auslage.
Zum Finale ein echter Höhepunkt
Neuer Tag, gleicher Ausgangspunkt. Doch diesmal geht es in die Sonne, die an diesem wiederum eiskalten Januartag wenigstens gefühlt etwas wärmt. Ein anderer Grund für die Wahl des Tourenziels waren die verführerischen Skiwiesen am Niederjochkogel, die mich beim Anstieg zum Bärentalkopf so verführerisch angelacht haben und die so typisch sind für die skifreundlichen Kitzbüheler Alpen. Eine von unten bis oben perfekte Tour, die letztlich bei der Abfahrt zu etwas ganz Besonderem wurde. Denn in der eiskalten Nacht hat sich auf der Schneedecke Oberflächenreif gebildet. Die blätterförmigen, sehr filigranen Eiskristalle entstehen häufig in sehr kalten Nächten und sind kleine Kunstwerke der Natur. Im Grunde nichts Ungewöhnliches, doch diesmal stand die Sonne so tief, dass der Hang bereits im Schatten lag. Nur die größten Eiskristalle erwischten noch etwas Licht und glitzerten im Halbdunkel des Hanges wie Edelsteine, während ich meinen Schwung durch diesen Naturschatz zog – einmalig. Tage wie diese sind selten, aber es gibt sie – hier in der Kelchsau.