Mountain-Lover

... weil Profifotograf Mathäus Gartner aus Brixen unsere Berge, die weite Welt und das Leben selbst so sehr liebt, bekommt er davon auch so viel zurück.

Brixental/Dubai. Mathäus, 27, ist längst erfolgreicher Fotograf, als es ihn 2022 reizt, mal in einer Wüste zu fotografieren. Er landet beim Googeln auf der Website der Regierung des Emirats Dubai. Der Brixner mit Sommersprossen und sympathischem Lächeln im Gesicht überlegt, welche Fotobotschaften die da unten vielleicht gerade brauchen könnten, schreibt das Konzept für eine Foto-Kampagne und schickt es an „Dubai-Tourism“. Zu seiner Überraschung zeigen die Adressaten Interesse und bieten Mathäus eine Videokonferenz an. Am Tag des Termins macht er gerade Skifotos auf der Scheffauer Tanzbodenalm. Beim Lunch mit der Crew hat er die Zeitverschiebung mit Dubai falsch eingeschätzt, und so läutet sein Handy früher als erwartet. Mathäus staunt auch nicht schlecht, als ihm beim Videocall gleich 9 Leute gegenübersitzen. Er schwenkt für die „Dubaiotes“ auch mal zur Prachtkulisse des „Wilden Kaisers“, und sie reagieren beeindruckt. Der Knipser fürchtet, seine Chancen durch sein unprofessionelles Telefonat während eines Shootings vermasselt zu haben. Aber Bestellungen im Universum funktionieren! Und so bekommt er den Auftrag für eine lukrative Fotokampagne, für die er sogar seine Freundin Kathi mit „in die Wüste schicken“ kann, und zwar als eines der Models.

Mit vier schon sportlich unterwegs

Ein Grund für seinen Erfolg offenbart sich mir, als er mich besucht. Mathäus hat eine ungeheuer gewinnende Ausstrahlung, versprüht Leidenschaft für seinen Beruf, und auch Lebenslust. Bei so vielen Profifotografen kann das ein entscheidender Vorteil sein. Geboren wurde er 1996 in Brixen im Thale. Papa Günther ist Installateur und wird später bei der Bundesbahn arbeiten. Mama Sabine ist Verkäuferin im Modegeschäft „Frauenschuh“ in Kitzbühel. Mit Brüderchen Paul gewinnt er auch einen Freund fürs Leben. Schon mit vier lernt Klein-Mathäus daheim im Ortsteil „Winkl“ Skifahren und geht mit den Eltern oft wandern. Aber vor allem Fußballspielen wird seine riesige Leidenschaft. Er liebäugelt sogar früh mit einer Profikarriere, ist aber als Kind und Jugendlicher etwas zu klein. „Als Tormann bin i oft nit so weit auffikommen, dånn håben sie gern über mi drüberg’schossen. Is nit ideal“, lächelt er. Erst mit 14, 15 wächst er in die Höhe, da ist er bereits im Leistungszentrum Tirol und zählt zu den fünf Besten seines Jahrgangs. Trotzdem geht sich der nächste Schritt knapp nicht aus. „Wår åber trotzdem a guate Zeit“, auch als er bis 20 am Brixner Fußballplatz kickt. Er ist sehr gern mit Freunden zusammen, „und mi interessiert a, wås åndere zu sågen håben. Weil das hilft einem oft selber weiter.“

Tourismusschule, Kathi und das Studium

Nach dem Besuch des Gymnasiums St. Johann besinnt er sich drauf, dass er eigentlich schon immer gern Koch werden wollte. „Bei meinen Omas Christl und Inge håb i des Kochen a bissl g’lernt“, und so wählt er die Tourismusschule St. Johann. Mathäus geht als Koch voll auf und absolviert Auslandspraktika. Jedoch, bei 80 bis 90 Arbeitsstunden die Woche wird er auch skeptisch, ob er das später mal machen will. Sicherer ist er sich da schon bei seinen Gefühlen für Kathi aus Wörgl, die ebenfalls die Tourismusschule absolviert und mit der er mittlerweile acht Jahre zusammen ist. Mathäus studiert schließlich in Kufstein Marketing und Kommunikation und verbringt sein Auslandssemester in Quito, der Hauptstadt Ecuadors.

Mit der Kamera in die Berge

Was seine Leidenschaft für die Fotografie betrifft, erlebte Mathäus mit 13, 14 einen Schlüsselmoment: „I håb mir a Fotokamera kaft und bin mit einem alten Radl auf die Brixner Wiegalm‘ auffi g’fåhren“ – mit einigen notgedrungenen Stopps zum Luftholen. „Åber i wollt unbedingt auffi zum Fotografieren.“ Und es fasziniert ihn immer öfter, schöne Bergmomente zu genießen und festzuhalten. Und so sportelt und fotografiert er immer mehr, und schätzt auch etwas, das ihm schon beim Kochen getaugt hat: „Du kreierst was, mit dem du die Leut’ glücklich machen kannst.“ Ideale Kombi: Für die Family oder Freunde ein paar Gänge kochen und ihnen dabei schöne Fotos zeigen. „Und wenn sie des wertschätzen, des is oafach ein gutes Gefühl.“ Mathäus wird mehr und mehr zum „Mountain Lover“, und er liebt auch, Neues zu entdecken und auszuprobieren. Einen der prägendsten Gipfel-Glücksmomente erlebt er am Bettelwurf im Karwendel, wo er und Kathi zwei Brüder treffen, der eine ist 93 Jahre alt, der „Jüngere“ 81. „So möchte i mit über 90 a beinånd sein“, lächelt der Visionär.

Internationale Kunden

Mathäus macht immer bessere Fotos und träumt bald davon, hauptberuflich Fotograf zu sein. Sein erster Kunde wird der Tourismusverband „Kitzbüheler Alpen – Brixental“, und es wird eine tolle, anhaltende Zusammenarbeit. Er meldet ein Kleingewerbe an und staunt nicht schlecht, als er 2018 für „Intersport“ Werbefotos machen soll. Eine Stuttgarter Agentur legt ihm ihr Konzept vor, „und des wår für mi der Wahnsinn!“ Das Shooting findet in der Schweiz statt, und die Arbeit wird in 10 Ländern publiziert. Das ruft nach mehr! Um im Spiel der Großen mitmischen zu können, findet Mathäus es wesentlich, viele Leute kennenzulernen und gut vernetzt zu sein. „I glab, es hilft mir a oft weiter, dass i mit Leut scho halbwegs normal umgehn ku.“ Und wenn’s „menschelt“, und wenn der gewinnende Typ dann mit freudigem Strahlen und mit riesiger Faszination und Leidenschaft an die Aufgabe herangeht, ist das die beste Grundlage für eine gute Zusammenarbeit. Was der Brixner von Anfang an gern tut: „Ich überleg mir Konzepte, die ich dann Firmen vorstelle.“ Mathäus ahnt, was sie brauchen, „und des kånn i dånn scho so verkaufen, dass sie Interesse kriegen.“ Und so gewinnt er nach und nach prominente Kunden wie Sportausrüster von „Völkl Ski“ über „Mammut Swiss“ bis zu „The North Face“, aber auch „Red Bull“ und Autohersteller von „Audi“ bist zu „Volvo“.

22.000 Follower

Seine Fotojobs führten den jungen Brixentaler etwa schon nach Mallorca, Norwegen, Island, New York City oder auf die Malediven. Und darüber hinaus kann man längst übers Internet Kunden auf der ganzen Welt auf seine Arbeit aufmerksam machen. Mathäus wählt auf Instagram den Profilnamen „Mountain Lover“. Der, der die Berge liebt. Erzählt er heute jemandem, dass er Fotograf ist, „dånn schaut koana auf meine Homepage sondern ålle auf Instagram.“ Mathäus ist sich des ungeheuren Glücks bewusst, sein Hobby zum Beruf zu haben, und es fühlt sich oft gar nicht wie Arbeit an, weil es so viel Spaß macht. Und bei Aufträgen, die ihn in zahlreiche Länder führen, denkt er sich: „Volle cool. Du bist in einer lässigen Umgebung, håst ein cooles Programm, und derfst es deinen Job nennen.“

In die Berg dahoam

Vor allem seine Reisen zeigen Mathäus auf, wie schön unsere Heimat ist, und wie gut es uns hier geht. „Wenn du woanders wårst, wo sie vielleicht kein Trinkwasser haben, und du dånn wieder hoamkimmst, dann siehst erst richtig, dass der Lebensstandard bei ins ein Wahnsinn is.“ Und wenn er die Hälfte seiner Arbeitszeit als Fotograf amComputer verbringt und ihm das zu viel wird, „dann muss i wieder aufs Radl, auf die Ski und auf die Berg, damit i wieder g’scheit owakimm.“ Und wie praktisch ist es dann doch, diesen Luxus vor der Haustür zu haben. „Ma muss nirgends hinfahren, des ku ma bei uns då daleben. Und es is so schee und oafach.“

Mit der Kamera am Berg, das ist für Mathäus „sehr viel Freiheit und draußen a guate Zeit verbringen“. Und: „Es gibt eigentlich koane schlechten Tåg am Berg“, sagt er. Und auch nicht in seinen geliebten, ruhigen Tälern, wie dem Spertental um Aschau oder dem Sintersbachtal bei Jochberg. Für seine Zukunft wünscht er sich: „Eine eigene Familie haben, wär cool, mit einem Haus und einem Garten.“ Und beruflich gibt es noch einige Firmen, für die er sehr gern arbeiten würde. „Aber vielleicht ruft scho morgen eppa u und håt irgendeinen coolen Auftrag, von dem i heut no gar nix woaß. Lässig!“ Bestellungen im Universum.

Seinen Instagram-Namen „Mountain Lover“ hat Mathäus vor einiger Zeit geändert, weil er nicht mehr nur auf Bergfotos reduziert sein will, sondern etwa auch „Lifestyle“ professionell bedient. Gibt man im Internet doch „Mountain Lover“ ein, „dann erscheint da so a Typ aus Indien, der den Namen nach mir g’nommen hat.“ Und unter „Mathäus Gartner“ ist nun jener Typ zu finden, der nicht aus Indien stammt sondern aus „Winkl“ in Brixen. Und der ist weiter liebend gern in unseren Mountains unterwegs

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