Für Jetzt und die Zukunft
„Du bist, was du isst!“ – Dieser allbekannte Spruch reicht tiefer, als er zunächst vermuten lässt. Denn wir sind nicht nur, was wir essen. Wir sind auch das, was unsere Umwelt ist. Und die haben wir in der Hand.
Es ist 08.00 Uhr. Die Sonne scheint und ich mache mich auf dem Weg nach Bruckhäusl am Wörgler Boden. Hier in Bruckhäusl bin ich aufgewachsen. Daher freut es mich umso mehr, dass ich gerade hier einen für mich ganz besonderen Biohof mit meiner Kamera begleiten darf!
Beim Biohof Pinnersdorf spielt ein ökologischer Dreiklang aus Mensch, Tier und Natur zusammen. Joachim Astl und seine Familie sind das Herz des über 500 Jahre alten Hofes und bewirtschaften ihn seit 2001 biologisch und CO2-neutral.
Ein ausgeglichener Alltag beim „Pinnersdorfer“
Ich entlade gerade mein Equipment, als sich mir ein verschmuster Kater nähert und an meine Beine schmiegt. Rafael, wie ich später erfahren durfte. Mit Kamera und Stativ auf meiner rechten Schulter mustere ich den eindrucksvollen Hof mit hoher Stallung, wie es wegen der Postkutschen früher üblich war. Ich bewundere die mächtige, königsblaue Eingangstür und bewege mich am Hof vorbei Richtung Hühnerstall. Da kommt mir auch schon Joachim entgegen! Er war gerade dabei einen Blick auf seine Hühnerbande zu werfen.
„Resi und Toni“
Nachdem wir uns begrüßt und wegen des Drehablaufes besprochen haben, nimmt mich Joachim mit zu unserem ersten Drehort: Dem Schweinestall. In einen schwarzen Eimer schöpft Joachim Biofutter aus zwei Komponenten für seine beiden Zuchtschweine Theresia und Antonia. Nach dem Frühstück geht es dann in den Auslauf.
Kälber, wie verspielte Kinder
Neben dem Schweinestall befindet sich der „Offenfront-Laufstall“, ein tiergerechtes Stallsystem mit viel Außenwelt-Kontakt für seine Rinder, die den ganzen Sommer über auf der Steinfeld-Hochalm am Fuße des Großen Rettensteins verbracht haben! Joachim grinst: „Manchmal spielen die Kälber im Winter sogar Fangen, wenn der Schnee fällt! Unseren Rindern gefällt es hier einfach, egal ob Sonne oder Schnee.“ Da habe ich sogar wieder etwas dazugelernt, denn wie Joachim mir verrät, liegt die Wohlfühltemperatur eines Rindes bei ca. 0°C- 5°C - „Was mich zur einzigen Person macht, die im Winter manchmal zu frieren hat.“, lacht Joachim.
Recht auf Leben – auch für die Bruderhähne
Ich höre schrilles Zwitschern, als wir zu den Pinnersdorfer Bruderhähnen weitermarschieren. Die Bruderhähne sind die männlichen Geschwister der Hennen, die für Joachim und andere „BIO AUSTRIA“-Betriebe nicht unbedeutend in den Fleischwolf gelangen, sondern mitaufgezogen werden. Wir stehen vor einer großen Holztür. Der tierliebe Bio-Landwirt öffnet sie und das hörbare Zwitschern wurde wesentlich lauter. Joachim greift zum Futter und serviert auch hier das Frühstück. Während manche Küken zum Futter stürmen, springen einige froh und munter aus dem Stall in den Freilauf. Sogar ohne Zaun, bewegen sich die Hähne frei auf dem Hofgelände.
Als ich auch hier meine Szenen abgedreht habe, unterhielt ich mich mit Joachim auf dem Weg zu einem der großen Hühnerställe über artgerechte Tierhaltung. Dazu gehört für mich auch, männlichen Hähnen ihr Leben nicht bereits kurz nach dem Schlüpfen wieder zu nehmen, sondern, wie es der Biohof Pinnersdorf macht, mit Liebe aufzuziehen.
Von glücklichen Hühnern und dem notwendigen Bewusstsein in uns Menschen
Als wir am Tor von einer der drei Hühnerherden ankamen, blickte Joachim in die Linse und erklärte etwas, was mich schockierte: „Was wir gleich sehen, ist der markante Unterschied zwischen den unterschiedlichen Hühnerhaltungen. Wenn ich diese Herde mit meinen 500 Tieren als reine Freilandhaltung führen würde, hätten hier doppelt so viele Hühner Platz. Wenn ich sie aber noch in Käfigen halten würde, hätten alleine in diesem Stall 20.000 Tiere Platz!“. Meine Augen weiteten sich vor Schock. Mir dieses Maß an Freiheitsberaubung vorstellen zu müssen, löste eine gewisse Traurigkeit in mir aus. Wie schön, dass die Käfig- bzw. Batteriehaltung in Österreich schon seit vielen Jahren verboten ist.
Beim Biolandbau legt Joachim nicht „nur“ viel Wert auf artgerechte Tierhaltung, sondern auch auf das Wohlbefinden seiner Tiere. So werden die Legenester seiner Hühner mit Dinkelspelz, die reine Hülle eines Dinkelkorns, eingestreut. Eine Henne kuschelt sich beim Eierlegen gerne in ihr Nest, was ich beim späteren Eieraufsammeln deutlich gesehen und gespürt habe! Am liebsten würde ich mich auch in so ein kuscheliges Nest legen!
Für Jetzt und die Zukunft - der Hofladen beim Biohof Pinnersdorf
Wir alle sollten den nötigen Wert eines fröhlichen Tierlebens schätzen und fördern. Einen wesentlichen Beitrag leisten wir, wenn wir bewusst, regional und gesund einkaufen. Joachim Astl führt gemeinsam mit einigen anderen Biolandwirten aus umliegenden Regionen einen breit bestückten Hofladen direkt vor Ort am Wörgler Boden.
Mittlerweile umfasst das Sortiment rund 100 Bioprodukte. Darunter befinden sich natürlich die hofeigenen Eier und die daraus produzierten Eiernudeln, Käse, Joghurt, Säfte, Speck, Fleisch und vieles mehr!
In den Regionen der Kitzbüheler Alpen, wie auch allen anderen Regionen Tirols, richten sich immer mehr Landwirte eigene Hofläden ein. Die Nachfrage nach regionalen Produkten steigt und legt immer mehr Bausteine für ein gesundes Leben und ein gutes Klima.
Gelegentlich besuche ich umliegende Hofläden und versorge mich mit Joghurt, Käse oder frischen Eiern. Ich bin stolz, wenn ich meinen Kühlschrank öffne und weiß, dass ich etwas Gutes für mich, unsere lokalen Landwirte und das Klima getan habe.
Nach einem sonnigen Drehtag gemeinsam mit Joachim Astl und seinen glücklichen Tieren, bedanke ich mich für seine Bereitschaft aufzuzeigen, was Bio wirklich bedeutet!
"Mit dem Bio-Landbau leisten wir nicht nur Beitrag zu einem gesunden und nachhaltigen Produkt für den Menschen, sondern tragen gleichzeitig einen massiven Teil zum Klimaschutz bei!"
- Joachim Astl
Dennis Becker
Antworten
Mein Onkel ist derzeit auf der Suche nach einem Hofladen. Dabei ist es gut zu wissen, dass diese zum Teil auch bio sind. Ich hoffe, dass er einen passenden Anbieter finden wird.