Was passiert, wenn’s passiert ist?

Eine Übung der Bergrettung in der Region Hohe Salve

Die Kitzbüheler Alpen sind ein wahres Paradies für Outdoor-Fans: beeindruckende alpine Landschaften, hervorragend präparierte Pisten und wunderschöne Wanderwege. Doch gerade diese landschaftliche Schönheit birgt auch ihre Gefahren. Ein falscher Schritt, eine zu steile Kurve oder plötzliche Wetterumschwünge können schnell zu einem Unfall führen – und genau in solchen Situationen kommt die Bergrettung ins Spiel.

In der Region Hohe Salve sind die Ortsstellen Wörgl-Niederau und Hopfgarten aktiv.

Die Bergrettung Tirol ist ein ehrenamtlicher Verein, der das ganze Jahr über Menschen aus Notlagen rettet. Die Wurzeln der alpinen Rettung reichen in Tirol mehr als 100 Jahre zurück. Bis 1950 war die Bergrettung ein Teil des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Heute agiert sie als eigenständiger Verein mit über 4.600 Mitgliedern. Tirol ist in 91 Ortsstellen unterteilt, die schnelle und effiziente Hilfe ermöglichen.

Unverzichtbar für die alpine Sicherheit

Mein Freund Alexander und ich durften bei einer Übung der Bergrettung Wörgl/Niederau live dabei sein. Einmal im Monat treffen sich die freiwilligen Helfer*innen zur Übung, die vom Einsatzleiter Robert sorgfältig geplant wird. Diesmal war ein „Wanderer“ abgestürzt – mehr Details hatte nur der Einsatzleiter. Nach einer herzlichen Begrüßung in der Station ging es auch schon mit zwei Autos in Richtung Unfallstelle.

Das Auto, in dem wir fuhren, war ein neuer Stolz des Teams – ausgestattet mit praktischen Tools, die den Transport von Verletzten und Ausrüstung erleichtern. Martin Flörl, Mitglied der Bergrettung, erklärt, dass sie auf Spenden und Fördergelder angewiesen sind. Dementsprechend muss mit dem begrenzten Budget gut gehaushaltet werden. Das neue Auto war notwendig, da die Mitglieder oft mit ihren privaten Fahrzeugen ausrücken mussten – und immer noch oft mit dem eigenen PKW unterwegs sind.

Der Ablauf der Übung

Am Übungsort angekommen, wurden wir sofort mit Helmen und Klettergurten ausgestattet, um sicherzustellen, dass nichts passiert – schließlich soll aus der Übung keine Ernstfall-Situation werden. Die Anwesenden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe rettete den verunglückten Dummie, den Einsatzleiter Robert zuvor platziert hatte, während die andere Gruppe verschiedene Knotenarten übte und das Abseilen trainierte.
Der spannendste Teil der Übung war die Bergung eines „Verletzten“. Die Vielzahl an verschiedenen Seilen war beeindruckend, und wir waren überrascht, wie schnell das Team in einen reibungslosen Ablauf überging. Jeder wusste, was zu tun war, und keiner kam sich in die Quere. Der Aufbau der Trage wurde ausführlich besprochen, sodass es etwas länger dauerte. Im Ernstfall würde der gesamte Aufbau jedoch weniger als fünf Minuten in Anspruch nehmen.

Zwei Retter seilten sich schnell ab, um den „Verletzten“ zu sichern. Der Weg dorthin war steil und wenig einladend, aber es war wichtig, den Verletzten schnell zu stabilisieren und zu beruhigen. In der Zwischenzeit wurde die Trage vorbereitet, und zwei weitere Retter seilten sich ebenfalls ab. Nachdem der Dummie gesichert war, begann der Rückweg nach oben. Die Trage und die Bergretter wurden mittels Seilzug schnell, aber ruhig, nach oben gezogen.

Was, wenn es doch einmal ernst wird?

Die Übung war sehr realistisch und zeigte, dass die Bergretter*innen im Ernstfall genauso souverän handeln würden. Oft sind für eine sichere Bergung sechs bis sieben Personen notwendig. Diese werden über Anruf oder SMS alarmiert. Der Einsatzleiter oder die Einsatzleiterin steht in Kontakt mit dem Opfer und entscheidet, ob zusätzliche Notfallkräfte vor Ort erforderlich sind. Kein Unfall ist wie der andere und die Mitglieder müssen intuitiv handeln und das Geübte auf verschiedene Szenarien anpassen.

Wann passieren die meisten Unfälle?

Martin erklärte uns, dass die Zahl der Unfälle mittlerweile fast jede Saison übersteigt. Besonders im Frühling bis Herbst steigt die Zahl der Unfälle, vor allem durch E-Bikes, Wandernde oder Paragleiter*innen. Im Winter sind Lawinengefahren besonders gefährlich – sowohl für Skifahrer*innen als auch für die Retter*innen. Skifahrer*innen, die im freien Gelände von Schnee lawinenartig verschüttet werden, erfordern eine besonders schwierige und langwierige Bergung. In solchen Fällen spielen ausgebildete Lawinenhunde eine entscheidende Rolle, da ihre Spürnasen auch unter dichten Schneedecken die Verunglückten finden und so wertvolle Zeit gewonnen wird, die für die Rettung wichtig ist.

Hand in Hand mit dem Tourismusverband

Die Liebe zur Natur und den Bergen ist eine Grundvoraussetzung für den Dienst bei der Bergrettung. Um Unfälle im Vorfeld zu vermeiden, sind gut präparierte Wander- und Radwege notwendig. Der Tourismusverband sorgt dafür, dass diese in einem optimalen Zustand sind und nach Unwetterschäden auch gesperrt werden. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Bergrettung und Personen, die viel in der Region unterwegs sind. Jedes Jahr im Frühling werden alle Wander- und Radwege geprüft und nach den Wintermonaten wieder instandgesetzt. Dazu gehört das Entfernen von Bäumen, das Richten von Schildern und die Erneuerung von Rastbänken. Kleinere Arbeiten übernimmt die Bergrettung selbst. Der Außendienst des Tourismusverbandes Region Hohe Salve ist besonders stolz darauf, dass die Rastbänke mit regionalen Elementen in eigener Produktion gefertigt und aufgestellt werden.

Fazit

Da wir selbst gerne in den Bergen unterwegs sind, war es für uns äußerst wertvoll, einen Einblick in den Ablauf der Bergrettung im Ernstfall zu erhalten. Die Arbeit, die hier das ganze Jahr über bei jeder Witterung und zu jeder Tageszeit geleistet wird, ist beeindruckend und verdient höchsten Respekt. Ohne das Engagement der freiwilligen Helfer*innen wäre die Bergwelt deutlich weniger sicher.

SOS EU ALP App: Ein lebensrettendes Tool

„Gehe nie alleine auf den Berg“ – dieser Rat von Martin gilt für alle, die sich häufig in den Bergen aufhalten. Wenn eine verunfallte Person den Notruf über die "SOS EU ALP" App absetzt, kann die Bergrettung den Standort des Verunfallten bis auf wenige Meter genau ermitteln und verkürzt somit die Suchzeit erheblich. Besonders im Winter, wenn Unterkühlung droht, kann diese App im Notfall Leben retten.

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Paula

01.04.2025 - 17:40

Ich liebe meine Heimat. Die Berge im Winter, wie im Sommer. Die Vielfältigkeit in unserer Region ist einfach unbezahlbar und dafür bin ich täglich dankbar. Mehr Details

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