Eisstockschießen im PillerseeTal
TREFFSICHER!
Eisstockschießen hat im PillerseeTal eine lange Tradition. Wir haben die Stockschützen beim Training besucht und uns von der Faszination dieser Sportart überzeugt.
Kalte Temperaturen und eine winterliche Landschaft empfangen uns im PillerseeTal, als wir am Trainingsort der Eisstockschützen eintreffen. Wir hören bereits das Geräusch der Eisstöcke, die auf die Bahn geworfen werden und über das Eis gleiten. Ausrufe wie „Eineinhalb Meter und bisschen andrücken“ oder „Den Mittleren nachschieben, aber ein bisschen weicher“ und „Ja! Der kommt schon!“ begleiten das Spiel, bei dem zwei Teams versuchen, mit ihrem Wurf von der Standritze aus so nahe wie möglich an einen Holzwürfel heranzuschießen. Alle Spieler sind konzentriert und überlegen, wie der nächste Wurf am besten aussehen könnte. Sollte über die Seitenwand gespielt werden, um einen anderen Stock zu umgehen? Oder wäre es gut, mit besonders viel Schwung das „Hasei“ für den nächsten Eisschützen besser zu positionieren? Vielleicht sollte es ein vorsichtiger Wurf werden, um den Eisstock möglichst zielgenau zum Stehen zu bringen? Schon ist der nächste Stock auf dem Eis und jeder schaut gespannt zu, wofür sich der Spieler entschieden hat und wie sich die Spielsituation dadurch verändert.
Alle Spieler sind konzentriert und überlegen, wie der nächste Wurf am besten aussehen könnte.
Besondere Schwergewichte
Im Bezirk Kitzbühel wird mit speziellen Schwergewicht-Eisstöcken gespielt, die es nur hier gibt. Die Stöcke der Herren bringen stolze neun bis dreizehn Kilogramm auf die Waage. Auf der Unterseite der Spielgeräte befinden sich drei Schrauben, die vor jedem Match eingestellt werden, um die Schnelligkeit in der Gleitphase zu regulieren. Die Damen schießen mit den sogenannten „Sommerstöcken“, die circa vier bis fünf Kilogramm wiegen und auf den Winterplatten montiert werden. „Wie man sieht, haben viele der Spieler Eisen an ihren Schuhen, die einen guten Stand auch außerhalb der ‚Stehmatz‘ gewährleisten. Bei den Olympischen Spielen sind solche Eisen nicht erlaubt, aber für unser Training bieten sie eine Erleichterung“, erklärt uns Josef Foidl, langjähriges Mitglied des Eis- und Stockschützenvereins Fieberbrunn. Gespielt wird in zwei Mannschaften. An der Spitze jedes Teams steht ein sogenannter „Moar“ – der Mannschaftsführer ist der Einzige, der nach Spielbeginn noch redet und Anweisungen gibt. Manchmal übernimmt er den ersten Schuss – das ist aber nicht zwingend notwendig. Welches Team beginnt, wird mittels Münzwurfes entschieden. Ziel des Spiels ist es, am Ende einen Stock seiner Mannschaft am nächsten beim „Hasei“ zu haben. Das Team, dem das gelungen ist, hat diese „Kehre“ gewonnen. Je nach Bewerb werden drei oder vier „Kehren“ gespielt. Neben den Mannschaftsdisziplinen, bei denen ein Team aus mindestens vier Personen besteht, gibt es auch Einzelmeisterschaften.
Auf der Unterseite der Spielgeräte befinden sich drei Schrauben, die vor jedem Match eingestellt werden, um die Schnelligkeit in der Gleitphase zu regulieren.
Die Tradition des Eisstockschießens
Die Anfänge des Stocksports gehen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Im gesamten Alpenraum war es damals wie heute eine beliebte Freizeitbeschäftigung. In strengen Wintern, in denen die Seen ausreichend zugefroren waren, trieb es ganze Dörfer aufs Eis, um gegeneinander anzutreten. Um das Jahr 1900 begannen sich die ersten Vereine zu etablieren und der Sport wurde professionalisiert. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es bereits eine Europameisterschaft in GarmischPartenkirchen. Im PillerseeTal wird seit mehr als 125 Jahren der Schwergewicht-Eisschützensport ausgeübt. Das Interesse daran ist bis heute ungebrochen. Auf vielen Bahnen der Region kann eine Bespielbarkeit der Anlagen über die komplette Wintersaison garantiert werden. Die Größe der Fieberbrunner Anlage bietet außerdem seit den frühen Neunzigerjahren die Möglichkeit zur Austragung nationaler Wettbewerbe.
Mehr als ein Hobby
Als wir den EV Fieberbrunn beim Training besuchen, tragen fast alle Eisschützen ihre hellblauen warmen Wintersportjacken mit dem Emblem des Eis und Stockschützenvereins darauf. „88 aktive Mitglieder zählen wir beim EV Fieberbrunn, wobei die älteste aktive Dame 87 und der älteste aktive Schütze 88 Jahre alt sind“, erklärt Obmann Stefan Trixl. Trainiert wird hier an sechs Tagen die Woche und das ganzjährig – Sommer wie Winter. Jedes Mal sind zwischen acht und zehn Personen anwesend. „Einmal pro Woche findet das Damentraining statt und freitags sind die Nachtschützen am Zug“, gewährt der Obmann Einblick in den Trainingsplan. Dank der Kunsteisbahn, die ab Anfang Dezember präpariert wird und durch die Kühlung den gesamten Winter zur Verfügung steht, ist man wetterunabhängig und stets im Stande, das Training durchzuführen. „Im Anschluss daran verbringen wir meist noch Zeit in unserem gemütlichen Vereinsheim, wo der eine oder andere ‚Watter‘ gespielt und so die Kameradschaft gepflegt wird“, erzählt uns Stefan.
Die Eisschützen tragen alle ihre hellblauen warmen Wintersportjacken mit dem Emblem des Eis- und Stockschützenvereins darauf.
Bis ins hohe Alter
Das Team rund um Obmann Stefan Trixl und Elisabeth Foidl, Leiterin der Damenmannschaft, freut sich stets über Interessenten, denen sie ihr Wissen über diesen Sport weitergeben und dadurch die Neugierde auf das Spiel wecken können. Laufend sind Gäste und auch verschiedene Schülergruppen auf den Eisbahnen der Region unterwegs. „Daraus ergeben sich hoffentlich wieder Nachwuchsmannschaften, damit dieser traditionsreiche Sport im PillerseeTal weiterlebt“, freut sich Elisabeth. Denn Eisstockschießen ist ein schöner Sport, bei dem man viel Zeit an der frischen Luft verbringt. Außerdem kann man die Sportart bis ins hohe Alter ausüben und das Gesellschaftliche kommt dabei nie zu kurz. Es ist eine Freude für alle Beteiligten, wenn es wieder heißt: Stock heil!
Eisstockschießen kann bis ins hohe Alter ausgeübt werden und das Gesellschaftliche kommt dabei nie zu kurz.
Wer sich demnächst selbst auf die Eisbahn wagt, sollte folgende Fachausdrücke kennen:
Das 1x1 des Eisstockschießens
- „Hasei“: Holzklotz 6 x 6 cm groß, welcher als Ziel dient und das ganze Spiel über nicht mehr berührt werden darf
- „Stehmatz“: Rille, in der ein Fuß gestellt wird, wenn man den Stock schießt
- „Moar“: Mannschaftskapitän; hat im Spiel den Überblick und gibt vor, was zu tun ist
- „Kehre“: Eine Spielrunde in eine Richtung
- „Laierer“: Hin und Herschwingen, bevor man den Schuss abgibt
- „Wandl“: Wenn über die Bande geschossen wird, um das Ziel zu erreichen und einen anderen Stock zu umgehen
- „Sommerstöcke“: Leichtere Eisstöcke, die für das Damentraining auf den Winterplatten montiert werden
Ein Hasei ist ein 6 x 6 cm großer Holzklotz, welcher als Ziel dient und das ganze Spiel über nicht mehr berührt werden darf.
Du möchtest dich selbst am Eisstock versuchen?
Wer sich selbst gerne am Eisstock probieren möchte, kann im Rahmen von Schnuppertrainings einen Einblick in die jahrhundertealte Tradition erhaschen. Dafür stehen in allen Orten des PillerseeTales Eisstockbahnen zur Verfügung. Schnell bemerken Interessierte, dass es beim Eisstockschießen nicht nur um Konzentration, Technik und Strategie geht, sondern dass auch der Spaß keinesfalls zur kurz kommen darf.
Mehr Informationen erhältst du unter:
Mit großer Begeisterung für den Winter- sowie Sommersport in den Bergen fühl ich mich in Tirol besonders wohl. Als originale Tirolerin verschlug es mich mit meiner akademischen Ausbildung in den Tourismus, wo ich heute im Marketing & Projektmanagement tätig bin. Aufgrund meiner Erfahrung und Liebe zu den Bergen, fällt es mir besonders leicht über unsere schönsten Plätze & aufregende Geschichten meiner Heimat zu berichten. Mehr Details