Für Wera ist alles nur ein Spiel
Stefan Fuchs aus Itter erzählt von seiner Rettungshündin
Stefan Fuchs, 1970 geboren, ist dreifacher Installateur-Meister für Gas, Wasser und Heizung, seit Jahren aber Werkstättenlehrer an der HTL in Jenbach. Er ist Mitglied der Lawinenkommission Hopfgarten, Gemeinderat in Itter und Bezirksleiter der Lawinenhundestaffel der Bergrettung Tirol. Der Itterer war 28, als er sich seinen ersten tierischen Partner holte und ihn fleißig trainierte, viel Zeit und Liebe investierte . Der Traum vom gemeinsamen Einsatz platze jäh, als der Hund unter ein Auto geriet und getötet wurde. Der zweite Schäferhund, den Stefan zu sich holte, hatte einen Hüftschaden und war nicht einsetzbar – das stellte sich erst im Laufe der Zeit heraus. Aber dann, ja dann kam Samos, Stefans erster „richtiger“ Lawinenhund. Leider dauerte das gemeinsame Glück nicht lange. Als Samos 7 Jahre alt war, verletzte er sich bei einem Einsatz im Zillertal und erholte sich nie mehr ganz richtig davon.
Noch zu Samos Lebzeiten kam Wera in die Familie. „14 Monate alt war sie, als wir sie bekamen.“ Mit viel Liebe und Training entwickelte sich Wera bald in die gewünschte Richtung. Training ist natürlich das Wichtigste. Das bezirksweite Lawinentraining findet alle zwei bis drei Wochen statt, in kleineren Gruppen wird jede Woche trainiert. Derzeit gibt es 6 Einsatzhunde im Bezirk und einen „Anwärter“. Die Ausbildung eines Lawinenhundes dauert drei Jahre. Einen Lawinenhund auszubilden und zu führen ist ein sehr, sehr zeitintensives Hobby. Aber vor allem: „Bei dem, was wir tun, geht es um Menschenleben“, stellt Stefan klar.
Wir Tiroler sind top ausgerüstet
Die Einsatzabwicklung über die Leitstelle Tirol mit dem Alarmiersystem und Digitalfunk braucht den internationalen Vergleich nicht zu scheuen, da sind wir Tiroler in puncto Technik ganz vorne mit dabei. Stefan erklärt: „Wenn irgendwo a Lawine abgeht und i bin bereit, brauch i nur die Statusmeldung eins drücken, und die Leitstelle weiß, wo ich mich aufhalte. Unter Umständ ist dånn in a paar Minuten da Hubschrauber då und nimmt uns mit.“
Einen ganz bestimmten Einsatz im Winter wird Stefan nie wieder vergessen: In der Wildschönau meldete man eine Lawine, Stefan und Wera wurden geholt. Man vermutete den Verschütteten in einem gewissen Bereich, doch Wera zeigte ganz woanders an. Das heißt, sie buddelte dort wie wild im Schnee. Obwohl es nicht logisch schien, vertraute Stefan seiner Partnerin und seinem Bauchgefühl und wies die Sondiermannschaft an, gemäß Weras Anzeige zu sondieren. Mit Erfolg. Der junge Mann war 50 Minuten lang unter Schnee begraben gewesen, aber dank Wera fand man ihn rechtzeitig – lebend. „Des ist des Schönste, wenn du a Leben retten kannst, des is der Übertraum,“ formuliert es Stefan, „dafür nimmt ma ja alles in Kauf, die ganzen Trainingseinheiten und die viele Zeit, die es braucht.“ Oft ist der Einsatz für die Retter lebensgefährlich. Das nehmen sie in Kauf.
Am Hund allein liegt es nicht
Gute Suchhunde gibt es gar nicht wenige. Allerdings haben nicht alle Herrln so eine gute Ausbildung wie Bergrettungsmann Stefan. Die besten Hundeführer der Bergrettung stellen ihre Fitness regelmäßig und in unerbittlichen Tests unter Beweis. Wenn der Anruf kommt, Tag oder Nacht, müssen beide in optimaler Form sein: Hund und Herr. Leider gibt es Menschen, die so überhaupt kein Gespühr haben für das, was die Bergrettung leistet. Menschen, die leichtsinnig gefährliche Situationen heraufbeschwören; die gedankenlos Suchaktionen am Berg auslösen, weil sie sich überschätzen, schlecht ausgerüstet sind, bei ihren Angehörigen oder Vermietern nicht melden. Stefan meint nur: „Des is halt so“, Bianca regt das mehr auf. Denn immer wieder kommt es vor, dass ihr Mann von einer Minute auf die andere weg muss, zu teils gefährlichen Einsätzen, die leichtfertig ausgelöst wurden.
Zum Glück ist Stefan nicht allein unterwegs, meist ist Wera mit dabei. Die beiden passen gut aufeinander auf...