Intensiver Job, intensives Hobby

Sich körperlich auspowern, das ist für Michaela Osl lebensnotwendig. Mit ihrem Mountainbike macht die gelernte Krankenschwester daher jede freie Sekunde die Trails rund um die Kitzbüheler Alpen unsicher. „Weil ich in der Natur, in den Bergen Tirols, seit jeher meine Antworten auf drängende Fragen finde.“

Die Arbeit als Krankenschwester auf der Intensivstation im Tiroler Krankenhaus St. Johann in Tirol verlangt den Mitarbeitern oft das Maximum ab. Hier ist der Grat zwischen Leben und Tod ein schmaler, oft entscheiden nur wenige Sekunden darüber. Der medizinische wie pflegerische Aufwand ist enorm, der psychische Druck hoch. Und dennoch hat sich Michaela genau für diesen Beruf entschieden. Drei Jahre lang hat die Ausbildung an der Gesundheits- und Krankenpflegeschule in Zell am See gedauert, gleich danach begann sie ihre Karriere vorerst auf der Unfallstation und wechselte wenig später auf die Intensivstation. „Natürlich gibt es immer wieder belastende Situationen, die einen nur schwer loslassen. Ich versuche diese Gedanken im Krankenhaus zu lassen, rede mit Kollegen darüber und gib meinem Geist die Zeit, die er braucht, um das Erlebte zu verarbeiten.“

Vom Spitzensport zum Hobby

Den besten Ausgleich zu ihrer Arbeit findet Michaela im Mountainbiken. Erst dann, wenn sie intensiv in die Pedale treten kann, Höhenmeter für Höhenmeter die Berge der Kitzbüheler Alpen erklimmt, erst dann kommen ihre Gedanken zur Ruhe. „Ich brauche diese Anstrengung, wenn ich meinen Puls nach oben treibe. So kann ich abschalten, mich wieder gut und stark fühlen für den nächsten Arbeitstag.“ Mit dem Radfahren selbst hat die gebürtige Kirchbergerin schon als Kind begonnen, die Leidenschaft dafür entdeckte sie durch ihren Vater. Recht schnell steigerte sie ihr Können und stieg in die Profiliga bis zum Junioren-Weltcup auf. „Dann merkte ich für mich, dass ich mich entscheiden muss: Will ich in den Spitzensport oder will ich einen bodenständigen Beruf erlernen?“ Die Entscheidung fiel auf letzteres, das Mountainbike wurde für sie zum ständigen Freizeitpartner.

1.100 Höhenmeter Downhillspaß

Rund um die Kitzbüheler Alpen fordern zahlreiche Strecken Michaela heraus, ihr Können jedes Mal aufs Neue unter Beweis zu stellen. Ihr Lieblingstrail ist dabei der Fleckalmtrail in Kirchberg, welcher quasi direkt vor ihrer Haustüre liegt und mit 7,1 Kilometern zu den längsten Singletrails in Tirol zählt. „Die abwechslungsreiche Strecke hält auf 1.100 Höhenmetern alles bereit, was ich mir von einem Trail wünsche. Wurzelpassagen, größere und kleinere Sprünge, verschiedenste Stufen und Brücken.“ Um hier vom Trail nicht abgeworfen zu werden, braucht es ein hohes Maß an Konzentration, Kondition und Technik. „Da bleibt für andere Gedanken keine Zeit, ich darf keinen Stein übersehen, muss meine Linie suchen, voll und ganz bei mir und meinem Bike sein.“ Der perfekte Ausgleich für Michaela zur intensiven Arbeit. Und wenn es sie gerade nicht auf das Mountainbike zieht, schnappt sie sich ihren Klettergurt und erklimmt neue Wege in der Vertikalen: „Den Klettersport habe ich erst seit kurzem für mich entdeckt. Es ist eine tolle Ergänzung zum Radfahren, weil man sein Körpergefühl gut trainieren kann und viel für den Oberkörper tut. Die Berge sind einfach meins, sind es immer schon gewesen.“

Wenn in der Natur die Antwort liegt

Denn die Natur ist es, die ihr oft so viele Antworten auf drängende Fragen liefert. Kritisch steht sie der heutigen Entwicklung gegenüber, was die ständig steigende Flut an digitalen Medien angeht. „Oftmals kann man beobachten, dass wenn ein Kind mal etwas lauter wird, ihm sofort ein Handy vor die Nase gelegt wird, um es zu beruhigen. Das kann auf Dauer nicht gut gehen, ein Abhängigkeitsverhältnis entsteht. Dabei müssen gerade die Jüngsten raus in die Natur, um diese mit allen Sinnen zu erleben. Für die Kinder der Berge der Zukunft.“

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