Der Weg ist ihr Ziel

Die Tage von Anna Heim sind lang. Denn vor und nach dem normalen Berufsalltag ist sie so oft als möglich in den Tiroler Bergen und Wäldern unterwegs. Als Jägerin. Für einen gesunden Wildbestand und um den Gästen zu zeigen, dass die Natur Ruhe und Respekt verdient.

Jungjägerin Anna Heim© Daniel Gollner Fotografie

Es ist kurz vor vier Uhr morgens, als Annas Wecker läutet. Wenig später sitzt sie bereits im Auto und fährt eine schmale, holprige Bergstraße entlang. Nur das Scheinwerferlicht erhellt die Nacht, ansonsten ist es stockfinster. Und auch dieses Licht verlischt, als Anna den Wagen abstellt, vorsichtig die Tür öffnet, leise Rucksack, Fernglas und Gewehr schultert und sich im Dunkeln zu ihrem Hochsitz aufmacht. Bedacht bewegt sie sich Schritt für Schritt im Labyrinth des weitläufigen Fichtenwaldes vorwärts. Jeder noch so kleine Lärm könnte nahes Wild verschrecken. Am Sitz angekommen heißt es dann: Warten und die Ohren spitzen. Ihre Augen haben sich längst an die Dunkelheit gewöhnt und die Dämmerung erhellt die Umgebung langsam im Minutentakt. „Wenn dann auf der Lichtung gemeinsam mit den ersten Sonnenstrahlen eine scheue Rehgeiß mit ihrem jungen Kitz zur Äsung zwischen den Bäumen hervortritt, sind das Momente, die mir jedes Mal aufs Neue unter die Haut gehen“, erzählt die begeisterte Jungjägerin aus Kirchberg in Tirol.

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© Daniel Gollner Fotografie
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Im Auftrag der Hege

Man mag es ihr auf den ersten Blick nicht ansehen, dass sie an der Seite ihres Vaters und Großvaters bereits mehrere Stücke Rot- und Rehwild mit einem sauberen Blattschuss erlegen durfte. Langes Haar, strahlende Augen sowie ein sanftes, freundliches Gemüt zeichnen ihre Person aus. „Wenn ich den Leuten dann erzähle, dass ich in meiner Freizeit auf die Pirsch gehe, ernte ich schon mal erstaunte Gesichter“, lacht sie. Gerne erklärt sie Nichtjägern das sich aufdrängende Warum, ein Tier töten zu wollen. „Es gehört so viel mehr zur Jagd, als das erlegte Stück. Die Hege und Pflege des Waldes, die Erhaltung von sicheren Reviereinrichtungen sowie ein gesunder Wildbestand. Entnommen werden in erster Linie kranke, schwache und alte Tiere, die den Winter nicht überstehen würden. Die alljährliche Reh- und Hirschbrunft ist natürlich für jeden Jäger etwas ganz Besonderes, steht aber definitiv nicht an erster Stelle einer verantwortungsvoll ausgeübten Jagd.“

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© Daniel Gollner Fotografie
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Respekt vor Wald und Wild

Schon als Kind war sie mit ihrem Vater viel im Wald unterwegs, durfte ihn zu den Fütterungen im Winter begleiten und aufgeregt durch das Fernglas spähen, wenn sich auf der nahen Lichtung ein Rudel Rotwild abzeichnete. „Heute ist die Jagd für mich ein toller Ausgleich zu meinem Büroalltag als Marketingassistentin des Tourismusverbandes Brixental.“ Doch auch in der Arbeit findet die Hege des Wildes seinen Raum. „Es ist wichtig, die Besucherströme rund um die Kitzbüheler Alpen zu lenken, sodass das Wild seine Ruhezonen hat. Gerade im Winter verbraucht ein Auerhahn zum Beispiel immens viel Energie, wenn ihn ein Skitourengeher aufschreckt. Ebenso ergeht es dem Rot- und Rehwild, daher ist es wichtig, dass die Tiere in ihren Einständen Ruhe finden und bei den Fütterungen nicht von Touristen beunruhigt werden.“

„Eine Ehre, hier leben zu dürfen“

Denn ausgeschilderte Touren und Routen gibt es auf die Tiroler Berge hinauf genügend, davon ist Anna überzeugt: „Unsere Infrastruktur ist hervorragend ausgeschildert, jeder Gast findet unberührte Plätze abseits der beliebten Hot Spots. Wir dürfen uns geehrt fühlen, hier leben und Urlaub machen zu dürfen.“ Deshalb genießt Anna jede freie Sekunde in den Wäldern und auf den Bergen ihrer Heimat. „Weil einen die Natur so viel mehr gibt, als der Fernseher und die Couch daheim. Draußen kann ich nach einem stressigen Tag so richtig durchatmen und mich wieder erden. Man bewegt sich, tut etwas für seinen Körper. Wenn mir dann noch ein Anblick vergönnt ist, darf ich Sankt Hubertus – dem Schutzpatron der Jäger – im Geiste einfach nur leise Danke sagen.“

Sabine Ertl

Sabine Ertl

…Naturmensch mit Leib und Seele. Geboren 1986 in Kärnten, Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaften in Klagenfurt. Als freie Journalistin, Texterin und Bloggerin gerne und viel unterwegs. Bergfreak, Pferdenärrin, Neo-Cellistin und Feinschmecker. www.gedankenschmiede.at Mehr Details

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