„Du musst die Berge lesen können“

Benjamin Kalra trifft man ganzjährig in den Bergen Tirols an. Vor allem im Winter ist das Freeride-Eldorado Fieberbrunn Heimat seines Herzens. Mit dem Freeride Club „Snowgirls“ nimmt er erfolgreich an internationalen Turnieren teil und zeigt dem Nachwuchs in Kursen, wie man die Berge richtig lesen und deren eigene Gesetze verstehen lernt.

Die allererste Spur in den noch unberührten, frischen Schnee ziehen, steile Berghänge abfahren, die noch kein Mensch je zuvor erkundet hat, dabei die Freiheit und das Adrenalin in jedem Muskel des Körpers spüren, all diese Gefühle bedeuten für Benjamin Kalra das pure Glück auf Erden. „Der Freeride-Sport ist mein Rückzugsort, meine Auszeit vom Alltäglichen. Es sind die Natur, die Stille und die Momente der grenzenlosen Unabhängigkeit, die mich immer wieder in die Berge ziehen lassen.“

Aufgewachsen in Fieberbrunn im PillerseeTal wurde Ben die Leidenschaft für den Sport von seinen Eltern in die Wiege gelegt. Skifahren konnte er bereits mit zwei Jahren, als Jugendlicher zog es ihn in den Skisprungverein, erst später entbrannte das Fieber für das Freeriden. Viele kleine Puzzleteile reihten sich Jahr für Jahr ineinander und ergaben letztlich das ganze Bild von Benjamins Lebensabenteuer: Als gelernter Spenglermeister bietet er qualitative Handwerksarbeiten in Kitzbühel und Umgebung an, als Freeride Action- und Stuntmodel wirbt er für verschiedenste Firmen und lebt seitdem seine Leidenschaft, die in Fieberbrunn ihren Anfang nahm: „Die erste Freeride World Tour machte in meiner Heimat Station, ich schloss mich dem Freeride Club „Snowgirls“ an und somit stand ich alsbald bei Bewerben rund um die Welt am Start. So hat der Wahnsinn angefangen, ein gewaltig schöner Wahnsinn“, lacht er heute.

Aus den Jahren als Skispringer kann er viele Vorteile ziehen: „Ich weiß, wie ich mich in der Luft verhalten muss.“ Innerhalb der „Snowgirls“ pusht man sich gegenseitig, dennoch fährt das Risiko bei jeder Abfahrt mit: „Wenn du in den Hang einfährst, bist du schlagartig auf dich allein gestellt, das erfordert ein großes Maß an Know-How und Erfahrung. Du musst den Berg lesen können, die Schneeverhältnisse richtig einschätzen, alle Sicherheitsaspekte bedacht haben. Wenn heute im Fernsehen in wenigen Sekunden gezeigt wird, wie wir unberührte Berghänge abfahren, dann steckt da jahrelange Arbeit und ein hartes Training dahinter. Ohne die notwendige Leidenschaft und Hingabe wäre das nicht machbar.“

Um diese Leidenschaft weiterzugeben, veranstalten die „Snowgirls“ jährlich verschiedene Kurse: LFS-Trainings, Kurse zum Thema Schneeprofile, Lawinengefahr und dergleichen mehr werden angeboten, um für Interessierte und Nachwuchsfreerider eine sichere und fundierte Ausgangslage zu schaffen. Fieberbrunn als Trainingsgebiet ist ideal, wie Ben findet: „Dank der geografischen Lage hat man wirklich alle Möglichkeiten. Du kannst entweder im bewaldeten Gebiet powdern oder hochalpine Sachen planen. Es steht jedem offen, wohin die Reise geht.“ Dank der Bergstationen und 70 Liftanlagen erspart man sich zudem lange Aufstiegswege und kann nach wenigen Minuten bereits voll und ganz durch feinsten Pulverschnee in Richtung Tal schwingen. „Easy up – Wild down“ lautet dabei die Devise der Region. Eine Ansage, die hält, was sie verspricht, nicht umsonst hat die „Freeride World Tour“ Fieberbrunn als einzigen Austragungsort im deutschsprachigen Raum aufgenommen. Für Ben absolut nachvollziehbar: Das Terrain ist einzigartig. Diese Berge sind für mich mein Leben.“