Wolfgang Ambros über seine Wahlheimat Waidring

Die Austropop-Legende im Interview

Sie sitzen vor ihrer 354 Jahre alten Hütte in Waidring, trinken ein Glas Bier, singen zusammen und gewähren uns einen Einblick in ihre Freundschaft: Wolfgang Ambros und Heinz Kienpointner.

In der Hütte, die sich Wolfgang Ambros und Heinz Kienpointner seit dem Jahr 1983 teilen, zeugen zahlreiche Bilder von aufregenden Zeiten: Heinz auf der Bühne mit Wolfgang beim Ski-Opening 2003, die beiden Freunde beim Skifahren in den 70er-Jahren – Wolfgang mit schulterlangem Haar, Heinz mit Wencke Myrhe auf der Skipiste und lachend mit Reinhard Fendrich. Der Waidringer Langzeit-Bürgermeister außer Dienst zeigt uns die Bilder und seine Augen leuchten bei den Erinnerungen, die diese in ihm hervorrufen.

Seit 37 Jahren verbindet Heinz Kienpointner und Wolfgang Ambros eine aufrichtige Freundschaft.

Die beiden Freunde Wolfgang Ambros und Heinz Keinpointner im Gespräch

Seit 37 Jahren verbindet Heinz Kienpointner und Wolfgang Ambros eine aufrichtige Freundschaft. Gemeinsam blicken sie auf die schönsten Erlebnisse zurück und erzählen, wie es dazu kam, dass sich die Austropop-Legende ausgerechnet in Waidring niedergelassen hat.

Wolfgang, warum bist du vor so vielen Jahren nach Waidring gekommen?

Wolfgang: Hierhergekommen bin ich durchs Skifahren. Mein alter Freund Joesi Prokopetz hat mich angerufen und gesagt, er wäre jetzt gerade mit seiner Familie hier und ich sollte nach Waidring kommen. Ich habe gefragt: „Wo is Waidring?“, und er meinte, da würde ich jedes Mal daran vorbeifahren, wenn ich nach Kitzbühel fahre – was ich damals zugegebenermaßen häufig getan habe. Aber diesen Ort – Waidring – hatte ich nicht registriert.

Was waren deine ersten Eindrücke von Waidring?

Wolfgang: Ich habe die Fahrtstrecke völlig unterschätzt und bin damals – das war im Jahr 1976 – statt um 20 Uhr erst um 23 Uhr hier angekommen. Von Joesi Prokopetz fehlte jede Spur, denn hier ging gerade der Skilehrerball über die Bühne und er befand sich irgendwo in der Menge. Ich habe mich also, immer ratloser werdend, umgesehen und da stand auf einmal ein großer, offensichtlich bedeutender Mann vor mir. Er sagte: „Wolfgang, Joesi ist da, aber schon ein wenig ... ja, sagen wir indisponiert. I würd dir vorschlagen, wir gehen jetzt erst einmal an die Bar.“ Es wurde immer später und Joesi habe ich nicht mehr getroffen, also fragte ich den großen Herren, ob er eventuell eine Idee hätte, wo ich unterkommen könnte, nachts um halb eins. Er meinte einfach „Ja, ja, das mach‘ ma schon.“

Dieser große Mann war Heinz Kienpointner?

Wolfgang: Ja. Ich habe ihn in dieser Nacht gefragt, wer er eigentlich sei, und er meinte, er ist der Heinz und der Fremdenverkehrsobmann der Gemeinde. Da dachte ich: „Oje. Ausgerechnet den hab‘ ich mir ausg’sucht. Oder er sich mich?“ Nichtsdestotrotz bin ich ihm gefolgt, denn er hatte ja einen Plan, wo er mich unterbringen könnte. Dass sich dieses Zimmer in einer Bäckerei befand, hat er mir allerdings nicht verraten. Schon frühmorgens war dort die Hölle los, denn es wurde natürlich gebacken. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Ich fand das aber nicht weiter tragisch, denn zeitig am Morgen stand Heinz in meinem Zimmer – ganz in Rot – und sagte „Komm, geh’n wir Skifahren."

Habt ihr den Tag zusammen verbracht?

Wolfgang: Ja, nicht nur diesen. Erst war ich mir nicht sicher, was für ein Skigebiet mich hier erwarten würde. Der erste Eindruck wirkte auf mich nicht sonderlich einladend. Aber am Ende des Sessellifts hat sich ein richtiges Skigebiet gezeigt und ich habe sofort gesehen, welche Abfahrt ich nehmen würde. Und dann haben sich Joesis Versprechungen bewahrheitet. Nämlich, dass man hier super Ski fahren kann. Das haben wir auch tagelang gemacht,gemeinsam mit dem großen Mann, von dem ich heute ganz genau weiß, wer er ist und mit dem sich eine Freundschaft entwickelt hat, die sich Tag für Tag vertiefte.

Heinz: Wolfgang war so ein erstklassiger Skifahrer. Es bereitete mir große Freude, mit ihm unterwegs zu sein. Als ich einmal zu wenig Skilehrer hatte, habe ich ihn kurzerhand gebeten, mir auszuhelfen. An diesem Tag hatte er plötzlich 15 Kinder auf Skiern unter seiner Obhut. (beide lachen)

Viele Jahre lang habt ihr auch eine Disco in Waidring betrieben. Wie kam es dazu?

Wolfgang: Dieser Entschluss fiel um zwei Uhr morgens, als wir uns fragten, wohin wir jetzt gehen würden, und beide lachen mussten. Um diese Uhrzeit konnte man in Waidring einfach nirgends mehr weiterfeiern. Da haben wir beschlossen, diesen Zustand zu ändern und eine Disco zu bauen. Als ich den ganzen Sommer in Griechenland verbrachte und erst im August zurückkam, um mein Album „Der letzte Tanz“ zu präsentieren, hatte ich diese Abmachung schon wieder beinahe vergessen.

Heinz: Ja, die Präsentation des Albums war auf der Jesuitenwiese in Wien. Ich kann mich genau daran erinnern. Helmut Zilk und Dagmar Koller befanden sich auch unter den Gästen.

Wolfgang: Ich weiß nur noch, dass da plötzlich Heinz aufgetaucht ist und sagte: „Seawus, kannst dich noch erinnern, was wir im Februar ausgemacht haben?“ Ich musste schon ein wenig grübeln, aber dann ist mir die Disco wieder eingefallen und Heinz meinte nur: „Der Keller steht schon.“ Somit war dieses Projekt beschlossene Sache. Es war eine wahre Gaudi – ein Tanzlokal, in dem wir auftreten konnten, wann immer wir wollten. Die Disco bestand schließlich für rund 25 Jahre. Dass daraus einmal mein Wohnhaus wird, hat niemand jemals auch nur zu denken gewagt.

Ursprünglich kam Wolfgang Ambros zum Skifahren nach Waidring.

Wie seid ihr denn darauf gekommen, diese Berghütte zu pachten?

Wolfgang: Wir kannten den Eigentümer schon lange. Er war ein Freund und wusste, dass wir diese Hütte unbedingt haben wollten und auch bereit waren, sie zu sanieren und auszubauen. Mithilfe dieses Freundes ist es uns schließlich gelungen, sie auf Lebenszeit zu pachten und dank unserer Umbauarbeiten haben wir ihr weitere 100 Jahre geschenkt.

Heinz: Mir kommt vor, Wolfgang hat immer schon gespürt, dass auf dieser Hütte ein besonderer Platz ist. Nicht umsonst hat er viele seiner Lieder hier geschrieben oder hatte zumindest die Ideen dazu an diesem Ort.

Wolfgang: Ja, das stimmt. Wenn ich vor der Hütte sitze, Stift und Papier zur Hand nehme und mich dazu entschließe, zur Gitarre zu greifen, fällt mir unter Garantie etwas ein.

Einige von Ambros bekanntesten Lieder sind auf seiner Berghütte in Waidring entstanden.

Wolfgang, du bist ja ein begnadeter Skifahrer. Wo hast du so gut Skifahren gelernt?

Wolfgang: Ich stand schon als Kind mit meinen Eltern auf Skiern, aber das hat noch nicht so gefruchtet. Später war ich auf den verschiedensten Pisten und immer mit denselben Leuten unterwegs. Einige Menschen aus meinem Umfeld beherrschten das Skifahren ziemlich gut und brachten mir die richtige Technik bei. Als dann das Carven in Mode kam, hat mir niemand mehr etwas erklären müssen. Das war die Art Ski fahren, die ich immer schon automatisch gemacht hatte.

Gibt es im Winter eine Lieblingspiste hier auf der Waidringer Steinplatte?

Wolfgang: Ja, die Schwarzlofer-Piste.

Heinz: Das glaubt ja kein Mensch. Ich habe mich fast nicht getraut, dort zu fahren. Aber Wolfgang hat sich sogar noch eine Schanze gebaut und ist 30 Meter weit gesprungen.

Wolfgang: Die ersten 100 Meter erwiesen sich dort immer als wahre Herausforderung. Man musste sich trauen, Schuss zu fahren, sonst rutschte man auf dem Eis und blieb nur noch mit Glück stehen. Aber die meisten stürzen und tun sich weh. Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen. (lacht)

Heinz: Auf dieser Strecke trainieren die deutschen und französischen Skifahrer eine Woche vor dem Hahnenkammrennen – das ist Schwarzlofer.

Eine Zeit lang haben Wolfgang Ambros und Heinz Kienpointner eine Disco in Waidring betrieben.

Wolfgang, erzählst du uns noch, wie das Lied „Schifoan“ entstanden ist?

Wolfgang: Das war 1976 und die Story des Liedes stimmt zur Gänze. Es sind alle nach Hause gefahren und ich habe mich gefragt „Muss ich eigentlich auch?“ und habe festgestellt „Nein, ich muss nicht“. Da habe ich beschlossen, am Montag in Tirol zu bleiben und das, was ich am Wochenende gelernt hatte, noch einmal zu vertiefen. Ich genoss es so sehr, auf eigene Faust zu fahren. Im Haus meiner Eltern habe ich diese Geschichte dann einfach niedergeschrieben – ohne viel drumherum, genauso, wie sie sich zugetragen hat.

Weiß man im Vorhinein, dass so ein Song Hit-Potenzial hat?

Wolfgang: Ich habe es schon geahnt, ja. Ich konnte mir in diesem Moment zwar nur schwer vorstellen, wie es wirklich einmal klingen würde, aber ich habe mir gedacht, dass man sich diese Geschichte vorstellen kann, dieses Gefühl spürt. Christian Kolonovits hat es schließlich geschafft, diese unverwechselbare Melodie zu arrangieren. Sie ist es, die das Lied so einzigartig macht, weil sie so alpin klingt und einen spüren lässt, wie man die Pisten runterfährt. Ich nehme gerne zur Kenntnis, wenn mir für das Lied Lob ausgesprochen wird, aber für das Arrangement gehört nur Christian gedankt. Heute tut es mir ja so leid, dass das PillerseeTal darin nicht vorkommt. Hätte ich gewusst, wie alles kommt, hätte ich vielleicht nach einem Refrain gesucht, der auf See endet.

Seit 2010 hat Wolfgang Ambros seinen Hauptwohnsitz im PillerseeTaler Örtchen Waidring.

Gibt es nach so einer langen Zeit Lieder, die man nicht mehr spielen mag?

Wolfgang: Nein, die gibt es nicht. Das Gegenteil ist der Fall.

Wie kann es sein, dass deine Songs – die teilweise in den 1970ern geschrieben wurden – den Zeitgeist heute so sehr treffen?

Das dürft ihr nun selbst interpretieren, und zwar genau so, wie ihr das wollt.

Vielen Dank für das Gespräch.

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