Dem Ruf der Berge folgen
Als geprüfte Bergwanderführerin ist der KAT Walk ein Stück weit Heimat für Elke Henke geworden. Denn dort, wo nur die Natur einem zuhört, hat sie ihre Ruhe gefunden und verstanden, dass das man seine Sterne im Leben stets neu ordnen kann. Wenn man den Mut dazu hat.
Elke Henke hatte in ihrem Beruf alles und doch wieder nichts. Trotz leitender Position und Erfolg auf ganzer Linie war sie innerlich ausgebrannt und leer. Also suchte sie als Ausgleich zum Bürojob ihr Glück in den Bergen der Kitzbüheler Alpen. Wo sie es letztlich fand. Denn mit jedem Schritt in der unverfälschten Natur kehrte Stück für Stück mehr Ruhe in die gestresste Karrierefrau ein und diese verstand alsbald, dass sich in ihrem Leben grundlegend etwas ändern musste, damit dieses ersehnte Gefühl nicht wieder verlorenging. Der alte Beruf wurde somit kurzerhand an den Nagel gehängt, High Heels wurden gegen feste Bergstiefel getauscht und aus anfänglichen, privaten Bergtouren unter Freunden entstand eine neue berufliche Leidenschaft, die seitdem ungebrochen anhält. Als geprüfte Bergwanderführerin ist sie heute mit ihren Wandergruppen hauptsächlich am KAT Walk, dem Kitzbüheler Alpen Trail, unterwegs. „Die Berge sind mein Ruhepol. Jeder Tag ist anders. Mal scheint die Sonne, mal ziehen dichte Nebelfelder über die grasgrünen Almen, es verhält sich wie mit einem selbst. Kein Mensch ist täglich derselbe.“
Die Berge als beste Psychologen
Für Elke sind die Gipfel der Kitzbüheler Alpen daher schlichtweg Psychologen: „Ich gehe, weil es mich hinaustreibt und hinaufjagt. Woher das Gefühl kommt, vermag ich nicht zu sagen, es ist einfach da. Stunden später komme ich voller Energie zurück und weiß plötzlich, wie ich alltägliche Probleme anpacken soll.“ Dieses Gefühl von Entschleunigung will Elke mit anderen Menschen teilen. Weil viele genau das in der heutigen, schnelllebigen Zeit suchen und brauchen. „Etliche Urlauber kommen nach Tirol und schaffen es nicht, von der innerlichen Überholspur abzubiegen. Denen geht es während einer geführten Tour vordergründig nur darum, wie schnell man am Gipfel und wieder im Tal ist.“ Bei Elke spielen Bestzeiten jedoch keine große Rolle. „Vielmehr nehme ich mir Zeit. Wenn uns ein lauschiges Platzerl entlang des KAT Walks anlächelt, dann hocken wir uns einfach in die Wiese und schauen in die Ferne. Riechen den Duft von frischgemähtem Gras im Sommer oder beobachten fallendes Laub im Herbst. Lauschen dem Summen der Bienen, dem Zwitschern der Vögel oder dem Pfeifen des Windes. Erst wenn ich spüre, dass das innerliche Rodeo in Jedem langsam beginnt nachzulassen, dann ist das der Punkt, wo der Gast wirklich angekommen ist. Solche Momente bleiben. Die kann man nicht mit dem Handy oder dem Fotoapparat einfangen, nur mit dem Herzen.“
Gemeinsam neue Wege beschreiten
Herzensmomente, davon gibt es am KAT Walk einige. Elke erlebt sie gemeinsam mit ihren Wandergruppen immer wieder aufs Neue. „Der Trail ist konditionell durchaus eine Herausforderung und führt uns innerhalb von sechs Tagen einmal quer durch die Kitzbüheler Alpen. Da tauchen unter den Wanderern zwischendurch schon Selbstzweifel auf.“ Doch wenn die Gruppe zusammenhält, man sich gemeinsam über die schwersten Gipfel trägt, dann verwandeln sich Tränen des Frusts am Ende in Freudentränen. „Es entstehen Freundschaften, tiefe Bänder, die bis heute anhalten.“ Weil solche Erlebnisse verbinden. Für Elke ein Gefühl der Dankbarkeit: „Wenn wir am Ende des KAT Walks angelangt sind und ich Teil dieses Glücks sein darf, das die Menschen mit mir entlang des Weges gefunden haben, dann ist es das Größte, was mir am Berg passieren kann. Das ist mit Worten nicht zu beschreiben.“
Jedem sein eigenes Ziel
Der KAT Walk ist für sie der „Laufsteg über die Kitzbüheler Alpen“. „Nur dass man diesen mit Bergschuhen statt High Heels beschreitet.“ Zum einen genießt man malerische Weitblicke und weiß stets, wohin der Weg führt und wie weit man bereits ist. Zum anderen ist es die besondere Verbindung zwischen wilder Natur und dem Quäntchen Luxus, zu wissen, dass einem am jeweiligen Tagesziel ein frisch bezogenes Bett und ein vorbestelltes Essen mit kulinarischen Köstlichkeiten aus der Region erwarten. Das offizielle Ende des Trails ist letztlich der Pillersee, doch Elke weiß: „Auch wenn dieser Punkt in den Wanderkarten groß markiert ist, so ist das eigentliche Ziel doch bei jedem ein anderes. Davon bin ich überzeugt.“ Eben eines, welches man wiederum nur mit dem Herzen sieht.