Alte Alm, junges Team: Die Holz- und Käsealm

Wir setzen uns an einen Tisch auf der Sonnenterasse und sind einfach nur überwältigt. Die traumhafte Aussicht von der Holz- und Käsealm ist gigantisch. Vom Kaisergebirge über das Kitzbüheler Horn bis zum Feldalphorn und der Hohen Salve rahmen Bilderbuchberge den Blick. Unten im Tal liegt die Ferienregion Hohe Salve mit dem Ort Hopfgarten und unserem Wanderstartpunkt, dem Penningdörfl. Magdalena Laiminger, von der Tourist Information Wörgl, hat meiner Mutter und mir diese Route empfohlen. Es sollte eine schöne Tour sein mit echtem Tiroler Flair auf dem Berg. Was uns erwartet sind coole, junge Menschen, die uns einen Einblick in ihr Leben geben.

Holzalm, Käsealm© Charlotte Ritter

Sofort begrüßt uns herzlich Kathrin, unsere Kellnerin. Sie erzählt, dass sie eigentlich Intensiv-Krankenschwester ist und aus Freudenstadt im Schwarzwald kommt. Gerade ist sie, wie sie uns sagt, „auf dem Selbstverwirklichungstrip“. Kathrin bringt uns eine Brotzeit-Jause mit Käse, Speck und Butter – natürlich alles von den glücklichen Kühen und Schweinen der Holz- und Käsealm. Das Leben hier oben gefällt Kathrin. Innehalten, das Leben überdenken. Morgens um vier Uhr aufstehen, zum Feldalphorn wandern, den Sonnenaufgang genießen. Und sich über einen neuen Tag im Bilderbuch freuen. Obwohl: Die Arbeit auf der Alm ist hart. 12 Stunden, sieben Tage die Woche, den ganzen Sommer lang. „Doch meine Kollegen sind super und ich fühle mich pudelwohl“, sagt Kathrin. Das sechsköpfige Team ist jung, jeder ist gut gelaunt. Abends, wenn der letzte Gast gegangen, die letzte Kuh gemolken ist und endlich Ruhe einkehrt, holen sie dann oft Ziehharmonika und Harfe raus und lassen den Abend mit Hausmusik im Licht der untergehenden Sonne ausklingen. Da werde ich schon etwas traurig, dass ich nicht bleiben kann.

Jause von Kathrin© Charlotte Ritter
im Kustall© Charlotte Ritter

Neben uns setzen sich Florian und Simon, die grade von der morgendlichen Arbeit kommen. Sie kümmern sich nicht nur um 160 Milchkühe und 23 Jungtiere, sondern auch um die 105 Almschweine, die hier quiekend durch die Gegend sausen. Die beiden Jungs nehmen uns mit und zeigen ihre Tiere, die wirklich außerordentlich viel Platz haben. „Die Holz- und Käsealm überzeugt schon immer durch ihr stimmiges Gesamtkonzept,“ findet Florian. Die Schweine trinken die Molke, sozusagen das Abfallprodukt der Käseproduktion, bekommen noch ein wenig Getreideschrot, suchen sich ansonsten genau die Kräuter, die sie mögen – und rennen den ganzen Tag vergnügt über die Alm. „Das Fleisch ist geschmackvoller, muskulöser, gesünder“, sagt Florian. Und ich kann es bezeugen. So gutes Fleisch habe ich lange nicht mehr gegessen.

Almschweine© Charlotte Ritter

Ein großer Teil der glücklichen Tiere kommt bei den Almschwein-Wochen der KochArt-Betriebe auf den Tisch. KochArt ist eine Vereinigung mit aktuell 22 Restaurants und Gasthöfen der Kitzbüheler Alpen, die sich ein gemeinsames Label geben, das für regionale Küche auf hohem Niveau steht. Selbstverständlich werden auch die 23 Tonnen Käse, die am Ende des Sommers auf der Holz- und Käsealm produziert sind, nur vor Ort verkauft.

Für den guten Käse ist übrigens Benni verantwortlich. Er trägt eine rote Wollmütze, die sein Markenzeichen ist, und im kühlen Käsekeller ihre Berechtigung hat. Bart und Locken quillen hervor: „Früher schnitten sich die Almerer erst das Haupthaar, nachdem sie von den Bauern für ihren Einsatz bezahlt worden waren“, sagt Benni. „Heute ist es einfach bequem, wenn wir auf der Alm alles wachsen lassen.“

Benni und Anton
© Charlotte Ritter
Jause mit herrlichem Ausblick
© Charlotte Ritter
Käser und Bauern
© Charlotte Ritter
Käser und Bauern auf der Holzalm
© Charlotte Ritter
Schweine auf der Holzalm
© Charlotte Ritter

Ich beneide das junge Team. Hier oben Tag für Tag aufzuwachen, im Einklang mit der Natur zu sein und einfach nur Lebensfreude zu versprühen. Naja, vielleicht werde ich ja die nächste Kathrin und verwirkliche hier oben irgendwann meinen Traum. Doch jetzt bleibt es erstmal noch ein Traum.

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